81 neue Gemeinschaftsschulen wurden vom Land für das kommende Schuljahr zugelassen. Dabei steigt die Anzahl dieser Schulform in Baden-Württemberg auf 209. Mit dabei ist im dritten Durchgang auch die Anne-Frank-Schule aus Oberreut.
Chancengleichheit als oberstes Gebot
"Das Konzept hat uns überzeugt", erklärt Schulleiter Johann Schwarz-Hemmerling auf Anfrage von ka-news die Beweggründe für den Antrag, Gemeinschaftsschule werden zu dürfen. "Außerdem passt es sehr gut zum Stadtteil Oberreut." Bei einem Ausländeranteil von 37,5 Prozent (Statistisches Jahrbuch 2013) in Oberreut ist Schule nicht nur im Bereich der Sprachförderung wichtig. "Mit der Gemeinschaftsschule haben wir die Chance, Kinder aus der Grundschule weiter mitzunehmen und dranzubleiben."
"Einzigartigkeit und Vielfalt begreifen wir als Chance, Gemeinsamkeit zu schaffen" heißt der Leitgedanke des Pädagogischen Konzepts, das die Schule für den Antrag entworfen hat. Schulintern hat der Prozess bereits vor über einem Jahr begonnen, entwickelt wurde das Konzept von Mai bis August 2013. "Wir wollten an unseren bisherigen Erfahrungen anbauen und diese für die Gemeinschaftsschule nutzen", so Schwarz-Hemmerling weiter.
Im Vorfeld habe man sich andere Schulen angeschaut, insbesondere die Gemeinschaftsschule in Grötzingen. Dies habe es den Schulverantwortlichen sehr angetan. Von den Erfahrungen könne man nun selbst profitieren. "Sehr gefreut haben wir uns damals über die Zustimmung aus dem Gemeinderat für den Antrag", berichtet Schwarz-Hemmerling. Als Schulträger muss natürlich die Stadt zustimmen. "Als dann auch die Zusage vom Land kam war das ein schönes Ereignis."
"Großer Ansturm auf Anmeldungen"
Da waren's also drei Gemeinschaftsschulen in Karlsruhe. "Karlsruhe ist sehr gut aufgestellt mit den drei Schulen und man ist gut organisiert", bewertet Elke Rosenberg, Schulrätin für Karlsruhe im Staatlichen Schulamt, die Gesamtsituation. In Grötzingen und der Drais-Schule hätte man mit einem derart großen Ansturm auf die Anmeldungen gar nicht gerechnet. "Die Eltern nehmen diese neue Schulform gut an." Daher lohne sich eine dritte Schule dieser Form auf jeden Fall.
Dieser Einschätzung folgt auch das Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe. "Als Antragssteller begrüßen wir es sehr, dass wir die Zusage aus dem Kultusministerium bekommen haben", so Amtsleiter Joachim Frisch auf Nachfrage von ka-news. Das große Interesse in Grötzingen und an der Drais-Schule lasse hoffen, dass sich mit einer neuen Gemeinschaftsschule im Süden der Stadt der Bedarf großflächig verteilt. Aber ist bei drei Schulen Schluss? "Im Gespräch ist derzeit auch eine Schule in der Waldstadt sowie in Neureut." Entscheidungen seien hier jedoch noch nicht gefallen.
Aus der Werkrealschule wächst eine Gemeinschaftsschule
Die Umstellung der Anne-Frank-Schule erfolgt nun schrittweise. "Am 12. März haben wir einen ersten Infoabend für interessierte Eltern", erzählt Schwarz-Hemmerling. Parallel seien die Lehrer bereits dabei erste Materialien zu entwickeln, damit ab dem Schuljahr 2014/2015 für die neuen Fünftklässler alles bereit steht. Für die aktuellen Schüler wird sich nichts ändern. "Sicherlich werden wir die Prinzipien der Gemeinschaftsschule auch auf andere Klassen übertragen", so Schwarz-Hemmerling. Doch prinzipiell "wächst die Gemeinschaftsschule rein und die Werkrealschule raus."
Die Gemeinschaftsschule versteht sich in erster Linie als soziale Schule, die neben der inklusiven Bildung viel Wert auf Chancengleichheit setzt. Darum werden Schüler, die eine unverbindliche Empfehlung für Haupt- und Realschule oder Gymnasium haben, gemeinsam unterrichtet. Selbstgesteuertes Lernen und Eigenverantwortlichkeit spielen dabei eine ebenso große Rolle wie gezielte Rückmeldungen und Förderprogramme durch die Lehrenden. Prinzipiell können alle Schulabschlüsse erreicht werden, sofern die Gemeinschaftsschule auch die Sekundarstufe II anbietet. Die Anne-Frank-Schule dagegen endet nach der 10. Klasse.