Wer aus anderen Städten nach Karlsruhe kommt, dem fällt vor allem eines auf: An vielen Stellen in der Stadt wimmelt es nur so von Fahrradfahrern. Und das kommt nicht von ungefähr: Laut Fahrradklimatest des ADFC ist Karlsruhe, verglichen mit ähnlich großen Städten, die fahrradfreundlichste Stadt in Deutschland.

Dass in der Fächerstadt das Radfahren groß geschrieben wird, daran ist ein Gremium besonders beteiligt - das "Radlerforum". Es ist ein Expertengremium, das seit Mitte der 90er-Jahre die "Fahrradstadt" weiterentwickelt. Von Gemeinderäten über den ADFC bis hin zur Polizei sind viele verschiedene Akteure mit an Bord. Am 11. Oktober ist es zum letzten Mal zusammengetreten. Welche neuen Ideen gibt es für die Radler in Karlsruhe?
Mehr Radunfälle - weniger Schwerverletzte
Um Verbesserungen anzustoßen, muss immer auch der Stand der Dinge reflektiert werden. Deshalb ist die Unfallstatistik des Polizeipräsidiums Karlsruhe "Standardthema im Radlerforum", so die Stadt in einer Pressemeldung.

Die Bilanz der Polizei: 2018 gab es 588 Fahrradunfälle mit Personenschaden, seit 2010 stieg die Kurve stetig an. Dabei zeige die Statistik bei den Schwerverletzten eine rückläufige Tendenz, so Joachim Zwirner, Leiter des Referats Verkehr beim Polizeipräsidium Karlsruhe.
Wo in der Stadt passieren die meisten Radunfälle?
Nach oben gehen jedoch die Zahlen bei den Leichtverletzten. 287 Unfälle - und damit rund 50 Prozent der Rad-Unfälle - ereigneten sich an sogenannten Unfallhäufungsstellen. Das sind Stellen, an denen sich innerhalb von drei Jahren fünf Unfälle mit Personenschaden ereignen. "Unter den ersten zehn Unfallhäufungsstellen sind Abschnitte, die künftig nach erfolgten Umbauten aus der Liste verschwinden dürften, etwa Kapellenstraße/Durlacher Tor oder Mendelssohnplatz", so die Stadt.

Schon verbessert habe sich die Situation auch im Bereich Karl-Friedrich-Straße und Zirkel - seit der Zirkelsperrung für Autofahrer hat die Polizei nur noch einen Radunfall dokumentiert. Näher anschauen müsse sich die Karlsruher Unfallkommission unter anderem noch die Erzbergerstraße/Michiganstraße. Bei fünf Unfällen in der Durlacher Allee/Alte Karlsruher Straße fuhren die Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung. "Das muss man unterbinden", so Zwirner.
Durchgehende "Radfahranlage" in der Kriegsstraße
In die richtige Richtung geht es auch für den Radverkehr in der Kriegsstraße. Ist die Baustelle erstmal Geschichte, wird es dort voraussichtlich eine durchgehende Radfahranlage mit Berücksichtigung der ab- und einbiegenden Radler an den Querungen geben. Positiv aufgenommen wurde im Radlerforum die Überlegung, Radlern zwischen Herren- und Sophienstraße eine Gleisquerung zu ermöglichen.

Aus der Mitte des Radlerforums sei zudem die Bitte gekommen, Radfahrstreifen großzügig zu bemessen und Aufstellflächen für Radfahrer an Ampeln vorzusehen. "Das System ist extrem ausbalanciert mit allen Verkehrsarten", gab Bürgermeister Fluhrer laut Pressemeldung zu bedenken. Dennoch: Gerade an den großen Kreuzungen schaue man aktuell noch nach Optimierungen.
Um den Verkehr in der Stadt noch fahrradfreundlicher zu gestalten, wird es ein neues "BYPAD-Audit" geben. Mit dieser Methode konnte schon im Jahr 2005 der Ausbau der Radverkehrsförderung vorangetrieben werden. Mit dem BYPAD-Audit soll das Leitbild "Radverkehr als System" mit konkreten Maßnahmen und Zielen für die nächsten zehn bis 15 Jahre unterfüttert werden. Erstmals soll auch der Fußverkehr ins Verfahren einbezogen werden.
ka-news.de-Hintergrund: Das Radlerforum
Das Radlerforum ist das Expertengremium zum Thema Radverkehr. Es besteht aus Vertretern der im Gemeinderat vertretenen Parteien sowie Vertretern verschiedener städtischer Ämter. Mitglieder der Interessenverbände des Radverkehrs sowie weitere Interessengruppen sind eingebunden. Beim jüngsten Radlerforum erstmals mit dabei war auch ein Vertreter von "Fridays for Future". Das Gremium besteht seit Mitte der 90er-Jahre und tritt etwa ein- bis zwei Mal im Jahr zusammen.
Im Radlerforum werden Ziele der Radverkehrspolitik diskutiert und Radverkehrsplanungen vorgestellt. Die Ergebnisse werden dann als Empfehlungen an den Planungsausschuss oder Gemeinderat weitergegeben. Geleitet wird das Radlerforum von Baubürgermeister Daniel Fluhrer.