Seine Eltern lehnen aus Platz- und Sicherheitsgründen ab. Ein vermeintlich normaler Vorgang - wo liegt also das Problem? "Benz hat nur kurze Zeit in diesem Haus gelebt. Als Säugling kann er jedoch kaum eine eigene Versuchsstube gefordert haben. Damit ist der Comic historisch nicht korrekt", sagt Arnt Bokemüller Vorstand des Vereins "Tribut an Carl Benz".
Pretsch: "Historisch korrekt ist der Comic sicher nicht"
Den Grund seiner Kritik fügt Bokemüller rasch an: "Der Verlag macht selbst den Anspruch deutlich, historisch korrekt zu arbeiten und sauber zu recherchieren. Das stimmt aber offenbar nicht. Auch der Verweis auf die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe erscheint lediglich als oberflächliche Anfrage zwecks Bildrechten", so der Fachmann. Weiter gibt er zu bedenken, dass die Stadt die einmalige Chance vertan habe, den verantwortlichen Verlag an die Personen zu verweisen, die sich mit dem Thema wirklich auskennen.
Dies seien vor allem er und Peter Pretsch, Leiter des Karlsruher Stadtmuseums und Autor des Buches "Carl Benz und Carlsruhe". Auch Pretsch bestätigt: "Historisch korrekt ist der Comic sicher nicht. Benz wohnte nur kurze Zeit in diesem Haus." Aus Pretschs Buch wird rasch deutlich, wie unbeständig das Leben des jungen Benz war: Seine Eltern waren bei seiner Geburt nicht verheiratet, seine Mutter war eine Hugenottin. Als Benz noch klein war, verstarb sein Vater schließlich an einer Lungenentzündung - es folgten häufige Umzüge innerhalb der Fächerstadt.
Bokemüller geht es nicht nur um die reine Kritik an fehlender historischer Richtigkeit, wie er klarstellt. Vielmehr will er Carl Benz als wichtigen Sohn der Stadt Karlsruhe angemessen repräsentiert wissen: "Dem Hause Daimler-Benz scheint der Name Daimler wichtiger als Benz, das zeigt schon die neue Namensgebung 'Daimler-Chrysler', wo Benz nicht berücksichtigt wird." Dabei nimmt er auch die Stadt Karlsruhe in die Pflicht: Sie müsse Sorge tragen, dass der Erfinder des Automobils entsprechend gewürdigt und nach außen hin dargestellt wird.
Autor: "Ich konnte das Buch nicht berücksichtigen"
Dies sei in diesem Fall nicht geschehen - auch bei der Suche nach dem wahren Geburtshaus Benz', das erst 2011 identifiziert wurde, habe die Stadt nicht ideal gearbeitet. Klar ist: Der Verlag gibt an, der Comic sei in enger Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden. Experte Pretsch hatte nach eigenen Angaben jedoch keinen Kontakt zu Autor oder Verlag. Dessen Sprecherin bestätigt auf Anfrage von ka-news: "Die Zusammenarbeit belief sich nur auf die Bildrechte, die Recherche für die Sprechblasen erfolgte eigenständig".
Damit bestätigt sich Borkemüllers Vermutung, dass es lediglich bei den Bildrechten eine Zusammenarbeit gab. Der Autor des Comics, Martin Grünewald, erklärt gegenüber ka-news: "Das Haus wird im Comic korrekt abgebildet. Es wurde erst 2011 'entdeckt' - zur gleichen Zeit entstand auch das Comic-Manuskript. Die Veröffentlichung des Buches 'Carl Benz und Carlsruhe' war erst nach Abschluss der Recherchearbeiten. Ich konnte das Buch also noch nicht berücksichtigen."
Die Wichtigkeit der Person Carl Benz als bedeutenden Sohn der Stadt unterstreicht Borkemüller. Zugleich kritisiert er: "Dieser Vorfall zeigt, dass an manchen Stellen noch zu unprofessionell mit dem Thema umgegangen wird." Pünktlich zum Stadtgeburtstag ist für den 19. Juli 2015 erneut die Veranstaltung "Tribut an Carl Benz" anberaumt. Geht es nach Borkemüller, trägt diese zu mehr Bewusstsein für Carl Benz und seine Geschichte bei - ist dieser doch "der Vater der Mobilität und ein echter Karlsruher."
Hier geht's zum Comic (Bild zwei von insgesamt 13). Klicken Sie hier, um auf die Website des Vereins "Tribut an Carl Benz" zu gelangen.