Wie die Polizei mitteilt, stand als mögliches Zielobjekt eine nicht näher benannte Diskothek in Offenburg im Raum. Die Präsenz in der Offenburger Innenstadt und im Bereich der örtlichen Diskotheken wurde in der Nacht stark erhöht, auch die Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel, die nach Offenburg unterwegs waren, wurden verstärkt kontrolliert.
Update, Sonntag, 12. 03. 2017, 12 Uhr:
Wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des Polizeipräsidiums Offenburg hervorgeht, laufen die derzeitigen Ermittlungen auf Hochtouren.
Der Schwerpunkt der Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei lag zunächst auf zwei möglichen Verdächtigen. Nach ersten Erkenntnissen waren zwei Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahre ins Visier der Beamten geraten. Einer der Verdächtigen konnte kurz nach 1 Uhr in der Straße 'Im Drachenacker' angetroffen und kontrolliert werden. Die Kriminalpolizei hat die Identität des Verdächtigen festgestellt und überprüft derzeit den Zusammenhang mit dem Drohhinweis.
Vorläufige Festnahme
Im Rahmen der Ermittlungen wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe zudem zwei Objekte durchsucht. Ein Tanzlokal im Industriegebiet wurde in den frühen Morgenstunden aus Sicherheitsgründen geräumt. Bei der Durchsuchung der Wohnung des zweiten möglichen Tatverdächtigen, konnte der Anfang 20-jährige Mann angetroffen und vorläufig festgenommen werden.
Waffen oder Gegenstände, die mit der möglichen Anschlagsandrohung in Verbindung stehen könnten, wurden nicht gefunden. Die Einsatzkräfte der Polizei hatten vor allem im Bereich der Offenburger Diskotheken und auf den Zufahrtsstraßen, sowie im Stadtgebiet die Präsenz und die Kontrollmaßnahmen deutlich erhöht. Auch die Bundespolizei hat die Fahndungsmaßnahmen an den Grenzübergängen zu Frankreich intensiviert und ihre Präsenz an den Bahnhöfen Offenburg und Kehl erhöht.
Großaufgebot von Polizeibeamten
In die polizeilichen Maßnahmen war ein Großaufgebot von Polizeibeamten eingebunden, darunter auch Kräfte vom Gemeinsamen Zentrum in Kehl und der französischen Polizei. Am Sonntagmorgen waren die Einsatzmaßnahmen weitestgehend beendet und die Unterstützungskräfte konnten ihre Heimreise antreten.
Inzwischen wurde der zweite Tatverdächtige wieder auf freien Fuß gesetzt, da sich ergeben hat, dass er nicht in Zusammenhang mit den vermeintlichen Drohungen steht. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, die als Schwerpunktstaatsanwaltschaft Staatsschutz für den gesamten badischen Landesteil zuständig ist, hat die Leitung des Verfahrens übernommen. Die weiteren Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.
Aktualisierung, Montag 15.50 Uhr:
In einer Pressemitteilung informieren die Karlsruher Staatsanwaltschaft und die Offenburger Polizei über den aktuellen Stand der Ermittlungen. Erfahren habe man von der möglichen Anschlagsdrohung von einer Polizeidienststelle außerhalb Baden-Württembergs. Von ihr sei am Samstag ein Hinweis auf eine aktuelle Äußerung in einem Internetchats eingegangen, teilen die Ermittler mit. Dieser habe auf eine Anschlagsdrohung hingedeutet.
"Nach den Verständigungsmaßnahmen innerhalb der Polizei wurde die Lage bewertet und die Unterstützung weiterer Einsatzkräfte aus verschiedenen Teilen des Landes veranlasst", heißt es in der Pressemeldung weiter. Aus dem Chat sei unter anderem hervorgegangen, dass ein Mann nach Offenburg fahren würde und er dort in einer Disco möglicherweise einen islamistisch motivierten Anschlag verüben wolle.
In dem Chat seien unter anderem Videosequenzen eingestellt. Auf dem Videomaterial waren nach Aussage der Ermittler zwei Männer im Alter von etwa 20 und 25 Jahren zu sehen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt waren. Die polizeilichen Maßnahmen konzentrierten sich in der Nacht zum einen auf die Gewährleistung der Sicherheit der Diskothekenbesucher und der Offenburger Bevölkerung, zum anderen auf die Identifizierung der beiden Männer.
Aufgrund erster Hinweise und der Präsenz der Polizei habe man gegen ein Uhr einen jungen Mann in der Straße "Im Drachenacker" festnehmen können - er wurde als Hauptakteur im Chat identifiziert. Bei dem Verdächtigen konnten keine Waffen oder andere Gegenstände, die mit der möglichen Anschlagsandrohung in Verbindung stehen, aufgefunden werden.
Nach der Festnahme wollte sich der 22-Jährige, aus Russland stammende Mann, gegenüber der Polizei nicht äußern. Die Lage wurde fortlaufend neu bewertet; die polizeilichen Maßnahmen im Laufe der Nacht entsprechend angeglichen. Dazu wurde in den frühen Morgenstunden eine der Offenburger Diskotheken aus Sicherheitsgründen geräumt. Nach der Festnahme eines zweiten Verdächtigen, der bereits am Sonntagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist, war der polizeiliche Großeinsatz weitestgehend beendet.
In enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft Karlsruhe liefen die Ermittlungen der Kriminalpolizei weiter. Der Verdächtige ist bereits in der Vergangenheit wegen kleinkrimineller Delikte polizeilich in Erscheinung getreten. In Bezug auf Straftaten mit islamistischem Hintergrund war er laut Pressemitteilungen bisher unauffällig.
"Die Hintergründe für die Drohungen sind aufgrund seiner psychischen Auffälligkeiten nach wie vor schwer einzuschätzen", heißt es vonseiten der Ermittler. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat inzwischen einen Haftbefehl mit dem Vorwurf der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten beantragt. Die Vorführung beim Haftrichter erfolgt am Montagnachmittag.
Aktualisierung, Montag 17.15 Uhr:
Wie die Offenburger Polizei und die Staatsanwaltschaft berichten, wurde der 22-Jährige am Montagnachmittag um 15 Uhr dem Haftrichter vorgeführt. Nachdem der Mann gegenüber dem Richter Angaben zum Sachverhalt gemacht und bestritten hatte, dass er einen Anschlag begehen wollte, wurde der von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe beantragte Haftbefehl vom Haftrichter erlassen. Der Mann wurde danach in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.