Der Fuß- und Radentscheid, eine Lobbyvereinigung die mehr Sicherheit für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer fordert, zeigt sich enttäuscht über die Wahl des Planungsausschusses. Dieser hat am 14. November über den Umbau der Kreuzung entschieden.
"Für unkonventionelle Ampelprogramme und echte Sicherheit im Straßenverkehr mangelt es im Rathaus wohl leider noch an Mut und klaren Vorgaben von oben", heißt es auf der Website des Verbands zu der Entscheidung.

Um die Kreuzung sicherer zu gestalten wurden zwei Varianten vorgelegt, die von einem Sicherheitsaudit durch die Planungsgemeinschaft Verkehr (PGV) PGV-Alrutz geprüft wurden. Die beiden Varianten sind:
- Zwei Radfahrstreifen in Mittellage
- Niederländische Schutzkreuzung
Die PGV hat sich gegen die Variante des ADFC, der "niederländischen Schutzkreuzung" ausgesprochen. Die Stadt Karlsruhe ist dieser Empfehlung nachgekommen.
Während die erste Variante nach Überprüfung den aktuellen deutschen Regelwerken entspreche und nachweislich die Sicherheit der Kreuzung verbessere, sei die 2. Variante nicht gut genug erforscht. Deshalb könne man nicht sicher sagen, ob sie tatsächlich für mehr Sicherheit sorge. Die "Schutzkreuzung" wäre ein Experiment. Das sei zu riskant für eine so stark befahrene Kreuzung.
Warum bestand überhaupt Handlungsbedarf an dieser Kreuzung?
Das Hauptargument des Verbands: Autofahrer, die von der östlichen Kriegsstraße rechts in die kreuzende Reinhold-Frank Straße abbiegen, haben zur selben Zeit eine grüne Ampel, wie Radfahrer, die geradeaus weiter auf der Kriegsstraße fahren. Ein Umstand, der bereits häufiger zu Unfällen geführt habe.

Die Stadt hingegen nennt zum Grund des Umbaus andere Gründe: An der östlichen Zufahrt gibt es zwei Spuren, um nach links abzubiegen. An den anderen Zufahrten gibt es jeweils nur eine Spur dafür. An allen Zufahrten können Autos ohne Ampel nach rechts abbiegen.
- Für Fußgänger bedeutet das, dass sie die Straße in mehreren Etappen überqueren müssen, weil sie sich auf kleinen Inseln zwischen den Fahrspuren orientieren müssen. Das kann gefährlich sein.
- Für Radfahrer gibt es an jeder Zufahrt eigene Radspuren. Diese sind aber zu schmal und erfüllen nicht die vorgeschriebenen Standards. Radfahrer können nur von Osten nach Süden indirekt links abbiegen. Dabei nutzen sie bestimmte Wege und Übergänge, um sicher die Kreuzung zu überqueren.

Was bedeutet "zwei Radfahrstreifen in Mittellage"?
Was ändert sich künftig für die Radfahrer?
- Für Radfahrer, die geradeaus fahren, gibt es an allen Zufahrten breitere Radspuren. Diese sind nun breit genug, um den vorgeschriebenen Maßen zu entsprechen.
- In der Ost-West-Richtung sind die Radspuren 2 Meter breit. Dadurch können Radfahrer sich sicher überholen.
- In Richtung Westen wird der Radweg nicht mehr auf einen engen Seitenbereich geleitet, sondern bekommt eine eigene Spur.
- Diese ist durch einen Sicherheitsabstand von den Parkplätzen getrennt.
- In der Nord-Süd-Richtung sind die Radspuren 1,75 Meter breit, was ebenfalls das sichere Überholen ermöglicht.
- Das Rechtsabbiegen für Radfahrer erfolgt entweder über die Fahrbahn (gemeinsam mit den Autos) oder über abgesenkte Bordsteine, die das Abbiegen in den Seitenbereich erleichtern.
- Wer links abbiegen möchte, wird in den Seitenbereich geleitet. Dort können Radfahrer die Straße mithilfe der Fußgängerüberwege in mehreren Schritten überqueren. Diese Methode nennt man indirektes Linksabbiegen.

