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Karlsruhe: Masters Of Shaolin Kung Fu

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Masters Of Shaolin Kung Fu

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    Das wäre wohl auch für Keanu Reeves schwierig geworden: Drei kahlköpfige Mitglieder der Shaolin betreten mit massiven Speeren die Bühne. Ein weiterer Mönch folgt, stellt sich in die Mitte der Bühne und beginnt zu meditieren. Als er bereit ist, setzen die drei anderen die Speere an seinem Kehlkopf an. Kurze Anspannung, ein lauter Schrei, dann biegt der eigentlich recht schmächtig wirkende Chinese die an seinem Hals anliegenden Speere durch, indem er seinen Oberköper mit unglaublicher Kraft nach vorne drückt. Er verhaart einige Sekunden in dieser Position. In der Zwischenzeit wird ihm eine massive Steinplatte auf den Rücken gelegt. Wiederum ein Schrei, ein Schlag, und ein weitere Mönch hat mit einem großen Vorschlaghammer die Platte auf dem Rücken des Mannes zerschlagen.

    Professionelles Umfeld für beeindruckende Choreographien

    "Da wäre ich jetzt tot gewesen", so treffende Analyse eines Kinds aus dem Publikum. Was die Mönche in ihrer rund zweistündigen Show zeigten, ging oftmals über die Grenze des scheinbar Machbaren hinaus. Höhepunkt war dabei der Flug einer einfachen Nähnadel durch eine massive Fensterscheibe. Großmeister Wang Bingwen warf die Nadel mit einer solchen Wucht auf das Glas, dass sie ein kleines Loch in der Scheibe hinterließ und einen dahinter platzierten Ballon zerstach. Dabei zeigte er, dass auch die Shaolin einen Sinn für Show und Dramatik haben: Der Wurf klappte erst beim dritten und letzten Versuch. Allerdings sah es so aus, als hätte Bingwen die Nadel zuvor auch nicht unbedingt mit größtmöglicher Kraft geschleudert.

    Show und Entertainment wurden bei der Aufführung ohnehin groß geschrieben. Als Rahmenhandlung für ihre spektakulären Kampfvorführungen, erzählten die Shaolin die Geschichte ihres Klosters. Aufwendige Licht- und Tontechnik sowie imposante Kulissen schufen ein professionelles Umfeld für die beeindruckenden Choreographien der Männer in ihren orangefarbenen Kutten.

    Schwierigkeiten lagen oft im Detail

    Die setzten dabei nicht nur ihre Körper mit einer unglaublichen Perfektion ein, sondern führten auch zahlreiche Waffen auf der Bühne vor. Die Mönche haben im Lauf ihrer etwa 1.500-jährigen Geschichte ihre Techniken im Kampf mit dem Samurai-Schwert bis hin zur Peitsche vollkommen ausgereift. Außer bei den "meditativen Stunts" waren die meisten Schwerter allerdings aus Papier. Verständlich, waren doch meist so viele Mönche auf der Bühne, dass ansonsten nur ein falscher Schritt blutig hätte enden können.

    Manch einem Zuschauer erschien die Show am Ende allerdings etwas eintönig. Doch das liegt in der Natur akrobatischer Aufführungen: Die Choreographien und gezeigten Schwierigkeiten differieren oft in für den Laien fast unsichtbaren Kleinigkeiten. Der Zuschauer erkennt im Normalfall keinen Unterschied zwischen einer Doppel- und einer Dreifachschraube - wobei nur eine zusätzliche Umdrehung mehrere Monate intensives Training bedeuten.

    Insofern sind die gezeigten Leistungen gar nicht hoch genug zu bewerten. Und Keanu Reeves könnte sich für einen vierten Matrix-Teil bitte eine gehörige Scheibe Geschmeidigkeit bei den Shaolin abschneiden, damit das Kämpfen bei dem Hollywood-Star nicht mehr ganz so hölzern aussieht. Und wenn er dann auch noch die Seile weglässt und sich nur auf seine Sprungkraft verlässt, dann kann er vielleicht auch bei der nächsten Masters Of Shaolin Kung Fu-Tour dabei sein.

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