"Kulturzeit" begründet die Entscheidung damit, Karlsruhes Bewerbung bleibe "zu theoretisch". Das geplante "Haus der Gerechtigkeit", in dem jedes europäische Land seine Auffassung von Gerechtigkeit darstellen soll, sei zu anspruchsvoll für eine konkrete Umsetzung. Obwohl aus Karlsruhe viele bekannte Künstler wie Markus Lüpertz oder Georg Baselitz stammen, habe die Stadt darauf verzichtet, auf ihre Kompetenz zu setzen. Damit verpasse die Fächerstadt, zu zeigen, was wirklich in ihr steckt, so 3sat.
"Journalistische Unbekümmertheit" oder "Manipulation"?
Noch vor kurzem präsentierte Eidenmüller (re.) die Bewerbung stolz in anderen Städten - jetzt muss er eine Enttäuschung wegstecken (Foto: pr) |
Karlsruhes Kulturdezernent Ullrich Eidenmüller kritisiert die "Kulturzeit"-Redaktion aufs Schärfste: Sie habe "auf frappierend elegante Art eine wirklich inhaltliche Auseinandersetzung mit der Bewerbung vermieden." Eine Bewerberstadt müsse in diesem Jahr außerdem noch nicht "das ausgefeilte Festspielprogramm des Jahres 2010" vorlegen. Dass die Bewerbung zu theoretisch sei, hält Eidenmüller deshalb für eine "überraschende Etikettierung".
"Die Grenzen zwischen journalistischer Unbekümmertheit und Manipulation verschwinden, wenn etwa Peter Weibel, Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM), als Kronzeuge gegen die Bewerbung zitiert wird", meint Eidenmüller empört. Dabei unterstütze doch gerade Weibel die Bewerbung und gestalte sie auch inhaltlich mit. Nun werde er "gegen seinen Willen und entgegen seiner Aussage zum Ankläger gemacht".
Die Wahl im Bundesrat soll nicht "vorbelastet" werden
Schon im vergangenen Jahr hat die "Kulturzeit" diesen Test durchgeführt und Bewerberstädte auf ihre "Kulturtauglichkeit" geprüft. Bewertet wird diese laut Frank Herder, Pressereferent des Senders, von einer unabhängigen Jury. "Die Kriterien der Redaktion sind nicht die gleichen, wie die, welche die Prüfungskomission im Bundesrat anlegt", gibt Herder zu bedenken. "Mit dem Test wollen wir die Wahl nicht 'vorbelasten', wir schauen uns die Städte nur aus Eigeninteresse an", fügt er hinzu.