Fahrräder sind ein Teil der Verkehrswende. Durch ein flächendeckendes Netz an Park-and-Bike-Parkhäusern in Verbindung mit ÖPNV-Knoten an zentralen Ein- und Ausfallstraßen könnte nach Ansicht der SPD-Fraktion erheblich zur Reduzierung des innerstädtischen Autoverkehrs beitragen werden.

In einigen europäischen Großstädten, darunter Straßburg im Elsass, der niederländische Hauptstadt Amsterdam oder in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, wurden solche Park-and-Bike-Konzepte in Verbindung mit ÖPNV-Punkten bereits erfolgreich umgesetzt.
Standorte für Fahrradgaragen finden
"Der Verkehrsentwicklungsplan ist uns hinlänglich bekannt, und dass es dort auch Ansätze gibt, um das Thema Park-and-Ride voranzubringen, ist uns durchaus bewusst. Aber es geht uns um die Qualität. Vielleicht ist die Qualitätsfrage nur jemandem bewusst, der regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs ist, unabhängig von der Witterung", so SPD-Stadtrat Raphael Fechler in der Anfrage aus dem März.

Die SPD-Fraktion fordert deshalb in ihrem Antrag, dass die Stadt Karlsruhe mögliche Standorte im Stadtgebiet prüft, um dieses Konzept anzuwenden. Mögliche Standorte mit Potential sieht die SPD-Fraktion unter anderem bei der Durlacher Allee, der Linkenheimer Landstraße an der B36 oder der Herrenalber Straße/A5. Ebenso fordern die Stadträte in ihrem Antrag eine Zusammenarbeit mit der Stadt Wörth, um Möglichkeiten eines aufeinander abgestimmten Park-and-Bike-Konzepts für die Region zu erörtern.
Hauptsache umsteigen, am liebsten aufs Rad
"Wenn diese Park-and-Bike-Parkhäuser akzeptiert werden sollen, müssen sie zum einen sichtbar sein und zum anderen braucht es in der Infrastruktur eine entsprechende Qualität", begründet Fechler, der im Mai 2019 nicht mehr gewählt wurde, den Antrag der SPD-Fraktion.

Aus Sicht der Grünen ist es unausweichlich, den Auto-, Bahn- und Radverkehr zusammenzuführen: "Das kann gut gelingen, es braucht aber bestimmte Zutaten, und dazu gehört einfach der Punkt, dass Autoverkehrsströme, Bahnverkehrsströme und Radverkehrsströme an einem konzentrierten Punkt zusammen treffen und dann insbesondere die Radverkehrsverbindungen ab diesem Knotenpunkt stadteinwärts attraktiv fortgesetzt werden müssen", erklärt der mittlerweile ehemalige Stadtrat Tim Wirth.
Gespaltene Lager im Gemeinderat
Auch die CDU-Fraktion begrüßt den SPD-Vorstoß mit Hinblick auf die zukünftige Mobilität in der Fächerstadt. "Der Antrag ist im Grundsatz gut, daran kann auch die CDU sehr viel Gutes abgewinnen. Wir sehen es etwas kritisch, diese Mobilitätsstützpunkte im städtischen Gelände zu finden. Das hat auch die Diskussion heute weitgehend gezeigt, weil wir ein Flächenproblem haben, das beim Wohnen anfängt und nicht bei Flächen für den Verkehr aufört", so Ex-CDU-Stadtrat Jan Döhring.

Anderer Meinung ist die Kult-Fraktion: "Wir sehen in dem Antrag keinen Vorteil für die Mobilität in Karlsruhe und werden ihn deshalb ablehnen", so Stadtrat Uwe Lancier in der Plenarsitzung vom März.
Kunden schon am Wohnort erreichen
In ihrerer Stellungnahme bekräftigt die Verwaltung das Ziel, gemäß Verkehrsentwicklungsplan und Klimaschutzkonzept, die nachhaltige Mobilität zu fördern und betont dabei, dass die Stadt und die Region Karlsruhe durch den öffentlichen Personennahverkehr, der weit in die Region reicht, flächendeckend und nachhaltig erschlossen ist. Durch ein dezentrales Konzept für Park-and-Ride oder Bike-and-Ride-Anlagen werde der Kunde des öffentlichen Personennahverkehrs dort abgeholt, wo er wohnt.

Im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt sind bereits 160 Park-und-Ride-Stationen im gesamten KVV-Verbundraum außerhalb des Stadtgebietes ausgewiesen. Weitere 16 gibt es im Karlsruher Stadtgebiet.

Wer im Auto sitzt, steigt ungern um
Generell sei das Prinzip eines wohnortnahen Park-und-Ride-Angebotes weiter zu verfolgen, um zu bewirken, dass der größere Anteil der innerstädtischen Wege mit dem ÖPNV zurückgelegt wird. Solche Konzepte seien die nachhaltigste Möglichkeit, innerstädtischen Autoverkehr durch einpendelnde Kraftfahrzeuge zu reduzieren, denn wer erst einmal im Auto sitzt steigt kurz vor seinem Ziel nicht mehr unbedingt um.

Im Mobilitätsportal ist bereits die Dichte an Park-und-Ride-Anlagen dargestellt, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung und. Im Zuge des Projektes Regiomove sollen multimodale Umsteigepunkte für die Region überprüft und aufgewertet werden. Auch mit der benachbarten Stadt Wörth gibt es im Zuge der Rheinbrückensanierung bereits Kooperationen und abgestimmte Konzepte, um den Umstieg für Berufspendler auf das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern. Die Stadt hat die Thematik nach der Debatte in den Planungsausschuss verwiesen.
Fahrradstadt Karlsruhe: Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf? Wo klappt es schon sehr gut? Wo kann die Situation für Fahrradfahrer verbessert werden und so Konfliktlinien mit Fußgängern und Autofahrern entschärft werden?
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