Was ändert sich künftig für die Autofahrer?
- In der Ost-West-Richtung wird jeweils eine Geradeausspur für Autos entfernt, damit die Radspuren breiter gemacht werden können. Vor allem an der östlichen Zufahrt ist das notwendig.
- Ein gemeinsamer Fahrstreifen für Geradeaus- und Linksabbieger ist hier aus technischen Gründen nicht sinnvoll.
- In Richtung Westen wird nur noch eine Fahrspur für Autos benötigt, da es keinen Bereich mehr gibt, in dem sich Fahrzeuge einordnen müssen.
- In Richtung Osten bleiben aus Platzgründen zwei Fahrspuren bestehen.
- Ein freies Rechtsabbiegen (ohne Ampel) für Autos gibt es nur noch im Nordwesten der Kreuzung.
- An allen anderen Zufahrten wird darauf verzichtet, da Dreiecksinseln für Fußgänger hier nicht mehr notwendig sind. Rechtsabbieger haben dort eigene Fahrspuren.
- Zwischen der freien Rechtsabbiegerspur und der Tiefgarage bei Hausnummer 198 kann nicht mehr geparkt werden. Zudem sind die bestehenden Parkplätze in diesem Bereich zu schmal und nicht
- regelkonform.
- Weiter westlich können jedoch etwa 11 neue Parkplätze gebaut werden. Insgesamt gehen 2-3 Parkplätze verloren.
Was ändert sich künftig für die Fußgänger?
- Die Situation für Fußgänger verbessert sich, weil drei Dreiecksinseln entfernt werden. Dadurch müssen Fußgänger weniger oft stehen bleiben, um eine Straße zu überqueren.
- Besonders für blinde Menschen wird die Kreuzung dadurch sicherer.
- Außerdem gibt es mehr Platz im Seitenbereich für Fußgänger.
ka-news.de die Stadt zudem angefragt wann die Arbeiten voraussichtlich beginnen sollen und fertiggestellt werden. Die Antworten folgen, sobald sie der Redaktion vorliegen.
Was ist die "Niederländische Schutzkreuzung"?
Was ändere sich für Radfahrer?
- Fahrräder fahren jetzt an der Kreuzung auf dem Gehweg.
- Fahrradwege werden getrennt von Autostraßen gebaut.
- Es gibt "Schutzinseln", über welche Autos nicht fahren können: So sollen die Autofahrer die Radfahrer besser sehen können.
- Ampeln für Autos und Radfahrer können getrennt sein. Das mache die Kreuzung noch sicherer.
- Außerhalb der Kreuzung schließen die Radwege so an:
- In Ost, Süd und West: Radwege am Straßenrand

Was ändere sich für Autofahrer?
- Änderungen für Autos, die rechts abbiegen
- Die extra Spuren für Autos, die rechts abbiegen, werden abgebaut.
- Alle Autos, die rechts abbiegen, müssen jetzt an der Ampel warten.
- Bei den zwei Hauptstraßen gibt es noch eigene Spuren zum Rechtsabbiegen.
- Bei den kleineren Straßen fahren Autos, die rechts abbiegen, auf der gleichen Spur wie Autos, die geradeaus fahren.
Was ändere sich für Fußgänger?
- Fahrräder fahren jetzt an der Kreuzung auf dem Gehweg.
- Für Fußgänger, besonders für blinde und sehbehinderte Menschen, könnte die Kreuzung sogar gefährlicher werden, weil keine genaue Orientierung gegeben werde.
- Die Kreuzung verstoße gegen die Regeln zur Barrierefreiheit.
Fahrrad-Verbund plädiert weiter für die Schutzkreuzung
Trotz der harten Kritik an der Schutzkreuzung, will der Verbund weiterhin für diese Variante einstehen. In einer Mitteilung vom 14. November heißt es: "Die niederländische Kreuzung gilt als unsicher, weil Autos, die rechts abbiegen, und Fahrräder, die geradeaus fahren, oft gleichzeitig Grün haben. Man könnte aber eine Ampelschaltung mit vier Phasen einführen, bei der solche Konflikte vermieden werden."

Wenn Konflikte mit rechts abbiegenden Autos durch die Ampelsteuerung ausgeschlossen sind, brauche es keine weit entfernten Rad- und Fußgängerüberwege. Es reiche dann, die Radwege direkt am Fahrbahnrand anzulegen. Die Kritik der Sehbehindertenverbände könnte berücksichtigt werden, indem die Fußgängerwege über die Radwege hinweg verlängert werden.
ka-news.de hat die Stadt zu den Anpassungen des Verbunds angefragt:
- Was sagen Sie zu den Änderungen der Variante der Schutzkreuzung?
- Wie plausibel empfinden Sie den Vorschlag, die Ampelführung so anzupassen?
- Wie sieht der weitere Planungsverlauf aus?
- Können noch nachträglich Änderungen des Entscheids vorgenommen werden?
Die Antworten folgen, sobald sie der Redaktion vorliegen.