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Berlin: "Impfstoff-Gipfel" von Bund und Ländern: Lieferschwierigkeiten bis April erwartet

Berlin

"Impfstoff-Gipfel" von Bund und Ländern: Lieferschwierigkeiten bis April erwartet

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht in der ARD-Sendung «Farbe bekennen» mit den ARD-Journalisten Tina Hassel (l) und Rainald Becker über die Corona-Situation.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht in der ARD-Sendung «Farbe bekennen» mit den ARD-Journalisten Tina Hassel (l) und Rainald Becker über die Corona-Situation. Foto: Jesco Denzel/Bundesregierung/dpa

    Bis zum Sommer sollen die Lieferungen des begehrten Corona-Impfstoffs in Deutschland deutlich anziehen. Nach dem "Impfgipfel" von Bund und Ländern hoffen vor allem die Kommunen auf mehr Planungssicherheit bei den Impfungen für die Bürger.

    Doch bis in den April hinein rechnet Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erst einmal noch mit "harten Wochen der Knappheit" beim Impfstoff. Linke, FDP und Grüne zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen der Spitzengespräche von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Vertretern von Ländern, Pharmaindustrie und der EU-Kommission am Montag.

    "Beruhigungspille für die Bevölkerung"

    Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Dieser Gipfel hat die Versäumnisse der Regierung offengelegt." Die Bundesregierung und die Europäische Kommission müssten jetzt eine Task-Force zur Impfstoffbeschaffung einrichten.

    «Wir rufen Union und SPD jetzt auf, die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung so auszugestalten, dass sie wirklich dem Klima nützt», sagt Anton Hofreiter.
    «Wir rufen Union und SPD jetzt auf, die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung so auszugestalten, dass sie wirklich dem Klima nützt», sagt Anton Hofreiter. Foto: Michael Kappeler/dpa

    Die Bundesregierung sollte nach Hofreiters Forderungen "Investitions- und Umrüstungskosten großzügig mitübernehmen und eine Abnahmegarantie für alle Impfstoffe aussprechen." Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnete den Gipfel als "Impfplacebo".

    Es hätte nach seinen Worten einen klaren Plan der Bundesregierung gebraucht, wie sie Deutschland aus dem "Impfdesaster" führen wolle. "Dazu wäre ein klarer Produktions- und Verteilungsplan notwendig, der kurzfristig greift", sagte Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

    "Das Ergebnis ist vor allem eine Beruhigungspille an die Bevölkerung." Auch FDP-Chef Christian Lindner bezeichnete die Ergebnisse des Gipfels als enttäuschend.

    «Die Regierung sollte mit der pharmazeutischen Industrie insgesamt prüfen: Wo gibt es noch Kapazitäten, die genutzt werden können für die Produktion eines Impfstoffs?», sagt Christian Lindner.
    «Die Regierung sollte mit der pharmazeutischen Industrie insgesamt prüfen: Wo gibt es noch Kapazitäten, die genutzt werden können für die Produktion eines Impfstoffs?», sagt Christian Lindner. Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Nach dem Gespräch hatte Merkel erklärt, Bund und Länder wollten in einem "nationalen Impfplan" künftig auch bestimmte Annahmen modellieren, um Mengen beim Impfstoff vorab besser abschätzen zu können. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, meinte trotzdem: 

    "Die Bund-Länder-Konferenz war die Steigerung des Unverbindlichen." So komme Deutschland nicht aus der Pandemie heraus, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

    Kretschmann weist Impfkritik zurück

    Auch Vertreter der Länder zeigten sich unzufrieden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach von einem "durchwachsenen Ergebnis der Gespräche". Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Kritik an der Impfpolitik hingegen scharf zurückgewiesen.

    "Diese Schlaumeier-Debatten hinterher besorgen keine einzige Impfdosis mehr", sagte er nach dem "Impfgipfel" von Bund und Ländern bei einer Veranstaltung zur Europapolitik am Montagabend in Stuttgart. 

    Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nimmt an einer Pressekonferenz teil.
    Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

    Spahn sagte am Montagabend in den ARD-"Tagesthemen", beim "Impfstoff-Gipfel" sei allen Teilnehmern klar geworden, dass es im ersten Quartal bis in den April hinein noch "harte Wochen der Knappheit" geben werde.

    "Das lässt sich nicht schneller beschleunigen, übrigens auch mit Geld nicht", hätten die Hersteller klargemacht. Geld sei nicht der begrenzende Faktor. Erst im zweiten Quartal werde es nennenswert mehr Impfstoff geben.

    Hersteller in Ausnahmesituation

    Biontech-Chef Ugur Sahin sagte in den ARD-"Tagesthemen", die Hersteller seien in einer Ausnahmesituation. "Wir sind selbst davon abhängig, dass die Zulieferer uns Materialien liefern", erklärte er. "Wir haben auch keine vollen Lagerstätten. Alles, was wir produzieren, wird de facto sofort ausgeliefert."

    Biontech-Chef Ugur Sahin. Sein Unternehmen und der US-Pharmakonzern Pfizer hatten am vergangenen Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt.
    Biontech-Chef Ugur Sahin. Sein Unternehmen und der US-Pharmakonzern Pfizer hatten am vergangenen Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt. Foto: Andreas Arnold/dpa

    Wenn es zu einer Verzögerung komme wegen eines Problems, schlage das sofort durch.

    Der Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Helmut Dedy, sagte der "Rheinischen Post", es gebe nun mehr Informationen über Impfstoff-Lieferungen. "Wir hoffen sehr, dass sich dadurch auch mehr Planungssicherheit für die Kommunen ergibt, die die Impfzentren betreiben." 

    © dpa-infocom, dpa:210202-99-262835/2

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