Artur Bossert, Vorsitzender des NABU Karlsruhe lehnt die Forderung, Elstern abzuschießen, ab. "Es ist richtig, dass Elstern auch Jungvögel fressen, genau wie Katzen, Eichhörnchen und selbst Buntspechte." Dennoch sei es nicht ihre Schuld, dass es weniger Singvögel gebe. "Man kann es nicht oft genug erklären: Nicht der Räuber reguliert die Bestände der Beute, sondern genau umgekehrt. Die Zahl der Beutetiere und die übrigen Lebensbedingungen bestimmen, wie viele Räuber überleben", so Bossert.
Lebensräume für Vögel schwinden
Vor allem die Qualität des Lebensraums regele die Bestände wildlebender Tiere. Unter mangelhaften Lebensräumen würden fast alle heimischen Singvögel leiden, zu denen übrigens auch die Elster zählt, so der NABU. "Eigentlich leben Elstern im strukturierten Offenland, benötigen also Wiesen und Felder mit vielen Hecken und Bäumen dazwischen", erläutert Bossert. "Aber diese reich strukturierten Landschaften werden immer mehr von monotonen Ackerflächen verdrängt. "
Innerhalb zehn Jahren über 130.000 Elstern geschossen
Deshalb zöge es die Elstern vermehrt in die Dörfer und Städte, wo sie bessere Lebensbedingungen vorfänden. "Deshalb werden sie häufiger beobachtet. Und deshalb denken viele Menschen, dass es heute mehr Elstern als früher gibt. Das ist aber nicht der Fall." Um Singvögeln und anderen Tieren zu helfen, müssten Lebensräume aufgewertet und bewahrt, nicht jedoch Elstern abgeschossen werden, so der NABU.
Obwohl diese Zusammenhänge in Fachkreisen bekannt seien, würden jedes Jahr tausende Rabenvögel getötet – zwischen 1996 und 2006 seien in Baden-Württemberg über 130.000 Elstern geschossen worden, so der NABU. "Dieser Massenabschuss ist sinnlos und für unsere Vogelwelt keine Hilfe".