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Karlsruhe: Na sowas! Teurer Fahrradzähler in Karlsruhe zählt falsch

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Na sowas! Teurer Fahrradzähler in Karlsruhe zählt falsch

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    Das "nicht ganz billige Geschenk" des Umweltministeriums soll den Fahrradverkehr auf der Cityroute-Süd zählen. Aber auch Motor-Roller lassen die Zahl steigen.
    Das "nicht ganz billige Geschenk" des Umweltministeriums soll den Fahrradverkehr auf der Cityroute-Süd zählen. Aber auch Motor-Roller lassen die Zahl steigen. Foto: (ka-news)

    Wenn Motorroller zu Fahrrädern werden und ein Drahtesel plötzlich doppelt gewertet wird, dann fahren sie am Fahrradzähler in unmittelbarer Nähe des Ettlinger Tors vorbei. Das ist einem aufmerksamen ka-news-Leser aufgefallen und so hat sich ka-news bei sengender Hitze vor der Zählsäule auf die Lauer gelegt und die Radler beobachtet. Das Ergebnis: Die Zählweise ist so verwirrend, dass keine klare Regel abzuleiten ist.

    Genauigkeit des Fahrradzählers liegt bei 95 Prozent

    Klar, ein einzelner Zweiradfahrer wird mit einer "1" registriert, der Zähler erhöht sich um diesen Wert. Kurzum, die Grundfunktion des 20.000 Euro-Geschenkes funktioniert schon mal - wie beruhigend, bei dem Preis. Doch dann wird es unübersichtlich, sobald eine handvoll Radfahrer aus beiden Fahrtrichtungen über die Sensoren rollen. Eigentlich klar, der Zähler sollte um "5" steigen - tut er aber nicht. Nur vier Drahtesel werden gezählt. Ist das "nicht ganz billige Geschenk" für die Stadt Karlsruhe von Verkehrsminister Winfried Hermann etwa kaputt?

    Auf Anfrage von ka-news bestätigt das baden-württembergische Verkehrsministerium die Zählungenauigkeit des Fahrradzählers: "Die von Ihnen beobachteten Abweichungen entsprechen der beschriebenen Ungenauigkeit des Systems von etwa fünf Prozent." Bei jeder Art der Verkehrserhebung gebe es Ungenauigkeiten, so das Ministerium weiter.

    "Je größer die Stichprobe, desto eher gleichen sich diese Ungenauigkeiten unterm Strich aus. Wir haben es bei den Fahrradzählern mit einer Vollerhebung zu tun, also einer 100 Prozent-Stichprobe (der Zähler zählt 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr), die Genauigkeit liegt daher bei zirka 95 Prozent." Fahren beispielsweise zwei Fahrradfahrer sehr kurz nacheinander über die Sensorik, so werden diese wegen des zu geringen Abstandes als ein Fahrzeug erkannt - oder eben fünf Radler nur als vier.

    Doch auch ein Motorroller wurde bei den Beobachtungen als Radler gezählt, was nicht ganz im Sinne des Gerätes sein dürfte. Das hänge jedoch mit dem "Fingerabdruck" eines jeden Fahrzeuges zusammen, erklärt das Verkehrsministerium. "Jedes Fahrzeug welches die Sensorik überfährt verfügt über einen eigenen individuellen elektromagnetischen Fingerabdruck. Eine 'Bibliothek' innerhalb des Fahrradzählers beinhaltet eine große Bandbreite an elektromagnetischen Fingerabdrücke."

    Fahre nun ein Fahrrad über die in den Boden eingelassenen Schleifen, gleiche das System den elektromagnetischen Fingerabdruck mit denen, die im System hinterlegt sind ab. Stimmen die Daten überein, werde das Fahrrad entsprechend gezählt. Da ein Motorroller in seiner elektromagnetischen Charakteristik dem Fahrrad sehr gleiche, könne es vorkommen, dass ein solcher Roller als Drahtesel durchgeht.

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    "Technisch wäre es möglich die Voreinstellungen so zu wählen, dass ein Motorroller nicht mehr gezählt wird. Dies bedeutet in der weiteren Betrachtung allerdings, dass auch einige Fahrräder nicht mehr als solche erkannt werden. Diese Ungenauigkeit würde den Wert von fünf Prozent allerdings übersteigen", so das Ministerium weiter. Ähnlich sei es auch bei Rädern mit Kinderanhängern, die gerne auch mal mit dem Wert "2" zu Buche schlagen. Denn wenn ein Fahrrad einen Anhänger mit hohem Metall-Anteil zieht, werde dieser wegen seines Fingerabdruckes als eigenes Fahrzeug gezählt - sprich: Aus eins mach zwei. Dennoch sei der Zähler an der Cityroute Süd einer der genauesten überhaupt, versichert das Verkehrsministerium weiter. Es sei kein genaueres Zählsystem für Fahrräder bekannt.

    "Mit den Fahrradzählern soll neben der rein numerischen Zählung insbesonders auch die Sichtbarkeit des Fahrrads gestärkt werden: Jeder  Radfahrer zählt, es fahren mehr Leute Rad als man vielleicht gedacht hatte." Die Kommunen bekämen mit der Zählung erstmals Zahlen, mit denen es möglich sei, eine solide Radverkehrsstatistik an den Zählstellen aufzustellen, so die Ausführungen Ministeriums in Stuttgart weiter. Es werde für jede Stunde ein Wert übermittelt, sodass neben dem Jahresverlauf auch der Monats- und Wochenverlauf sowie die Tagesganglinie abgelesen werden kann. Seit Beginn der Zählung Ende April, also seit knapp einem Monat, sind zirka 150.000 Radler (oder auch Motorroller) am Fahrradzähler vorbeigefahren.

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