- Ein Bericht von Denis Elbl und Tabea Rueß

Die Tierrechtsorganisation PETA machte am 10. Februar in einer Pressemitteilung ihren Verdacht publik, der Karlsruher Zoo sei in einen unseriösen Tierhandel verstrickt. Wie aus einer der Redaktion vorliegenden Transporterklärung, unterzeichnet vom stellvertretenden Zoodirektor Dr. Clemens Becker, hervorgeht, wurden einem gewissen Werner B. im März 2008 tatsächlich eine Gruppe Hirschziegenantilopen und ein Bennettkänguruh überlassen. Die Tiere, so das Dokument, gingen in das Eigentum B.s über.

Antilopenfleisch für Exoten-Restaurants?

So weit, so normal. Tiertransporte zwischen Zoos und Tierparks sind nicht unüblich, geschweige denn illegal. Der Handel hat nur einen Schönheitsfehler: Werner B. wird von Tierschutzorganisationen seit Jahren vorgeworfen, Kontakte zu Tierschlachtern zu unterhalten. B. behauptete in der Vergangenheit gegenüber verschiedenen Medien immer wieder, sein eigenes Geschäft offiziell bereits 2006 niedergelegt zu haben und seither mit anderen Tierparks zusammenzuarbeiten.

Der Handel mit dem Zoo Karlsruhe indes wurde im März 2008 besiegelt - und die Tiere offenbar an seine Privatadresse in Bad Bentheim geliefert. Dort besitzt B. weder Außengehege noch Stallungen, wie Frank Albrecht, Mitarbeiter von PETA Deutschland, gegenüber dem Bayrischen Rundfunk erklärte.

Wozu wurden die Tiere dem Händler überlassen? Keine Antwort

Auf eine Anfrage von ka-news, mit welchem Hintergrund der Handel vonstatten gegangen sei, reagierte der Zoo bis dato nicht - beziehungsweise lediglich in Form einer allgemeinen Stellungnahme, verfasst vom Presse- und Informationsamt der Stadt. In diesem Schreiben weist die Verwaltung darauf hin, der Zoo habe zu keinem Zeitpunkt seine Tiere über Transporteure an Schlachtbetriebe abgegeben.

Das mag sein. Doch zu welchem Zweck hat B. die Tiere eigentlich übernommen? Was wurde aus ihnen? Doch auf diese konkreten Fragen bleiben Zoo und Stadt die Antworten schuldig. Das Presseamt verweist lediglich allgemein auf artgerechte Tierhaltung, bei deren Berücksichtigung auch überzählige Tiere aus einer Gruppe entnommen werden müssten. Ob dies hier der Fall war, bleibt spekulativ.

PETA fordert Aufklärung

Dagegen betont der stellvertretende Zooleiter Clemens Becker in dieser Stellungnahme, dass man " jahrelange gute Kontakte" mit dem Tiertransporteur pflege. Zu keinem Zeitpunkt habe es dabei "Grund zu Beanstandungen oder zu Vermutungen, dass Schlachtbetriebe die über Werner B. vermittelten Tiere abnehmen," gegeben. Ohnehin: Hirschziegenantilopen stünden nicht unter Artenschutz.

Dennoch fordert PETA nun von Zoodirektorin Gisela von Hegel eine umfassende Aufklärung über den Verbleib der Tiere. Zooexperte Frank Albrecht weist zudem darauf hin, dass dies auch für den Steuerzahler relevant sein könnte. Denn: Für Aufzucht und Haltung der Hirschziegenantilopen seien erhebliche Steuergelder investiert worden. Für den Verkauf habe der Tierpark wiederum etwa 200 bis 700 Euro pro Tierpaar erhalten, wie PETA behauptet. Wenn der "verwerfliche Tierhandel" dem Karlsruher Zoo also Gewinne eingebracht habe, so Albrecht, ginge das zu Lasten des Steuerzahlers, der die Aufzucht schließlich finanziert habe.

Die Stadt wirft PETA umgekehrt vor, in der Medieninformation vom 10. Februar "an keiner Stelle konkret" zu werden, "sondern es bei vagen Vermutungen und Andeutungen" zu belassen. Ein bemerkenswerter Vorwurf - angesichts der Tatsache, dass die Stadt ihrerseits auf konkrete Fragen unserer Redaktion nur mit einer vagen Stellungnahme antwortete.