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Karlsruhe: Mausklick-Revolutionäre: Warum Online-Petitionen nicht basisdemokratisch sind

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Mausklick-Revolutionäre: Warum Online-Petitionen nicht basisdemokratisch sind

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    Nie war es einfacher, dagegen zu sein.
    Nie war es einfacher, dagegen zu sein. Foto: (Screenshot www.openpetition.de)

    Mobbing wird digital. Das musste zuletzt Markus Lanz am eigenen Leibe feststellen: Nach seiner Talkrunde mit Sahra Wagenknecht startete eine empörte Zuschauerin eine Online-Petition gegen den ZDF-Moderator - hunderttausende unterzeichneten. Hunderttausende, die ihren Blick abwechselnd von Flimmerkiste zu Computerbildschirm tanzen lassen.

    Online-Petition: Wenn der Bürger von nebenan Markus Lanz den Job verbieten will

    Markus Lanz hatte mit seinem ungeskripteten, frechen Ausbrüchen nicht, wie erwartet, für leichte Abendunterhaltung, sondern für schwere Kost im Wohnzimmer gesorgt. "Und dafür bezahl ich Rundfunkgebühren?" - ein Shitstorm mit Returntasten-Unterschriften brach los - das Ziel: Berufsverbot für Markus Lanz. Haben wir es hier mit Basisdemokratie zu tun?

    Keinesfalls. Eine Petition ist nicht mehr als ein Instrument für Minderheiten, ihrem Ärger Luft zu machen. Straßendemos adé, zu viel Aufwand: Manche bloggen und blasen so ihren Frust in die digitale Welt hinaus, andere Mausklick-Revolutionäre unterschreiben als Dauernutzer täglich Kampagnen gegen Dinge, die sie nicht mögen: Homosexualität im Unterricht, Stehplatz-Mangel im Stadion, Moscheen, Markus Lanz. Hier geht es nicht um große Probleme - hier geht es um Befindlichkeit, Geschmack und Meinung. Private Petitions-Webseiten verlieren zunehmends ihr Gewand der demokratischen Mitbestimmung und outen sich als Foren für populistische Stimmungsmache.

    Dem Cyber-Mobbing schließt sich so auch die Gefahr von uninformierten, politischen Entscheidungen, die auf aufbrausenden Stimmungen bauen, an. Hier gilt es, sich auf Petitions-Kritiker und Comedian Dieter Nuhrs Worte zurückzubesinnen: "Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss aber nicht." Aber nun ja, nie war es einfacher, dagegen zu sein...

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