Noch bis Samstag, 30. Oktober, präsentiert die Wanderausstellung "Schöner Schein - Dunkle Schatten" den Besuchern des Einkaufszentrums "Ettlinger Tor" Informationen und anschauliche Beispiele rund um das Thema Produkt- und Markenpiraterie.
Zum Auftakt der Ausstellung hatte der Verein "Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie" (APM) am gestrigen Dienstag zu einem Podiumsgespräch im Einkaufszentrum eingeladen.
50 Milliarden Euro verliert die deutsche Wirtschaft jährlich
Die Veranstalter zielen vor allem auf die Aufklärung der Verbraucher ab. "Der Markt wird überschwemmt von gefälschten Produkten", gab der baden-württembergische Regierungspräsident Rudolf Kühner zu Bedenken. "Daraus resultieren große Gefahren für den Verkäufer und die Kunden", so Kühner.
Auch Rüdiger Stihl, Vorsitzender des APM, sieht der Entwicklung der Produktpiraterie mit Unbehagen entgegen: "Mittlerweile gibt es in allen Warenbereichen Fälschungen. Darunter fallen Nahrungs- und Genussmittel, Medikamente, Spielzeug und technische sowie Haushaltsprodukte." Auch die deutsche Wirtschaft sei mit einem jährlichen Schaden von rund 50 Milliarden Euro betroffen.
90.000 Euro für ein Kilogramm Viagra
Arzneimittel stünden nach Stihls Angaben auf knapp dritter Stelle der meistgefälschten Produkte. Auch hier sieht der AMP-Vorsitzende eine Gefahr für den "nichtsahnenden Verbraucher". Oft enthielten die Medikamente keine wirksamen Bestandteile oder seien schlimmstenfalls sogar toxisch. "Ein Kilogramm Heroin hat einen Schwarzmarktwert von 50.000 Euro, ein Kilogramm Viagra steht schon bei ganzen 90.000 Euro", erklärt der Vorsitzende des AMP.
Daher rät Stihl den Verbrauchern: "Augen auf, seien Sie misstrauisch bei Schnäppchenkäufen, achten Sie auf Garantiescheine und Gebrauchsanweisungen." Auch anhand des Geruchs soll man einige gefälschte Produkte erkennen können. Zudem warnt Stihl vor "dunklen Vertriebswegen", wie dem Kauf bei fliegenden Händlern oder auf Trödelmärkten.
Stromgeneratoren, die höchstens eine Glühbirne betreiben können
Christian Faita von der 2006 eingerichteten Ermittlungsgruppe "Generator" berichtete derweil von einem Erfolg, den die Polizei letztes Jahr im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie verbuchen konnte. Dabei wurden 500 gefälschte Stomgeneratoren sichergestellt und neun Tatverdächtige festgenommen.
Die in China hergestellte Generatoren mit einem Marktwert von rund 50 Euro wurden in der Region Karlsruhe für bis zu 2000 Euro verkauft. "Das Gutachten zur Sicherheit und Leistung der Generatoren war vernichtend", erzählte Faita. Solch ein Gerät könne maximal eine Glühbirne betreiben, habe nach sechs Minuten rund 200 Grad Celsius Oberflächentemperatur und verfüge über keinerlei Sicherung.
"Alle müssen an einem Strang ziehen"
"Hier geht es wirklich um die Gesundheit und das Leben der Verbraucher", betonte Stihl mehrmals. Auch befürwortet der AMP-Vorsitzende ein Bußgeld für Verbraucher, die bewusst gefälschte Ware kaufen. "Ich weiß, das ist nicht sehr populär", gab der ambitionierte Gegner der Produktpiraterie zu. Doch andere Maßnahmen gegen die Fälschungen "bewegen sich sehr langsam", so Stihl.
"Alle müssen an einem Strang ziehen im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie", lautet Stihls Appell. Auch Anton Hönig, Kriminaldirektor im Landeskriminalamt Baden-Württemberg, stimmt dem zu: "Die Polizei, die Justiz, die Wirtschaft und der Verbraucher müssen zusammenhalten", fordert er abschließend.