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Karlsruhe: Neu und doch so alt

Karlsruhe

Neu und doch so alt

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    Die Karlsruher Grünen haben jetzt reagiert: Sie fordern eine eingehende Information des Gemeinderats. Defekte Fahrstühle; eine nicht funktionierende beziehungsweise unzureichende Belüftungsanlage; eine kaputte Heizung; aus der Südfassade, aus preisgünstigem Industrieglas gefertigt, brach ein Glaselement heraus. Die Liste ist lang, und noch länger.

    ECE-Center machte den Umzug der Friedrich-List-Schule notwendig (Foto: ka-news)

    Keine Frage, dass jetzt eine Diskussion um Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten ausgebrochen ist: Der Bau einer Schule durch einen privaten Investor - in diesem Fall: die Hamburger ECE-Gruppe - sei ein für Karlsruhe neues Modell gewesen, heißt es von Seiten der Grünen Gemeinderatsfraktion. Kritik und Befürchtungen in wesentlichen Punkten wie Funktionsfähigkeit der Aufzüge, Klimatechnik und Energienutzung habe es schon während der Beratungen in den gemeinderätlichen Gremien Ende 2001 gegeben. Das war noch vor dem eigentlichen Spatenstich. "Leider sind die von uns schon frühzeitig geäußerten Befürchtungen nun zum Teil noch übertroffen worden", so die Grünen.

    Gewährleistung oder Wartung - wer ist in der Pflicht?

    Eine gründliche Aufarbeitung der Situation solle jetzt dazu dienen, "nachholende Lernprozesse für solche Kooperationsprozesse" in Gang zu setzen. Kurz gesagt: Aus Fehlern lernen, heißt die Devise. Das setzt allerdings voraus, dass jemand einen "Fehler" eingesteht und nicht Schuldzuweisungen hin und her geschoben werden. Ansprechpartner für die Stadt sei ausschließlich der Vertragspartner ECE, zitieren die "Badischen Neuesten Nachrichten" Bürgermeister Manfred Groh.

    Fordert Aufklärung: Grünen-Fraktionssprecherin Gisela Splett (Foto: pr)

    "An der Stadt wird nichts hängen bleiben", so Groh laut Zeitungsbericht weiter. Bei der Lüftungsanlage ist es nach Ansicht der Schulleitung eher eine Frage der Wartung als der Gewährleistung - und damit Sache des städtischen Amts für Gebäudewirtschaft: "Dort wird die Sache offenbar nicht mit dem nötigen Ernst gesehen", so der stellvertretende Schulleiter, Heiko Janssen, gegenüber ka-news. Vordringlich sei jetzt die Behebung der Mängel, betonen die Grünen, und fordern Oberbürgermeister Heinz Fenrich auf, den Gemeinderat möglichst umgehend "über den derzeitigen Stand bezüglich der Baumängel und ihrer Beseitigung" zu unterrichten.

    ECE stellt 200.000 Euro zur Verfügung

    Auch den rund 2.000 betroffenen Schülern und Lehrern der Friedrich-List-Schule geht es vor allem um schnelle Abhilfe - von welcher Seite auch immer. Es handle sich um "absolut schwerwiegende Beeinträchtigungen des Schulbetriebs", betont Janssen. Seit vier Wochen sind die vier Fahrstühle, jeder für rund 25 Schüler ausgelegt, nicht mehr in Betrieb. Die Fünf-Minuten-Pause reicht - bei sieben Stockwerken ohne Fahrstuhl - kaum aus, um von einem Schulzimmer zum nächsten zu hechten. "Ein Lehrer muss unter Umständen in diesen fünf Minuten vom fünften Obergeschoss ins Lehrerzimmer hinunter und wieder in den vierten Stock hinauf", beschreibt Janssen die jetzige Situation. Ohne Aufzug sei das nicht zu schaffen. "Das ist verdammt anstrengend, vor allem bei diesem Wetter."

    Die Aufzüge werden zurzeit ausgebaut und sollen durch neue ersetzt werden. "Es gibt begründete Hoffnung, dass wir zum neuen Schuljahr neue Fahrstühle haben", sagt Janssen. ECE habe sich bereit erklärt, 200.000 Euro bereit zu stellen. Gemäß Kostenvoranschlag des Thyssen-Unternehmens, das die neuen Aufzüge einbauen soll, reicht der Betrag aus. "Dann ist das Geld aber auch weg", so Janssen weiter. Unerträglich - und ungelöst - sei zurzeit die Lüftungssituation in den Räumen an der Ostseite des Gebäudes. Die Morgensonne heizt die Zimmer auf, und eine unzureichende Lüftung und die fehlende Klimaanlage sorge in den Sommermonaten mitunter für Temperaturen von über 30 Grad und untragbar stickige Luft.

    Vernachlässigt die Stadt ihre Wartungspflicht?

    "In den Sommermonaten können wir in den Zimmern an der Ostseite keinen Unterricht machen", betont Janssen, "und wir müssen auf andere Räume ausweichen." Es gebe regelrechte "Wanderklassen", die von einem Zimmer zum nächsten ziehen müssen. Zurzeit sei das noch möglich, unter anderem deshalb, weil die Abiturklassen nicht mehr da sind. "Aber mit Beginn des nächsten Schuljahrs, wenn die neuen Klassen kommen, haben wir ein echtes Platzproblem." Die Belüftungsanlage sollte eigentlich 900 Kubikmeter Frischluft pro Stunde in jedes Klassenzimmer hineinpumpen, moniert der stellvertretende Schulleiter, mit verstopften Filtern seien es gerade mal 100.

    "Regelmäßige Filterwechsel, die die städtische Gebäudewirtschaft eigentlich veranlassen müsste", führt Janssen aus, "würden bereits eine erhebliche Verbesserung bedeuten." Aber selbst dann wäre eine Kapazität von 900 Kubikmetern je Zimmer noch zu wenig: "Die ganze Anlage ist viel zu klein dimensioniert." Unverständlich sei es vor diesem Hintergrund, so Janssen weiter, "dass die Vertragsentwürfe der Wartungsfirmen offenbar noch immer nicht unterschrieben bei der Stadt liegen".

    Im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt

    Janssen hofft jetzt auf eine rasche Klärung der Angelegenheit. Mit dem Ende des Sommers sei das Problem mit den überhitzten Räumen aber erst einmal vorbei. "Im Winter haben wir dann ein anderes Problem", ergänzt Janssen lakonisch, "da funktioniert die Heizung nicht." Allerdings sei hier damit zu rechnen, dass das Problem bereits nach den Sommerferien behoben sei.

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