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Karlsruhe: Krematorium baut aus: Feuerbestattung in Karlsruhe immer beliebter

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Krematorium baut aus: Feuerbestattung in Karlsruhe immer beliebter

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    Krematorium baut aus: Feuerbestattung in Karlsruhe immer beliebter
    Krematorium baut aus: Feuerbestattung in Karlsruhe immer beliebter Foto: Thomas Riedel

    Das Verfahren der Einäscherung wurde in der Fächerstadt schon vor über 100 Jahren erstmals durchgeführt - das stadteigene Krematorium auf dem Karlsruher Hauptfriedhof wurde 1997 eröffnet. Das heißt, schon seit mittlerweile zwanzig Jahren stehen in diesen Räumen zwei bis heute aktive Öfen. Sie wurden damals für zirka 2.500 Personen pro Jahr ausgelegt - das ist, wie Bürgermeister Klaus Stapf am Freitag bei einem Pressetermin vor Ort mitteilt, für heutige Verhältnisse allerdings zu wenig.

    Deswegen wurde jetzt - nach rund einem Jahr Bauzeit und drei Monaten erfolgreichen Probelauf - eine neue dritte Ofenlinie auf dem Krematorium in Betrieb genommen. Neben dem neuen Ofen, der nicht nur energieeffizienter, sondern auch mit einer Breite von etwas mehr als einem Meter größer ist, bietet das Krematorium den Angehörigen jetzt auch einen ganz neuen Service: Im sogenannten "Abschiedsraum" können diese sich in einer "intim abgeschlossenen Atmosphäre gut auf die Einäscherung vorbereiten", erklärt Hermann Landgräber vom Karlsruher Architektenbüro archis, das für das neue Krematorium zuständig war.

    Über Brennkammer zum Aschekasten

    Doch wie funktioniert so eine Einäscherung im Krematorium Karlsruhe? Die verstorbene Person wird in einem Holzsarg auf der Erdgeschossebene in den Etagenofen und damit in die Hauptbrennkammer eingefahren. Bei ungefähr 1.000 Grad erfolgt die Verbrennung. Anschließend gelangt die dabei entstandene Asche über verschiedene Etagen ins Untergeschoss des Krematoriums.

    Solche verschiedenen Ebenen dienen vor allem der vollständigen Verbrennung und der anschließenden kompletten Auskühlung der Asche. Insgesamt dauert die Feuerbestattung ungefähr 70 Minuten. Das erklärt Thomas Bück, der Geschäftsführer von AWIPLAN-PPD, einem Ingenieurdienstleister aus Filderstadt, der den neuen Ofen für Karlsruhe herstellte, am Freitag. Wie Bück weiter erläutert, werden entstandene Gase mehrmals gefiltert bevor diese an die Umwelt abgegeben werden. Nachgebildete Körperteile, wie künstliche Gelenke oder Goldzähne, die nicht verbrannt werden können, werden zum Schluss ausgefiltert und für soziale Zwecke gespendet.

    So gelangt ein Sarg in die Hauptbrennkammer

    ka-news Hintergrund:

    In Karlsruhe steigen die Einäscherungszahlen im stadteigenen Krematorium stetig an. Doch dies war nicht immer so. Im frühen Mittelalter, genauer im Jahr 785, wurden Feuerbestattungen unter Karl dem Großen verboten, kamen sie doch nur als Strafe für Verbrecher oder solche, die dafür gehalten wurden, in Betracht. Stützen konnte man sich dabei auf biblische Überlieferungen: Im Alten Testament wurde die Feuerbestattung als schwere Schande angesehen. Bis in die Neuzeit hinein blieb diese Überzeugung bestehen. Erst Mitte des 19. Jahrhundert trat angesichts des rapiden Bevölkerungswachstums ein Sinneswandel ein: Die Seuchenausbreitung wurde begünstigt und der Platz auf Friedhöfen wurde rar. Mediziner und "Feuerbestattungsvereine" rieten deshalb zu hygienischeren Feuerbestattungen. Eine offizielle Anerkennung der Einäscherungen durch die Kirche blieb jedoch aus – bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Bei der großen Bischofsversammlung trat die große Kehrtwende ein. Am 5. Juli 1963 wurde die Feuerbestattung von dem Heiligen Offizium unter Papst Paul VI. Offiziell anerkannt. In Karlsruhe gibt es diese Bestattungsart allerdings schon etwas länger. Seit 1904 wird die Kremation hier schon praktiziert.

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