Nach langem Kampf um nationale Selbstbestimmung, konnte sich Timor im Mai 2002 von der Fremdherrschaft Indonesiens befreien. In der Demokratischen Republik Osttimor, Timor Loro Sa'e, wurden politische Gefangene weitgehend freigelassen. Die Rolle des Militärs in der Politik wurde zurückgedrängt. Jetzt steht die große Aufgabe an, staatliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche von Grund auf neu aufzubauen. Auch sollen Bereiche des kulturellen Lebens in Osttimor verbessert werden. Die Initiative der Gründung der Deutschen Osttimor-Gesellschaft bietet für die anstehende Aufbauphase eine Plattform.
Erfahrungen sollen in die Tat umgesetzt werden
Der rote Ostzipfel der Insel ist unter UN-Verwaltung: Osttimor (Grafik: ka-news) |
In Osttimor muss die gesamte Verwaltungsstruktur neu organisiert werden. Einfachste Arbeitsabläufe wie beispielsweise Kopiervorgänge müssen den zuständigen Mitarbeitern als wichtige Arbeitschritte vermittelt werden. "Bereits bei der Registrierung der Bevölkerung gab es Probleme", so Svoboda. Viele Menschen wissen nicht, wann sie geboren sind, oder wie sie heißen. Erster Bürgermeister König erhofft sich vom Aufenthalt der Gäste deshalb, dass das Gelernte auch nach Osttimor weitervermittelt werden könne. "Es wird zwar schwer, aber die Erfahrungen aus diesem anstrengenden Training in Karlsruhe sollen hilfreich sein und in Osttimor auch in die Tat umgesetzt werden", so König.
Die Eindrücke der drei Teilnehmer, insbesondere von Karlsruhe, sind positiv. Überrascht ist Zeferino dos Santos von der Disziplin, die in den Ämtern herrscht. In Osttimor soll er im Reisepassbereich eingesetzt werden. Auch die Gastfreundschaft sei herzlich, das Essen jedoch gewöhnungsbedürftig. In Timor stehen in einer Familie durchschnittlich 50 Kilogramm Reis pro Monat auf dem Speiseplan.
Schritt für Schritt muss Osttimor vorankommen
Die Gäste aus Timor fühlen sich in Karlsruhe wohl (Foto: ka-news) |
"Wir suchen des Öfteren das Asienhaus auf", so Svoboda. Sie wird in Osttimor mit Mama oder Sister angesprochen. Auch Amaro Martins, der den Bereich Druckvorgänge und Zertifikate leiten soll, zeigte sich überrascht von der Arbeitsdisziplin in Deutschland. Auch den geregelten Straßenverkehr bewundert er. Alda da Silva betonte, dass hier insgesamt eine ganz andere Kultur herrsche. Das Wetter aber sei ihr hier zu kalt.
Für die Zukunft wünschen sich Projektleiter und Teilnehmer, die gewonnenen Erfahrungen effektiv weitergeben zu können. "Was für uns selbstverständlich ist, ist in Osttimor nicht selbstverständlich", so Svoboda. Beispielsweise gebe es dort noch keine Elektrizität. Alles müsse Schritt für Schritt aufgebaut werden. Trotzdem dürften sich die Timoresen beim Aufbau keine Zeitverzögerung leisten.