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Karlsruhe: Loony-Design (II)

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Loony-Design (II)

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    Die Reportage von Johanna Katzenberger

    Nachdem die Produktionsaufträge an Einrichtungen für psychisch Erkrankte zurückgegangen sind, die gängigen Holzspielsachen weniger verkauft wurden, musste etwas Neues gefunden werden. Die ausschlaggebende Idee zu Loony-Design hatte Manfred Schöniger, Referatsleiter des Geschäftsbereichs Psychiatrie des Diakonischen Werks in Baden. "Ich dachte, es wäre das Beste, wenn wir nicht Zulieferer von Produkten für Firmen sind, sondern ein Eigenprodukt hätten. Die Frage war nur, wie kommt man da heran?" Als Schöniger schließlich während der Weihnachtszeit an einem Designergeschäft in Stuttgart vorbeikam, in dem Studierende der Staatlichen Akademie der Künste einen Weihnachtsmarkt veranstalteten, nahm er Kontakt mit dem Professor der Studierenden auf. Er selbst kaufte sich damals einen "Mr. Wilson".

    Erstmals "schwarze Null" im Jahr 2006

    Und so entstand das Konzept des Unternehmens Loony-Design, von welchem nun mehrere Seiten - die Einrichtungen, die Mitarbeiter sowie die Studierenden - profitieren: Die Studierenden erleben die Wirklichkeit, sie haben Kontakt zu einer Firma, und die Einrichtung kommt zu einem guten, von einer Hochschule abgesegnetem Designer-Produkt.

    Wirtschaftlich bewegt sich Loony-Design noch an der Grenze. "Wir waren die letzten Jahre froh, wenn wir mit wenig Minus heraus gekommen sind. Im letzten Jahr sind wir allerdings mit einer 'schwarzen Null' herausgekommen und konnten den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr 2005 verdoppeln", so Schöniger.

    Zahl der teilnehmenden Einrichtungen und Hochschulen steigt

    Dennoch funktioniert die Geschäftsidee; nicht zuletzt weil die Arbeit einen inhaltlichen Wert für die Mitarbeiter hat. "Für die Mitarbeiter ist es wichtig, dass sie merken, dass da etwas passiert und sie sagen können 'da habe ich mitgemacht'," so Schöniger. "Es ist etwas anderes als Kugelschreiber zusammenschrauben. Die Leute wissen, dass die Produkte in die große weite Welt hinausgehen." Auch Alexander Schau findet es "cool" zu wissen, dass seine Produkte schon nach Japan verschickt worden sind. "Ich habe da ein Tag 'From Gemany to Japan' auf die Verpackung geschrieben. Es ist cool, wenn jemand das bekommt."

    Enspannung im Hof des Frommelhaus (Foto: ka-news)

    Neben dem Karlsruher Frommelhaus produzieren im badischen Raum diakonische Einrichtungen in Mannheim, Kehl, Freiburg, Lörrach und Walldorf die Produkte der Studierenden. "Loony-Design wird sich nach Württemberg ausweiten und es gibt bereits Fachhochschulen und Hochschulen für Künste in Schwäbisch Gmünd, Darmstadt und Weimar, die sich für eine Kooperation interessieren", erklärt Schöniger nicht ohne Stolz.

    Bisher einziger Laden in Mannheim eröffnet

    Dass die Produktion in Werkstätten für Menschen mit psychischen Erkrankungen geschieht, möchte Schöniger beim Verkauf nicht an die große Glocke hängen. Lediglich ein kleiner Zettel in der Schachtel verrät die Herkunft der Produkte. "Der Werbeeffekt ist doch viel stärker, wenn man ein gutes Produkt erhält und nicht nach dem Behindertenbonus 'Tue Gutes' einkauft." 11 Euro kostet ein "Mr. Wilson". "Brandmeister" - ein aus einem Feuerwehrschlauch ebenfalls im Frommelhaus hergestellter Geldbeutel - 39 Euro. Neben diesen gibt es noch weitere Produkte, die immer für drei Jahre im Sortiment bleiben. "Erst, wenn der Markt gesättigt ist, werden die Produkte ersetzt", erläutert Graumann die Verkaufsstrategie.

    Erhältlich sind die Designer-Stücke entweder im Internet über die Website von Loony-Design, auf der es auch einen Katalog zu bestellen gibt, oder im bisher einzigen Loony-Shop in der Stresemannstraße 8 in Mannheim. Wer sich vorher ein Bild machen möchte: Loony-Design ist derzeit als Ausstellungim Diakonischen Werk Baden, Vorholzstraße 3, zu sehen. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

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