Zwar sind es überwiegend männliche Jugendliche, die in diesem Bereich auffallen. In den vergangenen Jahren tauchen aber auch verstärkt junge Mädchen in der Statistik auf. Die Ursachen für diese Steigerung im Bereich der Körperverletzung liegen noch im Dunkeln, wie Richter Kögele zugeben musste. Dies sei noch nicht vollständig erfasst. Nur so viel haben die Experten schon beobachtet: Gewalt ist unter Jugendlichen ein Phänomen, das plötzlich und unter Umständen auch willkürlich auftritt. Kögele verwendete in seinen Ausführungen auch die "exzessive Gewalt". Diese sei auf jeden Fall durch die beständige Präsenz von Gewalt in den Medien hervorgerufen.
Jugendliche sind zu einer Kooperation bereit
Eine Rolle spielen in diesem Bereich auch der nicht unerhebliche Anteil von Straftätern aus dem östlichen und südostlichen Europa. Kögele: "Die Menschen dort haben eine andere Einstellung zur Gewalt". Sie fallen vor allem durch "fernöstliche Kampfweisen" auf. Alle Fälle zusammen genommen, liegt der Anteil ausländischer Jugendlicher, die mit Kriminalität in Berührung kommen bei 27 Prozent. Kögele mahnte, im Bereich der Körperverletzungen bestehe Handlungsbedarf bei den zuständigen Behörden.
Gelobt wurde von den Mitgliedern des Ausschusses die Arbeit der Jugendgerichtshilfe. Sie ermöglicht nämlich, dass in fast 60 Prozent der Fälle ein drohendes Verfahren durch die Staatsanwaltschaft eingestellt wird. Die zehn Sozialarbeiter der Stadt, die sich um die Jugendlichen kümmern, finden häufig vor den Mühlen der Justiz eine geeignete Regelung. Die Jugendlichen sind in den meisten Fällen auch zu einer Kooperation bereit. Oft müssen sie Arbeitsstunden für gemeinnützige Zwecke leisten.
Haltestellen werden vom Schadensverursacher selbst instand gesetzt
CDU-Stadträtin Barbara Diez-Echle, von Beruf Staatsanwältin, sagte in der Sitzung, in einigen Fällen würde sie nicht nur die Jugendlichen, sondern viel lieber die Eltern zur Rechenschaft ziehen. Sie bedauerte gleichzeitig, dass das Modellprojekt der Konfliktschlichtung ausgelaufen sei. Angela Geiger von der SPD verlangte, dass so früh wie möglich präventiv auf Jugendliche eingewirkt werde, damit Straftaten erst gar nicht passierten.
Jugendgerichtshilfe ist eine mühsame, aber fruchtbringende Arbeit. Das zeigt sich an den zahlreichen Projekten, die ins Leben gerufen werden. Eines davon ist "Work In" gewesen. Es endete bereits 1999, eine ähnliches Projekt soll aber nach dem Willen der Jugendgerichtshilfe weiter geführt werden. Ziel war dort, junge Menschen in der Entwicklung beruflicher Perspektiven zu unterstützen und praktische Orientierungshilfen zu geben. Elemente waren eine Werkstatt mit Lernfeldern in den Bereichen Holz, Farbe, Bau und Gärtnerei oder auch externe Arbeitsprojekte wie Wald- und Bachputzaktionen an der Alb. Oft können auch angerichtete Schäden direkt vor Ort wieder gerichtet werden, indem Jugendliche die Scheibe, die sie an der Straßenbahnhaltestellen kaputt gemacht haben unter fachkundiger Anleitung wieder instand setzen.