Das bedeutet nach den Regeln der IAAF (International Association of Athletics Federations) das Aus für den Verursacher. Wolf-Dieter Poschmann, der Hallensprecher, kann es kaum glauben, als er die Auswertung des Startcomputers verlesen muss: Ausgerechnet Colin Jackson ist der Unglückliche. Der Brite, der bei seinem letzten deutschen Meeting vor seinem Karriereende in Karlsruhe noch einmal alles geben wollte.
Flinke Füße
"Wir sagen: technischer Defekt", verkündete Poschmann unter dem tosendem Beifall des begeisterten Publikums, dass nun seinen Sprint-Helden doch noch laufen sehen konnte. Jackson wurde Zweiter und anschließend disqualifiziert - über die IAAF-Regeln kann sich nicht hinweg gesetzt werden. Die Nase vorn in diesem Rennen hatte der Kubaner Anier Garcia, der nach 7.47 Sekunden die Ziellinie passierte. Der Namibier Frank Fredericks überzeugte auf der selten gelaufenen 300 Meter Distanz mit 32.36 Sekunden, 17 Hundertsel langsamer als der Brasilianer Robson da Silva, der seit 14 Jahren den Meeting- und Hallenweltrekord hält.
Haile Gebreselassie nimmt von einem Fan die äthiopische Fahne für die Ehrenrunde (Foto: ka-news) |
"Ich laufe für die beste Zeit des Jahres", erklärte Haile Gebrselassie und genau das erreichte er auch: Weltjahresbestleistung über 3.000 Meter in 7:28.39 Minuten. Zum Weltrekord fehlten dabei nur zwei Sekunden und das Laufwunder aus Äthiopien, der erklärte Liebling des Karlsruher Publikums, wurde nach seinem Sieg lautstark gefeiert. Gebrselassie stellte in der Pressekonferenz nach dem Meeting sein Buch vor: "Laufen mit Haile Gebrselassie - Das Trainingsprogramm", welches im Buchhandel und im Internet vorbestellt werden kann und dieser Tage in den Handel kommt. "Ich starte gern in Deutschland und weil ich hier so viele Fans habe, wollte ich dieses Buch auch zuerst in deutscher Sprache heraus bringen", strahlte der sympathische, drahtige 30-Jährige, während er auf einer Tischplatte saß und die Beine baumeln ließ.
Reihenweise sollten die Rekorde fallen, aber letztlich wurden die Bestleistungen der früheren Leichtathletik-Meetings in der Fächerstadt am gestrigen Freitag nur zweimal überboten. Vor den begeistert miteifernden Zuschauern holte sich der Kenianer Cornelius Chirchir mit 3:34.85 Minuten den ersten Platz über 1.500 Meter und verbesserte den von seinem Landsmann William Tanui 1997 aufgestellten Meetingrekord um 1.40 Sekunden. Favorit Mehdi Baala kam nur auf den dritten Platz. Ebenfalls Meetingrekord und Weltjahresbestleistung erzielte die Kubanerin Yamile Aldama im Dreisprung mit 14,88 Metern - und damit eine 22 Zentimeter bessere Leistung als ihre Vorgängerin, die Russin Tatjana Lebedeva, vor drei Jahren. Lebedeva kam diesmal hinter Magdelin Martinez und Francoise Mbango auf den vierten Platz.
Überflieger
Lars Börgeling springt - und die Frisur sitzt (Foto: ka-news) |
Über 800 Meter setzte sich Wilson Kipketer mit 1:44.96 Minuten durch. Der gebürtige Kenianer, der jetzt für Dänemark an den Start geht, verpasste dabei den von Yuriy Borzakovskiy 2001 aufgestellten Meetingrekord um 81 Hundertsel. Ein weiterer Höhepunkt war wie immer der Start der Stabhochspringer. Hier schoss Lars Börgeling schon im Vorfeld den Vogel ab: der Rheinländer erschien faschingsgerecht im "Paul-Breitner-Outfit" mit schwarzer Kraushaarperücke und Brille mit dickem, weißem Gestell. Trotz diesem "Zusatzgewicht" überflog Börgeling die 5,73 Meter, was ihn zum Gewinner des Abends machte. Der zweitplatzierte Rens Blom aus den Niederlanden brauchte für die gleiche Höhe einen Versuch mehr.
Meeting-Direktor Siegfried König war mit der 19. Auflage der von ihm ins Leben gerufenen Veranstaltung vollauf zufrieden. "Wir haben die Halle gefüllt, obwohl wir uns mitten in der Fastnachtszeit befinden und viele närrische Parallelveranstaltungen laufen", freute sich König und war außerdem von der guten Form der Athleten beeindruckt. Man merke halt doch, wenn das Meeting erst Ende Februar als letztes, deutsches Meeting direkt nach der deutschen Meisterschaft laufe, so König weiter. Jetzt hofft der Meeting-Direktor auf die Sponsoren, um im nächsten Jahr einen "runden Geburtstag" mit dem internationalen Leichtathletik-Meeting feiern zu können.