"Ohne das große Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer wären viele Haustiere selbst in unserer wohlhabenden Gesellschaft nicht so gut versorgt", sagte Bonde beim Besuch im Tierheim. Es sei beeindruckend, dass sich so viele Ehrenamtliche bereit erklärten, mit Hunden Spazieren zu gehen oder sich um die Katzen und andere Kleintiere in Heimen zu kümmern.
In Karlsruhe kommen nach Angaben des Tierschutzvereins etwa 100 Freiwillige regelmäßig in der Herrmann-Schneider-Allee vorbei um Hunde auszuführen. "Bei uns kommen die Tiere regelmäßig raus. Das ist wichtig und leider auch nicht selbstverständlich", so Heinke Salisch, Vorsitzende des Karlsruher Tierschutzvereins. Die Ehrenamtlichen seien alle intensiv geschult, versichert Markus Richter vom Verein: "Die Unfallzahlen sind zurückgegangen und liegen jetzt praktisch bei Null."
Karlsruher Tierheim steht vergleichsweise gut dar
Insgesamt rund 300 Hunde, Katzen und Kleintiere aller Art gilt es im Karlsruher Tierheim zu versorgen. Neben den zahlreichen Freiwilligen verfügt die Einrichtung auch über elf Festangestellte, allerdings nur zwei davon mit einer Vollzeitstelle. "Früher waren die Mitarbeiter hier nicht immer gut, heute ist das aber zum Glück anders", meint Salisch. Darüber freut sich auch Tierheimleiter Michael Lock: "Seit es den Beruf des Tierpflegers gibt, können wir Personal mit den notwendigen Fachkenntnissen finden. Vorher verfügten eigentlich nur Zooangestellte über eine ähnliche Qualifikation, doch selbst die ist ja nicht ohne weiteres auf die speziellen Anforderungen eines Tierheims zu übertragen."
Auch finanziell steht das Karlsruher Tierheim eigentlich ganz gut dar, jedenfalls im Vergleich zu anderen. Salisch führt das zum einen auf die Finanzkraft der Bürger zurück, aber auch in der Stadt habe man einen guten Partner: "In den Behörden ist das Bewusstsein für den Tierschutz in den Köpfen angekommen, das merkt man". Immerhin übernimmt der Verein mit der Unterbringung von Tieren eine Aufgabe, zu der die Stadt verpflichtet ist. Eine Karlsruher Besonderheit ist dabei der "Tierschutzfond" - ein gemeinsamer Topf, aus dem nicht nur das Heim in Daxlanden, sondern auch andere Gruppen wie etwa der Katzenschutzverein gefördert werden.
Neues Hundehaus in Planung
"Wir können wir unsere Aufgaben leisten, sind aber immer wieder auf größere Spenden angewiesen", sagt Locke. Auch Erbschaften spielten eine wichtige Rolle. Allein die Betriebskosten des Tierheims schätzt er auf 30.000 bis 40.000 Euro pro Monat. Die Instandhaltung der Gebäude ist da noch gar nicht mit eingerechnet - es herrscht Sanierungsstau. Vor allem beim alten Hundezwinger aus dem Jahr 1971 häufen sich die Probleme: Asbest in der Decke, bröckelnde Bausubstanz, gebrochene Fliesen, unter denen sich Urin sammelt. Die kleinen Parzellen gelten als unzeitgemäß, auch weil immer öfter gerade große Hunde ausgesetzt werden, die mangels Abnehmern dann langfristig bleiben müssen.
Deshalb ist jetzt ein neues Hundehaus mit mehr Platz in Planung. Die Finanzierung soll sich dabei gleichmäßig auf Stadt, Land und den Karlsruher Tierschutzverein mit jeweils 100.000 Euro verteilen. Allerdings müssen die Landesmittel noch bewilligt werden. Mit etwas Glück könnte neue Haus 2016 schon stehen, hofft Locke. Zuletzt beteiligte sich das Land Baden-Württemberg an neuen Katzenhäusern, die aus schmucken, geräumigen Gartenhäuschen mit vorgebauten Käfigen bestehen.
Auch auf das vor vier Jahren eingeweihte Kleintierhaus ist man im Tierheim stolz - das zinnslose Darlehen der Stadt hierfür ist gerade erst zurückgezahlt. Vorher waren Kaninchen und Hasen unter unwürdigen Bedingungen in Garagen untergebracht. Jetzt teilen sie sich das Kleintierhaus mit einigen Terrarien und einem kleinen Becken für Wasserschildkröten.
Kleine Tiere mit großen Problemen
Kleintiere, zu denen neben Hasen und Meerschweinchen auch Vögel und Reptilien zählen, liegen momentan im Trend. Dieser macht sich denn auch im Tierheim bemerkbar: während der Bestand an Hunden und Katzen in den letzten Jahren um etwa zehn bis 20 Prozent zurückging, nahm die Zahl der Kleintiere stetig zu. Besonders im Fokus stehen "Exoten" wie etwa Terrarienbewohner, die der Zoofachhandel in immer größerer Auswahl anbietet und deren Pflege den Kunden dann oft überfordert. Das stellt auch die Tierheime vor neue Herausforderungen: In Karlsruher wie überall in Deutschland fehlt es schlicht noch Expertise für solche Tiere. Die nächste Station mit Fachpersonal ist in München.
"Wir haben dort eine direkte Förderung mit Bayern vereinbart, weil wir uns eine eigene Einrichtung dieser Art gar nicht leisten könnten", so Cornelie Jäger, Tierschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, bei der Veranstaltung. "Die Unterbringung dieser neuen Tuere ist natürlich wichtig, aber befasst sich jat letztlich mit den Endproblemen der Entwicklung. Wir bemühen uns deshalb um Aufklärung wie etwa an Schulen, damit Menschen bei diesem Wahn gar nicht erst mitmachen", sagt Salisch. Auch Minister Bonde lobte im Zusammenhang mit der Aufklärung über exotische Tiere die "vorbildliche Arbeit im Karlsruher Tierheim".