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Karlsruhe: Nach Abschluss der Kombilösung: Fahren die Bahnen weiter durch die Kaiserstraße?

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Nach Abschluss der Kombilösung: Fahren die Bahnen weiter durch die Kaiserstraße?

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    Bahnen in der Kaiserstraße - ab 2021 soll dieses Bild der Vergangenheit angehören.
    Bahnen in der Kaiserstraße - ab 2021 soll dieses Bild der Vergangenheit angehören. Foto: Thomas Riedel

    Mindestens drei Jahre - so lange wollen die AfD-Stadträte die Bahnen nach Fertigstellung der Kombilösung noch oberirdisch zwischen Kronen- und Europaplatz pendeln lassen. Der Grund: Der parallel darunter verlaufende Bahntunnel allein werde den Bahnbetrieb nicht stemmen können.

    "In dem veröffentlichten Liniennetz der Kombilösung verkehren zwischen Europaplatz und Marktplatz tagsüber fünf Linien im 10-Minuten-Takt, mithin also 30 Bahnen je Stunde und Richtung. Deren Fahrweg kreuzen mindestens neun Fahrten je Stunde aus Richtung Kronenplatz an der Haltestelle Marktplatz als Linksabbieger in Richtung Ettlinger Straße, so dass in Summe im Kreuzungsabschnitt mindestens 39 Zugfahrten je Stunde in den genannten Richtungen stattfinden", führt die Fraktion in ihrem Antrag an die Stadtverwaltung an.

    Das geplante Liniennetz nach Fertiggstellung der Kombilösung.
    Das geplante Liniennetz nach Fertiggstellung der Kombilösung. Foto: Kasig

    Signalsteuerung macht Bahnen langsamer

    Insbesondere im Kreuzungsbereich der Haltestelle Marktplatz werde die Streckenkapazität daher "nahezu vollständig beansprucht, sodass bei Verzögerungen im Betriebsablauf keinerlei Robustheit gegeben ist".

    Hinzu komme die Verlangsamung des Bahnbetriebs aufgrund der signalgesteuerten Taktung innerhalb des Tunnels. Gegenüber des aktuellen Betriebs mit "Fahren auf Sicht" rechnen die Stadträte dadurch mit einer "Kapazitätsreduktion um rund ein Drittel auf eine - bei optimistischer Betrachtung - theoretisch mögliche minimale Zugfolgezeit von 90 Sekunden, entsprechend 40 Zugfahrten pro Stunde und Richtung".

    Auch während der Fahrt im Tunnel müssen die Fahrgäste nicht auf Handyempfang verzichten.
    Auch während der Fahrt im Tunnel müssen die Fahrgäste nicht auf Handyempfang verzichten. Foto: Hammer Photographie

    Und noch ein Vorteil bietet die Beibehaltung der oberirdischen Gleise aus Sicht der AfD-Fraktion: Sollte ein Zwischenfall im Bahntunnel auftreten, könnten die Linien auf die Kaiserstraße ausweichen - ohne die sonst nötige Umleitung über die künftige Kriegsstraßentrasse.

    Kaiserstraßen-Strecke als "Backup" erhalten

    Diese Bedenken plagen auch die Stadträte der Linken und der Grünen: Sie fordern die Gleise erst abzubauen, wenn der Betrieb im Tunnel reibungslos läuft. In einem interfraktionellen Antrag wollen sie daher - ähnlich der AfD - erreichen, dass die oberirdischen Gleise für mindestens ein Jahr nach Inbetriebnahme der U-Strab unangetastet bleiben. 

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    Foto: Carmele | TMC-Fotografie

    Die Stadtverwaltung sieht hier allerdings kein Problem: "Als Umleitungsstrecke steht mit der neu gebauten Strecke durch die Kriegsstraße eine leistungsfähige Trasse zur Verfügung", schreibt sie in in ihrer Stellungnahme. Auch die Gleisanlagen in der Baumeisterstraße/Hermann-Billing-Straße/Mathystraße sollen zu diesem Zweck erhalten bleiben.

    "Sollte der Rückbau in Frage gestellt werden, würde dies dem Konzept der Kombilösung das Fundament entziehen"

    Bleibt die Kaiserstraße also keine Bahnstrecke? Nein - zumindest nicht, wenn es nach der Stadt Karlsruhe geht. Sie beruft sich dabei auf den Bürgerentscheid von 2002. Darin festgehalten: Neben dem Bau des Bahn- und Autotunnels selbst gehört zum Projekt der Kombilösung auch der Ausbau der Gleise in der Kaiserstraße zwischen Kronen- und Europaplatz nach Abschluss des Baus des Bahntunnels und der Kriegsstraßentrasse.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Paul Needham

    "Sollte der Rückbau in Frage gestellt werden, würde dies dem Konzept der Kombilösung das Fundament entziehen und dann besonders das Teilprojekt Kriegsstraße als unnötig erscheinen lassen", erklärt die Verwaltung weiter. Die Anträge der Stadträte, die Gleise zur Sicherheit teils mehrere Jahre in der Kaiserstraße zu belassen, lehnt man von Seiten des Rathauses daher ab.

    Mehrmonatige Testphase geplant

    Aber: Ganz ohne Absicherung vor Zwischenfällen soll der Bahnbetrieb im Tunnel nicht anlaufen. Vor dem Start - voraussichtlich im Juni 2021 - soll "eine intensive mehrmonatige technische und betriebliche Test- und Schulungsphase" erfolgen, in der sowohl Anlage als auch Zugsicherungsanlage getestet werden. Das Risiko einer "unzureichenden Qualität" des folgenden regulären Bahnbetriebs erachtet die Stadt daher als gering.

    Kaiserstraße
    Kaiserstraße Foto: Thomas Riedel

    Für mindestens ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme des Tunnels werden die Bahnen aber dennoch noch durch die Fußgängerzone rattern - erst dann, im Dezember 2021, soll die Kriegsstraßentrasse ans Netz gehen und die Kaiserstraße als Bahnstrecke endgültig überflüssig machen. 

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