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Sasbach: Liebe statt Zölibat: Badischer Schulpriester beendet Doppelleben

Sasbach

Liebe statt Zölibat: Badischer Schulpriester beendet Doppelleben

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    Schulpriester Eisele hat sich nach langem Ringen für die Liebe entschieden - und gegen das Zölibat.
    Schulpriester Eisele hat sich nach langem Ringen für die Liebe entschieden - und gegen das Zölibat. Foto: Archiv

    Lange Zeit musste Edgar Eisele seine Zuneigung gegenüber Stefanie geheim halten. Küsse in der Öffentlichkeit - verboten. Ihre Liebe, eine Instanz hinter verschlossener Tür.

    "Die Liebe stand meinem Zölibatsversprechen entgegen"

    Jetzt hat der katholische Schulpfarrer an der katholischen Privatschule "Heimschule Lender" in Sasbach und ehemaliger Rektor des mittlerweile geschlossenen Seminars St. Pirmin genug vom Versteckspiel: Vor wenigen Wochen machte er bekannt, dass er seinen Beruf niederlegt. Eine Entscheidung für die Liebe und gegen das Zölibat.

    "Seit langem schon verbindet mich mit Pastorreferentin Stefanie Jäger eine tiefe Freundschaft, aus der zwischenzeitlich eine großartige Liebe geworden ist. Dieser Liebe stand mein Zölibatsversprechen als Priester entgegen", so Eisele in einem offenen Brief, der seine Entscheidung begründen soll. "Es begann ein Ringen, um meine Berufung und die Liebe zu einer Frau."

    Eisele ab 1. März nicht mehr Priester

    Nach einer langen Phase seien nun beiden zu dem Entschluss gelangt, "dass wir unsere Liebe nicht länger verstecken, sondern offen leben wollen." Das Doppelleben sei zur Belastung geworden. Dass er seine Freunde und Kollegen jahrelang getäuscht habe, tue dem Priester aufrichtig leid. "So mancher wird meinen Entschluss nicht verstehen können oder gar ablehnen" - aber das nehme er für die Liebe in den Kauf.

    Bei der Erzdiözese Freiburg, die in diesem Falle quasi als "Arbeitgeber" für den Sasbacher Schulpfarrer fungiert, stößt Eiseles Rücktritt auf Bedauern - aber ebenso Respekt, wie man auf Anfrage von ka-news erklärt. Er habe in einem Gespräch im Erzbischöflichen Ordinariat seine Situation und Entscheidung deutlich gemacht. Nun wird er zum 1. März seinen Dienst als Priester der Erzdiözese aufgeben - ein Leben abseits des Zölibat ist nicht mit seiner bisherigen Tätigkeit vereinbar.

    Dem war sich auch Eisele bewusst, als er sich zum Anfang seiner Laufbahn für den Priesterberuf entschied. "Gott hat mir eine ganze Reihe von Begabungen geschenkt, die ich gern als Priester für die Gemeinschaft einbringen wollte." Die zölibatäre Lebensform habe er dabei eigenen Angaben nach eher in Kauf genommen als positiv bejaht. "Dass es ein Fehler war, mich so zu entscheiden, weiß ich eigentlich schon eine ganze Weile", gibt Eisele zu. Heute sei ihm klar, dass er so nicht länger leben wolle.

    Katholische Kirche hat Probleme mit Nachwuchs

    Womit Eisele seit langem ringt, stellt auch für viele junge Menschen heutzutage eine Hürde da, sich für den Berufsweg innerhalb der katholischen Kirche zu entscheiden. Oft wird kritisiert, das Zölibat sei nicht mehr zeitgemäß. Dass es Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs gibt, weiß auch die Erzdiözese Freiburg: "Die Zahl der angehenden Priesterweihen in Deutschland geht zurück", so ein Sprecher gegenüber ka-news. Dies hänge unter anderem mit dem Zölibat zusammen, habe aber auch andere Ursachen.

    So sinke auch die Zahl der praktizierenden Katholiken. Folglich gebe es deutlich weniger katholische Familien, in denen solche Berufungen reifen und vom Gebet begleitet werden können. Wie man uns erklärt, sinke darüber hinaus auch die Zahl der Theologiestudenten in Kirchen, in denen der Zölibat keine Voraussetzung für das Pfarreramt ist. Personalmangel - auch an der Kanzel.

    Und was nun?

    Im Fall von Edgar Eisele, der schon seit 27 Jahren Gottesdienste abhält und als katholischer Seelsorger tätig ist, stellt sich darüber hinaus die Frage, welche berufliche Perspektive Menschen wie er haben, die aufgrund des Zölibatbruchs ihren bisherigen Dienst aufgeben müssen?

    "Es gibt je nach individueller Qualifikation vielfältige berufliche Möglichkeiten für erfahrene Seelsorger: In Caritas und Diakonie, Beratungseinrichtungen, Stiftungen, Unternehmensberatungen, Religionslehrertätigkeit und mehr", wie man seitens der Erzdiözese Freiburg gegenüber ka-news erklärt. Konkret wolle man Eisele bei der Suche nach beruflichen Perspektiven weiterhin unterstützen.

    Abgesehen von seiner Entscheidung gegen die Enthaltsamkeit, hält der 55-Jährige seinen Glauben und seine Verbindung zur katholischen Kirche weiter aufrecht. "Ich hege keinen Groll gegen die Kirche pder die Verantwortlichen unserer Diözese - meine Beziehung zu Christus hat sich gefestigt und ich bin versöhnt mit Gott aus den Exerzitien heimgekehrt." Auch künftig wolle er in der Spur Jesu bleiben, ihm nachfolgen und seine Frohe Botschaft unter den Mitmenschen mehr Wirklichkeit werden lassen. Nur eben ohne Zölibat.

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