Ein großes Problem für blinde und sehbehinderte Menschen ist das Zurechtfinden im öffentlichen Straßenraum. Viele Bänke stehen in der Innenstadt, noch fahren die Bahnen durch die Fußgängerzone und Straßen müssen überquert werden. Dafür gibt es im Fall der seheingeschränkten Menschen Leitlinien, die helfen, den Weg durch die Stadt und über Straßen zu finden.

So wie an der Ecke Gottesauer Straße und Kapellenstraße. Hier, am Zebrastreifen gegenüber des Autohauses, findet sich nach der Umgestaltung eine taktile Leitlinie auf dem Boden."Wo soll uns dieser weiße Pfad hinführen?", macht ein ka-Reporter die Redaktion auf diese Neuerung aufmerksam.
Blinde werden ins Beet geleitet
Und in der Tat, die Leitline endet: im Beet! Kann nicht sein, da muss es sich doch um ein Versehen handeln, denn wer will schon, dass blinde Menschen einfach im Grünstreifen stehen?

Solche Leitlinien wie an diesem Fußgängerüberweg sind, laut Stadt Karlsruhe, eine sichere Querungsmöglichkeit, ebenso wie Fußgängerampeln mit Blindentastern. "In Absprache mit dem Beirat für Menschen mit Behinderung berücksichtigen wir die Vorgaben der DIN-Normen", so die Stadt Karlsruhe auf ka-news-Nachfrage und erklärt weiter: "Wer mit einem Blindenstock unterwegs ist, orientiert sich an der von der Fahrbahn abgewandten Seite des Gehweges, der sogenannten Inneren Leitlinie."

So ertastet der Blinde Hauskanten oder wie im Fall an der Gottesauer Straße den Fußgängerüberweg. Heißt, dass der sehbehinderte Fußgänger irgendwann auf seinem Weg durch die Stadt an einer der (taktilen) Leitlinien kommt und dieser folgen kann.
Knick in der Leitlinie darf sein
Das klärt allerdings immer noch nicht, warum die abgeknickte Leitlinie scheinbar ohne Sinn im Nichts endet. Auch dafür weiß die Stadt, genauer das Tiefbauamt, die Gründe: "Idealerweise verlaufen die Leitsysteme im rechten Winkel, aber auch Knicke bis 45 Grad sind kein Problem!"

Laut Stadt ist es bei der barrierefreien Gestaltung eines Fußgängerüberweges jedoch wichtiger, dass die Leitlinie nicht im "Nichts" beginnt und endet, sondern an der ertastbaren Inneren Leitlinie. "Die richtige Richtung über die Fahrbahn erhalten Menschen mit Blindenstock durch die direkt hinter dem Bordstein liegenden Platten. Deren Rippenstruktur liegt genau in Querungsrichtung und kann gut ertastet werden", heißt es vonseiten der Stadt Karlsruhe gegenüber ka-news.

Dadurch, dass sich blinde und seheingeschränkte Menschen also an den Inneren Leitlinien orientieren, sieht laut Antwort der Stadt "das Kuriosum nur für normalsichtige Menschen so aus, als würden die Linien im 'Nichts' enden!"