"Für nicht mehr reisende Zirkus-Elefanten gibt es einen großen Bedarf an Aufnahmeplätzen", betont die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger beim Besuch des Zoos Karlsruhe vergangene Woche. Einig war sie sich mit Zooleiter Matthias Reinschmidt, dass die Übernahme von Zirkuselefanten nicht nur ein Tierschutzprojekt und wichtiger Baustein für das "Auslaufmodell Zirkuselefant" ist, sondern für den Zoo Karlsruhe auch ein Alleinstellungsmerkmal wäre.
Das Treffen diente dem Austausch über jüngste und vorgesehene Entwicklungen im Zoo Karlsruhe auf dem Weg zum Artenschutz- und Tierschutz-Zoo auf Basis eines Masterplans. Neben der Elefantenhaltung ging es unter anderem um ein Begegnungsgehege für die Wallaby-Kängurus, um kommentierte Tierpräsentationen als unterhaltsame Chance der Wissensvermittlung oder auch um die Haltung von frei gehaltenen Vögeln, deren Flügel nicht gestutzt werden.
Anfang Januar hatte Jäger das neue Gutachten zu Zirkuselefanten vorgestellt und dabei betont, dass nur unter wirklich zeitgemäßen Haltungsbedingungen Elefanten im Zirkus überhaupt noch vertretbar sind. Die im Masterplan Zoologischer Stadtgarten vorgesehene Haltung älterer Elefantenkühe begrüße sie daher ausdrücklich. Der Masterplan sieht eine Erweiterung der Außenanlage auf dann rund 2.700 Quadratmeter vor - bei unterschiedlicher Gehege- und Bodenstruktur. Nach Erweiterung können bis zu fünf Tiere gehalten werden.
So geht's mit dem Masterplan weiter
Der Gemeinderat befasst sich Anfang Februar in seinem Fachausschuss mit dem Masterplan, das Bürgerforum ist für den 17. Februar geplant. Wie Reinschmidt und Chefelefantenpfleger Rudolf Scholz plädierte auch Jäger dafür, frühzeitig mit den Zirkusunternehmen Kontakt aufzunehmen, die die Mindestanforderungen hinsichtlich der Haltung der Tiere in einer Gruppe sowie der Sicherheitsbelange der Menschen nicht umsetzen können. Ziel sollte eine gut vorbereitete, freiwillige Abgabe der nicht mehr reisenden Elefanten sein.
Zirkustiere sind wie die Karlsruher Tiere Rani, Shanti und Jenny den direkten Kontakt zu den Betreuern gewohnt, "Hands on" genannt - im Gegensatz zum in vielen Zoos mittlerweile praktizierten "geschützten Kontakt" ("Hands off"). "Zirkustiere werden üblicherweise ziemlich autoritär geführt", so Jäger. Daher benötige die Integration in eine Gruppe Erfahrung und Zeit, ergänzte Scholz. Bedingungen, die der Karlsruher Zoo mit seinem fünfköpfigen Elefantenpfleger-Team und Know-how in der Betreuung älterer Tiere biete.
Exotenhaus "total überzeugend"
Mit der Erweiterung der bestehenden Anlage für Wallaby-Kängurus um ein Begegnungs-Gehege stellte Reinschmidt der obersten Landestierschützerin einen weiteren Baustein des Masterplans vor. "Das soll kein zweiter Streichelzoo gar mit Fütterungsmöglichkeit werden, sondern eine von Seiten der Tiere ausgehende Annäherung an den Mensch", führte Reinschmidt aus. "Das Wildtier braucht Distanz", betonte hier auch Jäger als Kriterium für eine tiergerechte Haltung. Für "total überzeugend" befand die Landestierschutzbeauftragte das Exotenhaus als Begegnungs-Haus.
Das Treffen vergangene Woche wird nicht der einzige fachliche Austausch von Zoo und Landestierschutzbeauftragter bleiben. "Wir bleiben in Kontakt, gerade beim Thema Elefanten", waren sich Reinschmidt und Jäger nach der gemeinsamen Runde durch die Anlage einig.
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