"Als der Fahrer den Urintest durchführen wollte, wurde durch den Beamten festgestellt, dass der Fahrer sich eine Penisattrappe umgeschnallt hatte und versuchte, mit sogenanntem Kunsturin, den Test zu manipulieren", das geht aus der Polizeimeldung der Direktion Landau von Montag, 1. September, hervor.
Kunst-Urin frei verkäuflich
Schließlich lieferte ein zweiter Drogentest auf dem Revier ein positives Ergebnis auf den Konsum von THC - Tetrahydrocannabinol, dem rauschwirkenden Bestandteil von Cannabis. Bei einer Durchsuchung der Wohnung wurden weitere szenetypische Utensilien und Betäubungsmittel sichergestellt.
Ein Umschnall-Penis mit Kunst-Urin? Tatsächlich sind solche Attrappen im Internet frei verkäuflich - ein "Set" kostet dabei durchschnittlich 140 Euro. Angeblich seien die Fake-Genitalien mit einem Mechanismus ausgestattet, der auf Knopfdruck synthetischen Urinfluss auslöst.
Auf eine Anfrage seitens ka-news an den Anbieter, zu welchen Zweck diese Artikel von Kunden verwendet werden und ob er aus dem Fall in der Südpfalz Konsequenzen für seinen Online-Shop ziehen wolle, regierte dieser zunächst nicht. Eine Stellungnahme bleibt noch aus. In den FAQs wird jedoch festgestellt: "Das Mitführen [von Kunst-Urin] ist nicht strafbar", jedoch: "Es darf nicht verwendet werden, um Kontrollen und Tests zu manipulieren."
Täuschungs-Tricks bei Drogenkontrollen: "Eine Ausnahme"
Zwar bestünden die Produkte laut Hersteller jeden Test und täuschten 100-prozentige Nüchternheit vor - dass diese Anwendung bei Drogenkontrollen jedoch höchst illegal ist, davor warnt die Polizei Karlsruhe. Diese hatte einen Fall wie in Wörth bislang nicht auf der Agenda, jedoch sei man ob des neuartigen Manipulationstricks im Bilde.
"Diese Masche ist uns zwar bekannt, allerdings ist uns ein Täuschungsmanöver dieser Art noch nicht untergekommen", erklärt eine Sprecherin der Karlsruher Polizei auf Nachfrage von ka-news. Bei dem Fall in Kandel handele es sich daher um eine Ausnahme. "Tricks bei Drogenkontrollen kommen in der Regel nicht vor", heißt es weiter - dennoch seien die Beamten dementsprechend geschult und könnten bei eventuellen Manipulationsversuchen reagieren.
Aber ist dies tatsächlich notwendig - sind Täuschungsversuche bei Drogenkontrolle ein wachsender Trend? "Die Quote der Drogenmissbrauchsfälle in Karlsruhe ist in den letzten Jahren annähernd gleich", heißt es seitens des Polizeipräsidiums. Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik 2013 verrät: Die hohen Fallzahlen halten an - es ist lediglich ein Rückgang um 15 auf 1.447 Fälle zu verzeichnen. Im Landkreis wurden in diesem Deliktsfeld die Fallzahlen um 35,6 Prozent auf 769 Fälle gesteigert.
Drogen am Steuer? "Meist ein Problem der 16- bis 25-Jährigen"
Dass jedoch die Drogen-Verstöße im Karlsruher Straßenverkehr um etwa ein Fünftel zugenommen haben, vermeldet die Führerscheinstelle beim Landratsamt. "Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der Delikte gestiegen", erklärt ein Sprecher gegenüber ka-news - "sobald ein Autofahrer mit Drogeneinfluss am Steuer erwischt wird, droht ihm sowohl der Führerscheinentzug, als auch die Teilnahme an der sogenannten MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung)."
Generell sei der Konsum von Rauschgift eher ein Problem der Jugend, wie man seitens der Karlsruher Führerscheinstelle feststellen muss - "die Täter sind meist zwischen 16 und 25 Jahre alt und fallen durch THC-Konsum auf - etwa 25 Prozent von ihnen werden rückfällig."