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Karlsruhe: LTE - Internet "über die Luft" auch bald in der Region?

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LTE - Internet "über die Luft" auch bald in der Region?

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    Funkturm für die neue Mobilfunkgeneration LTE.
    Funkturm für die neue Mobilfunkgeneration LTE. Foto: Vodafone/dpa/tmn

    LTE steht für Long Term Evolution und bezeichnet die vierte Mobilfunkgeneration (4G). Mit dieser Technik sollen Fotos, E-Mails und Musikdateien einfach über die Luft, also über Funk, geschickt werden - und zwar in ähnlich hoher Geschwindigkeit wie im Festnetz, verspricht die Telekom. Insgesamt sollen bundesweit 1.800 neue Standorte auf diese Weise angebunden werden.

    Zu den ersten Gemeinden in Baden-Württemberg gehört Aglasterhausen bei Heidelberg. In der Südpfalz wird zum Beispiel Edenkoben konkret ausgebaut. Für die Region um Karlsruhe, Pforzheim oder Baden-Baden kann das Unternehmen noch keine verbindlichen Angaben machen. Man gehe aber davon aus, dass auch Standorte in der Region von LTE profitieren werden, erklärte ein Pressesprecher des Unternehmens gegenüber ka-news.

    Hambrücken: "Wir haben uns bereits anders beholfen"

    Bei den "weißen Flecken", Hambrücken und Kürnbach, nimmt man diese Nachricht nicht durchweg positiv auf: Denn zumindest in Hambrücken hat man sich schon längst anderweitig geholfen. Dort bietet KabelBW eine schnelle DSL-Verbindung an - die Gemeinde ist versorgt. "Vor einiger Zeit war mal ein Ausbau von der Telekom angedacht", erläutert ein Mitarbeiter des Rathauses. Man hätte damals jedoch garantieren müssen, dass sich nach dem Ausbau genügend Haushalte für einen Wechsel zur Telekom entscheiden - und daran seien die Planungen schließlich auch gescheitert. Aber es gebe ja KabelBW und man mache sich deshalb auch keine weiteren Gedanken. LTE könne für Hambrücken lediglich eine Ergänzung zum bestehenden Festnetz-DSL sein.

    In Kürnbach hingegen sorgt das Thema geradezu für Zündstoff. Dort ist man "not amused" über die geografische Außenseiterlage auf der DSL-Karte."Wir surfen mit weniger als einem MBit pro Sekunde", klagt Bürgermeister Karl-Heinz Hauser. Darunter leide die ganze Gemeinde, nicht zu sprechen von ansässigen Firmen. Erst vor 14 Tagen habe man intensive Gespräche mit der Telekom wegen des Ausbaus geführt - diese seien aber an den Finanzen gescheitert. 140.000 Euro würde alleine der Ausbau mit "leeren Rohren" kosten, 60.000 Euro könnten vom Land im Rahmen der Breitbandförderung bezuschusst werden. "Aber mindestens 80.000 Euro plus X müsste die Gemeinde aufbringen - das können wir nicht."

    "Wo bleibt die Förderung des ländlichen Raums?"

    Hauser prangert deshalb die vom Staat versprochene so genannte "Förderung des ländlichen Raums" an, die er in seiner Gemeinde nicht erkennen könne. Er findet es unlogisch, dass beispielsweise finanzstarke größere Städte für einen solchen Ausbau gar nichts bezahlen müssten. Dort ist der Profit für die Telekom hoch genug, um zu investieren - das Unternehmen denkt wirtschaftlich. Kürnbach hofft deshalb ebenfalls auf alternative Vertragspartner wie Vodafone, denn KabelBW hat in der Gemeinde kein Netz. Vodafone hingegen hat im Nachbarort Sternenfels bereits einen LTE-Masten aufgestellt.

    In ihrer Werbekampagne im Zuge des eigenen LTE-Ausbaus gibt sich die Telekom währenddessen betont zuversichtlich, bald selbst alle Gemeinden zufriedenstellen zu können: Im Mai 2010 hatte das Unternehmen für rund 1,3 Milliarden Euro neue Funkfrequenzen ersteigert, die den Ausbau des 4G-Netzes überhaupt erst ermöglichten. Der niedrige Frequenzbereich (800Mhz) eigne sich besonders gut für die Breitbandversorgung auf dem Land, denn die Funksignale könnten sich besser ausbreiten und eine Reichweite von bis zu zehn Kilometern erlangen - in einigen Jahren sollen sogar 1800/2600 MHz-Frequenzen bereitgestellt werden.

    Die Nutzung der ehemaligen Rundfunkfrequenzen ist jedoch an strenge Lizenzauflagen der Bundesnetzagentur gebunden: Demnach müssen 90 Prozent der unversorgten Orte in Deutschland bis 2016 an die schnelle Breitband-Infrastruktur angeschlossen werden. "Wir sind zuversichtlich, die Auflagen sogar noch früher zu erfüllen", erläutert Torsten Soldan, Leiter Technik Mobilfunk der Telekom Deutschland in Baden-Württemberg. 

    Mehr elektromagnetische Strahlung durch LTE?

    Die Sorge, dass die LTE-Sendemasten für eine erhöhte elektromagnetische Strahlung sorgen könnten, zerstreut ein Sprecher des Unternehmens: "Die Bundesnetzagentur prüft jeden neuen Standort auf die Einhaltung des Grenzwertes und stellt dann erst eine Standortbescheinigung aus." Generell finde LTE auf den gleichen Frequenzen statt, wie das alte analoge Fernsehen und sei daher genauso sicher.

    Das Bundesamt für Strahlenschutz habe darüber hinaus schon im Mai 2010 darauf hingewiesen, dass "für mögliche biologische Wirkungen keine wesentlichen Unterschiede zu den bisher genutzten Mobilfunkfrequenzen" zu erwarten seien. Außerdem liege bereits eine Studie des Instituts für Mobil- und Satellitenfunk vor: Demnach lägen die Immissionen von LTE-Sendern selbst bei einer theoretischen Vollauslastung deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten.

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