Dies müsse von der Stadt als geordneter Rückzug des Investors aus dem Projekt gewertet werden, nachdem zuvor Newport in den vergangenen Monaten weder detaillierte Planungen noch nachvollziehbare Kostenaufstellungen vorgelegt habe, so der OB. Es sei deshalb festzustellen, dass die bislang veröffentlichten Planungsüberlegungen Newports zum Standort Mastweide noch lange nicht die Qualität besäßen, um sie mit denen für den Wildpark zu vergleichen.
Mit Unverständnis reagierte Holger Sigmund-Schultze von Newport auf die Vorwürfe des Oberbürgermeisters. "Von einem Rückzug kann nicht die Rede sein", bekräftigte er gegenüber ka-news. Der Stand des Investors sei nach wie vor unverändert (siehe auch: "Newport: Stadionpläne nicht zur Seite gelegt"). Seit im Juni der Stadt die Pläne vorgelegt wurden, warte der Investor auf eine Rückmeldung der Stadt." Newport stehe in Kontakt mit dem Karlsruher SC und wolle abwarten, was die Neuwahl des Präsidiums mit sich bringt. Sigmund-Schultze zeigte sich verwundert über die Aussage, man habe keine Planungen vorgelegt: "Wir haben der Stadt zugearbeitet und dann nichts mehr von ihr gehört."
Überarbeitete Planungen für Neubau am Wildpark
Laut der Pressemitteilung der Stadt bestätigt das Planungsbüro Drees und Sommer als externer Berater die Berechnungen der städtischen Fachämter im Wesentlichen, wonach die Kostenannahmen Newports für die Infrastruktur "auch nicht annähernd mit der Realität in Einklang zu bringen sind". Deshalb werde es nunmehr auch nicht gelingen, den vom Gemeinderat geforderten Vergleich von Machbarkeit und Kosten zeitnah herbeizuführen. Durch die andauernde Diskussion wegen eines vermeintlich alternativen Standorts habe man "ein weiteres Jahr keinen Fortschritt in der Stadionfrage" verzeichnen können. Davor habe er bei den Standortuntersuchungen immer gewarnt, betont OB Fenrich.
"Die Verantwortung dafür tragen diejenigen, die diese Diskussion entfacht beziehungsweise angeheizt haben", so das Stadtoberhaupt. Um in der Stadionfrage aber endlich weiter zu kommen, ergreift der Oberbürgermeister mit einer nochmals überarbeiteten Planung für ein neues Fußballstadion am Traditionsstandort Wildpark erneut die Initiative. Wie vor kurzem angekündigt, hatte das Stadtoberhaupt das Frankfurter Planungsbüro Albert Speer & Partner (AS&P) damit beauftragt, seine bisherigen Planungsüberlegungen zu modifizieren und "auf die veränderten finanziellen Rahmenbedingungen einzugehen".
Alter Wall bleibt stehen - 35.000 Plätze und reduzierte Kosten
In Schreiben an die Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat und den Präsidenten des Karlsruher Sport-Clubs (KSC) stelle das Stadtoberhaupt die jetzt vorliegende Planung für einen "vollwertigen Neubau" in seinen Eckpunkten vor. Er kündigt an, "die optimierte Planungsvariante" mit dem KSC zu besprechen, um dem Gemeinderat alsbald das Thema zur Entscheidung vorlegen zu können.
Unter Einbeziehung des bestehenden Walls, biete der aktuelle AS&P-Vorschlag für einen kompletten Stadionneubau rund 25.500 Sitzplätze und etwa 9.500 Stehplätze. Das ergibt ein Fassungsvermögen von insgesamt 35.000 Zuschauern - eingerechnet die 48 Logen und rund 1.200 Business-Seats. In die neue Haupttribüne sind demnach 145 VIP-Parkplätze mit direkter Anbindung an den Business-Club integriert.
Die restlichen VIP-Parkplätze sollen sich wie bisher im Stadionbereich befinden.
"Mit dieser veränderten Konzeption wird das bislang bekannte Erlöspotenzial und damit die Ertragsseite sowie der Komfort in keiner Weise signifikant verändert", unterstreicht OB Fenrich. Dagegen reduzierten sich die Baukosten durch die neue Variante laut Fenrich von 107 Millionen Euro auf jetzt netto knapp 82 Millionen Euro, und die direkten jährlichen Folgelasten aus der Stadionfinanzierung um mehr als die Hälfte.
Für ihn sei eine Entscheidung "jetzt aber unumgänglich", da das Wildparkstadion zwischenzeitlich weder den öffentlich-rechtlichen Anforderungen noch denen der DFL genüge. Auch die Polizei erwarte ein Handeln, da die Sicherheitslage nicht mehr befriedigend sei.
Bauliche Maßnahmen am Bestand "sind dringend erforderlich, werden massiv eingefordert und können nicht weiter aufgeschoben werden", mahnt das Stadtoberhaupt und kommt zu dem Schluss: "Die dafür erforderlichen Finanzmittel in zweistelliger Millionenhöhe im 'alten Stadion' können aber nach meiner Einschätzung in einem Neubau im Wildpark eine sinnvollere Verwendung finden“.