Über das maschinelle Bewusstsein referierte Karsten Wendland vom KIT und stellte die Fragen, ob KI überhaupt ein Bewusstsein entwickeln kann und was, wenn es so wäre, passieren könnte. Er berichtete von Robotern, die in Japan zum Bürgermeisterkandidaten wurden, weil man sie für weniger korrupt und rationaler als Menschen hielt.

"Was man dabei gerne vergisst", so Wendland, "ist, dass hinter diesen Robotern ja immer Menschen mit Interessen stehen, in diesem Fall Menschen, die eine gewisse politische Agenda verfolgten und den Roboter dementsprechend programmierten."
Kann Maschinelles Bewusstsein entstehen oder muss es programmiert werden?
Er zeigte auf, welche verschiedenen Arten von Bewusstsein die Wissenschaft kennt und wie die Künstliche Intelligent überhaupt zu einem Bewusstsein gelangen könnte. Würde man etwa herausfinden, dass Bewusstsein auf einer Kombination von Neuronen im Gehirn beruhte, könnte man diese identifizieren, nachbauen und so Maschinen mit Bewusstsein ausstatten.

Es gebe, so Wendland, auch die These, dass, je komplexer ein System wird, irgendwann Bewusstsein – und damit eine so genannte Superintelligenz - im Sinne einer Evolution, einfach entstehen werde. Warum, wisse keiner und könne auch niemand erklären. Am Ende müsse man die Entwicklungen in der Wissenschaft sorgfältig überwachen und dafür Sorge tragen, dass sich alles so entwickelt, dass es den Menschen nützt und nicht schadet.
Die Göttliche KI
Joachim Weinhardt von der PH Karlsruhe widmete seinen Vortrag dem ethischen Aspekt der Künstlichen Intelligenz: Kann sich die Fehlbarkeit des Konstrukteurs auf die von ihm geschaffene KI übertragen. Programmiert er quasi seinen eigenen Fehler in den Roboter hinein, ob er will oder nicht? Und wer übernimmt dann die Verantwortung für die Entscheidungen und die zu erwartenden Fehlentscheidungen der KI?

Er berichtete von einem Fall, in dem ein Unternehmen Menschen eine Lebensversicherung verweigerte, weil eine Künstliche Intelligenz eine kurze Lebenserwartung prognostiziert hatte. Überbringen musste diese Nachricht aber ein Mensch, der die Entscheidung weder rechtfertigen noch begründen konnte. Die KI sorge so für eine Entfremdung, für Unverständnis und Zweifel - aber auch zum Verlust von Arbeitsplätzen, wenn sie in immer mehr Bereichen die Aufgaben der Menschen übernehme - etwa in der Medizin oder im Transportwesen.
Wäre eine Künstliche Superintelligenz allmächtig und allwissend, sollte sie die Weltherrschaft übernehmen, weil sie neutraler und emotionsloser zum Wohle des Planeten und seiner Bevölkerung entscheiden könnte? Oder müsse man gar fürchten, dass diese KI dann - etwa um den Planeten vor eine Klima- und Umweltkrise zu retten - Menschen opfert und Populationen dezimiert? Würde diese KI dann Wertmaßstäbe brauchen und wer würde die dann definieren, auf welcher Religion, Ethik, Weltanschauung würden diese basieren? Und würde das dann automatisch zu einer Göttlichen oder gottgleichen KI führen?
Mit Kreativität und richtigen Fragen die KI beherrschbar halten
Ludger Pfanz, Dozent an der HfG, widmete seinen Vortrag dem Thema "Kreativität und KI". Seine Frage, welche Berufe in Zukunft eigentlich noch existieren werden und welche von Künstlicher Intelligenz übernommen werden können, führte ihn zu dem Schluss, dass im heutigen Bildungswesen eigentlich die falschen Dinge vermittelt werden.

Denn "alles, was die jungen Menschen heute in der Schule lernen, kann KI und wird KI immer besser können. Was KI aber nicht kann ist Kreativität, Imagination und Fragen stellen. Das müssen wir der Jugend beibringen", sagt der Filmemacher.
Er erklärte, dass KI ihre Intelligenz aus bereits vorhandenen Informationen ziehe und damit eigentlich nur aus schlechten Erfahrungen Schlüsse ziehen könne. "Wir haben für die KI bisher nur Daten, mit denen sich ausschließlich Horrorszenarien entstehen können, also müssen wir uns eine gute Zukunft ersinnen und den Computer fragen, wie wir diese erschaffen können. Wir sollten nicht fragen: Wie sieht die Welt in X Jahren aus und das errechnen lassen."

Statt sich auf unwünschbare Wahrscheinlichkeiten zu berufen, müsse man vielmehr "wünschenswerte Unwahrscheinlichkeiten" ersinnen und die KI damit beauftragen, zu errechnen, was man tun muss, um diese Utopien und positiven Zukunftsvisionen wahr werden zu lassen.
"Es kommt immer auf die richtige Frage an und das müssen wir auch der Jugend beibringen", so Pfanz. Es gehe beispielsweise auch nicht darum, der KI zu sagen, sie solle ein Stück wie Mozart komponieren, das sei nicht zielführend. Gebe man aber den Auftrag, das bei Menschen populärste Musikstück im Stile von Mozart zu komponieren, könne man KI sinnvoll für die Zwecke der Menschheit nutzen. Man erhalte nämlich statt unendlich vielen, ein perfektes Ergebnis - der Mensch werde dann nicht mehr vor die Wahl gestellt.
Jobverlust und neue Lebenswelten
In der an die Impulsvorträge anschließenden Diskussion wurde unter anderem erörtert, dass die Verbreitung der Künstlichen Intelligenz es mit sich bringe, dass der Mensch sich bald nicht mehr über seine Arbeit definieren könne. Wenn 50 Prozent der Jobs vom Lkw-Fahrer über den Steuerberater bis zum Chirurgen wegfallen, werde man um ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht mehr herumkommen, da es sonst auf lange Sicht keinen Konsum mehr geben werde.

Auch die Frage nach möglichen Emotionen der KI wurde gestellt. Zwar könne man Emotion und damit verbundene Mimik rekonstruieren und imitieren, KI werde aber nicht selbst Gefühle entwickeln können, meinte Karsten Wendland. "Die KI wird Sie so gut analysieren, lesen und auf ihre Gefühle reagieren können" etwa durch die Analyse von Blutdruck, Sprache, Hirnströmen, Blickwegen oder Körpertemperatur, "dass Sie sich sofort unsterblich in die KI verlieben können, Sie dürfen nur nie erwarten, zurückgeliebt werden", fasste Ludger Pfanz die Frage nach den Gefühlen der Künstlichen Intelligenz abschließend zusammen.
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