Es ist ein ungewöhnlicher Anblick auf dem Hof der Polizei: Neben den üblichen blau-silbernen Fahrzeugen steht ein älteres Wohnmobil. Doch das ist nicht etwa für die Urlaubsreisen der Polizisten gedacht, damit gehen an diesem Tag der erste Polizeihauptkommissar Klaus Lott und sein Kollege, Polizeihauptmeister Marco Gassenmaier auf Streife.
Die beiden Beamten gehören der Verkehrspolizei-Verkehrsgruppe gewerblicher Güter- und Personenverkehr an. Zu dieser Abteilung gehört auch das Wohnmobil. Von außen sieht es relativ normal aus, erst im Inneren offenbartes seine Besonderheit: Dort kann ein Beamter von einem erhöhten Sitz aus durch ein Fenster in die Fahrerkabinen von Lastwagen schauen.
Mit dem Wohnmobil die Lkw-Fahrer im Blick
Auf der Autobahn machen die Polizisten Jagd auf Lkw-Fahrer, die sich statt auf die Straße zu konzentrieren, lieber mit dem Handy oder den Ladepapieren beschäftigen. Mit einer "Bitte folgen"-Leuchtschrift an der Rückseite des Wohnmobils und einer Kelle werden die Fahrer gleich aus dem Verkehr gezogen.
"Bei etwa jedem zweiten tödlichen Unfall ist unklar, ob eine Ablenkung im Spiel ist", gibt Lott an. Mit diesem speziellen Fahrzeug geht die Karlsruher Polizei daher auf der A5 zwischen Rastatt und Kronau und auf der A8 bis Heimsheim auf Streife. Auf einer solchen Kontrollfahrt begleitet ka-news die beiden Beamten.
An diesem Tag dauert es gerade einmal knapp zehn Minuten, bis Lott in der ersten Fahrerkabine einen Verstoß sieht. Der Fahrer des Sattelzugs hat seine Ladepapiere auf dem Lenkrad und gibt offensichtlich Angaben daraus über eine Freisprecheinrichtung weiter. Lott fotografiert das Vergehen, damit er später ein Beweis hat.
Glück im Unglück: Das schlimmere Vergehen wird geahndet
Doch bevor Gassenmaier das Wohnmobil vor den Lastwagen steuern kann, entdeckt Lott eine noch größere Ablenkung: Bei einem Überholvorgang tippt ein anderer Brummifahrer auf einem Gerät herum. "Weil dieser Fahrer aktiv ein elektronisches Gerät bedient, ist das ein schwereres Vergehen". Glück im Unglück für den Ladepapier lesenden Mann, der nochmal ungeschoren davonkommt.
An der nächsten Ausfahrt wird der 7,5-Tonner angehalten. Der Fahrer muss sich nun einer knapp 45-minütigen und kompletten Kontrolle seines Fahrzeugs über sich ergehen lassen. Dabei finden Lott und Gassenmaier noch andere Beanstandungen: Teile des geladenen Gefahrenguts sind ungesichert, der Feuerlöscher ist mit Kabelbindern am Fahrzeug befestigt und im Bordcomputer des Lasters sind die gesetzlich geforderte Daten des Spediteurs, der das Fahrzeug erst kürzlich übernommen hat, noch nicht aktualisiert.
Die Folge: 205 Euro Strafe für den Fahrer wegen der ungesicherten Ladung und der Ablenkungen bei der Fahrt. Dazu kommt eine Anzeige gegen die aktuelle Spedition und den vorherigen Lastwagenbesitzer. "Hätte der Fahrer nicht auf dem Gerät getippt, hätten wir ihn nicht angehalten", so Lott.
Zehn Minuten Streife und der nächste Sünder
Zurück auf der Autobahn dauert es nur weitere zehn Minuten, bis der Polizeihauptkommissar den nächsten Verkehrssünder entdeckt. Der unangeschnallte Fahrer wird auf einen Parkplatz geleitet, wo auch er sich einer Kontrolle unterziehen muss. Doch bis auf ein paar Spanngurte, die etwas zu locker sind, ist alles in Ordnung. Daher werden nur 30 Euro Bußgeld fällig.
Seit über zehn Jahren ist das Fahrzeug nun schon im Betrieb und es habe sich bewährt, wie Lott erzählt. Das Wohnmobil ist so unauffällig, dass es kaum ein Lastwagenfahrer es als Polizeifahrzeug wahrnimmt. Und so wird das Wohnmobil auch weiterhin auf der Autobahn unterwegs sein, um abgelenkte Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen.