Die entspannte Atmosphäre, die er in den Amsterdamer Coffee-Shops vorgefunden hatte, wünschte er sich auch für seinen eigenen Laden. Es sollte ein Ort werden, an den die Leute nicht nur kommen, um sich die Haare schneiden zu lassen, sondern wo sie sich auch sonst gerne aufhalten. Inspiriert von den vielfältigen Eindrücken seiner Reise tat er sich zunächst mit einer Freundin zusammen und veranstaltete in seiner Freizeit "Hairpartys" in einer Kneipe in der Karlsruher Südstadt. Sie brachten ihren eigenen DJ mit und schnitten bei Bedarf dem Fetenvolk kostenlos die Haare. "Das war superwitzig und hat echt Spaß gemacht. Aber es störte mich, dass die Party dabei die Hauptsache war und das Haare schneiden nur Nebensache", erinnert sich der einfallsreiche Unternehmer. Jenkins drehte den Spieß um und hatte die Idee für sein Haircafe. Jetzt fehlte nur noch das geeignete Ladengeschäft. Es dauerte nicht mehr lange und er wurde fündig. Ein schönes altes Haus in der Schillerstraße, an dem er auf dem Weg zur Arbeit immer vorbeikam, hatte es ihm schon seit langem angetan.
Vom Gemüseladen zum Haircafe
Schaufensteridylle (Foto: ka-news) |
"Früher war im Erdgeschoss ein Gemüsegeschäft - vorne der Laden, hinten die Wohnung. Dann war das Haus von Punks besetzt", blickt der Coiffeur und Cafebesitzer zurück. Eines morgens, als er wie gewöhnlich vorbeiradelte, sah er, dass dort Bauarbeiten im Gange waren. Er erkundigte sich bei den Arbeitern nach dem Eigentümer und war kurz darauf Mieter des Ladengeschäfts und in der Lage, seinen Traum zu verwirklichen. Der Umbau, den er zusammen mit einer Architektin durchführte und bei dem er selber oft Hand anlegte, dauerte rund drei Monate. Was früher einmal die Wohnung des Gemüsehändlers war, wurde zum Friseursalon, optisch vom tiefer gelegenen Cafe- dem ehemaligen Gemüseladen - durch einen Tresen aus Glasbausteinen getrennt. Dahinter verbirgt sich die Schaltzentrale des Haircafe. Hier befindet sich der Empfang, die Telefonzentrale und das Herzstück eines jeden Cafes, die Kaffeemaschine. Zu essen gibt es nichts, die Lizenz ist auf Getränke beschränkt. "Wegen der Hygiene", erklärt Jenkins und muss kurz mal weg -eine Latte Macchiato machen.
Das Ambiente ist eher szenig, denn chic. Die Kaffeehausstühle und das gemütliche Ledersofa sind mindestens Second Hand und wer Muse hat, bei einem Kaffee oder etwas Kaltem den Blick umherschweifen zu lassen, kann manches interessante Detail entdecken. Wie etwa den milde lächelnden Buddha, der auf der Theke thront oder die "Dame ohne Unterleib", die als Blickfang das Schaufenster schmückt. Es geht tatsächlich locker und gemütlich zu, wie es sich Jenkins immer gewünscht hat. Die Kunden scheint es nicht zu stören, dass sich ihr Frisör zwischendurch als Barmann betätigt. Und die Cafebesucher warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Denn alle wissen, das gehört hier dazu. Abends verwandelt sich das Haircafe gelegentlich in eine Party-Location oder es findet eine Vernissage statt. Eine gute Gelegenheit für die Kundinnen, die Fetentauglichkeit der neuen Frisur zu testen.
Haircafe-Klatsch (Foto: ka-news) |
Stolz ist Jenkins, dass sogar schon Jim Avignon bei ihm ausgestellt hat. Jim Wer? Der Name ist vielleicht weniger bekannt als die farbenfrohen Werke des Künstlers, die schon so manche Maschine der Fluggesellschaft British Airways oder das eine oder andere CD-Cover zieren.
Immer auf der Suche nach Neuem
Es ist also ständig etwas los im THC. Auf die Frage, ob es Expansionspläne gibt, antwortet Jenkins lachend "ein Laden genügt mir, aber etwas größer dürfte er schon sein". So schön das alles ist, der 35jährige Deutsch-Kanadier kann sich nicht vorstellen, ein Leben lang das Gleiche zu machen. Da muss schon noch ein bisschen mehr passieren. Nach Kanada, in die Heimat seines Vaters, zieht es ihn aber nicht. Er fühlt sich eher als Europäer, obwohl er zu seinen kanadischen Verwandten ein gutes Verhältnis hat und sie auch öfter besucht. Bleibt abzuwarten, mit was er uns als Nächstes überrascht. Vielleicht ein Waschsalon mit Internet-Cafe? Oder eine Saft-Bar mit Bibliothek? Letzteres gibt es bereits in Karlsruhe. Aber davon erzählen wir ein anderes Mal...