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Karlsruhe: Krawalle nach KSC-Abstieg: 75 Menschen werden verletzt

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Krawalle nach KSC-Abstieg: 75 Menschen werden verletzt

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    Nach dem Abstieg des KSC kam es zu Ausschreitungenmit zahlreichen Verletzten. Vor der Geschäftsstelle rissen 150 Schwarzvermummte einen Zaun ein und stürmten das Gelände.
    Nach dem Abstieg des KSC kam es zu Ausschreitungenmit zahlreichen Verletzten. Vor der Geschäftsstelle rissen 150 Schwarzvermummte einen Zaun ein und stürmten das Gelände. Foto: marvinguengoer.de

    Direkt nach Spielende stürmten zirka 150 Fans aus dem Fanblock des KSC auf das Spielfeld und mussten von der Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken in den Block zurückgedrängt werden, so Zeugenaussagen aus dem Wildpark gegenüber ka-news. Mehrere Menschen wurden bei den Randalen verletzt und mussten von den Sanitätern abtransportiert werden.

    Geschäftsstelle konnte erst nach Mitternacht verlassen werden

    Nachdem die Randalierer in ihren Block gedrängt wurden, entspannte sich die Situation nur langsam. Zahlreiche leere Becher und einige Knallkörper fanden ihren Weg ins Stadioninnere. Bei den Ausschreitungen seien auch unbeteiligte Personen mitgerissen und verletzt worden, so eine weitere Augenzeugin und ka-news-Leserin.

    Rund ums Stadion kam es nach Spielende zu weiteren Ausschreitungen, die zu zahlreichen Verletzten führten. Hinter der Hauptribüne rissen zirka 150 schwarzvermummte Randalierer einen Absperrzaun ein und stürmten das Gelände rund um die Geschäftsstelle. Um die 400 Fans versammelten sich nach Angaben des SWR um den Zaun. KSC-Spieler versuchten die aufgebrachten Fans zu beruhigen, aber erfolglos. Erst nach Mitternacht war die Situation überschaubarer und die Geschäftsstelle konnte gefahrlos verlassen werden.

    Außerhalb des Stadions versuchten zeitgleich rund 300 Randalierer die Gästefans aus Regensburg zu attackieren. Als sie auf die Einsatzkräfte der Polizei trafen, sollen sie diese mit Flaschen und Holzknüppeln angegriffen und mit Pflastersteinen geworfen haben. Die Bilanz der Randale rund um den Abstieg des Karlsruher SC liest sich beängstigend: 76 Menschen sollen verletzt worden sein, darunter 18 Polizisten. 110 Randalierer habe die Polizei in Gewahrsam genommen. Einige der Verletzten mussten umgehend auf den Nebenplätzen des Wildparkstadions versorgt werden.

    Aktualisierung 12 Uhr:

    Inzwischen hat die ka-news-Redaktion die offizielle Pressemeldung der Polizei Karlsruhe zu den Randalen nach dem KSC-Spiel erreicht. Nach Polizeiangaben wurden dabei insgesamt 75 Personen, darunter 18 Polizeibeamte, verletzt. Die mit starken Kräften im Einsatz befindlichen Rettungsdienste mussten 58 Verletzte versorgen. Eine Frau, die abseits des Angriffsgeschehens drei Meter in die Tiefe gestürzt war und eine schwere Rückenverletzungen erlitten hatte, musste in eine Klinik gebracht werden.

    Unmittelbar nach Abpfiff des Spiels versuchten Karlsruher Anhänger auf das Spielfeld zu stürmen. Diese konnten aber durch die Einsatzkräfte rasch in die Blöcke zurückgedrängt werden, so die Polizei weiter. Während die weitaus größte Zahl der Fußballfans sich friedlich auf den Heimweg begab, ließen mehrere hundert Karlsruher Stadionbesucher ihrem Frust freien Lauf. Im Bereich des "magischen Dreiecks", also an der Ecke Adenauerring und Theodor-Heuß-Allee, wo sich regelmäßig die Ströme von Heim- und Gästefans begegnen, kam es zunächst zu verbalen Provokationen zwischen Karlsruhern und den rund 600 im umzäunten Bereich am Stadioneingang Ost stehenden Regensburgern. In der Folge entlud sich der Abstiegs-Unmut über den zwischen den Lagern stehenden Polizeibeamten. Im Schutz der Dunkelheit und des angrenzenden Waldes warfen Karlsruher Ultras und Hooligans immer wieder Steine, Flaschen, Holzprügel und Verkehrsleitkegel auf die Einsatzkräfte. Zudem feuerten sie Böller und Pyrotechnik in deren Richtung.

    109 Personen wurden in Gewahrsam genommen

    Ein weiterer Brennpunkt ergab sich an dem durch Gitter gesicherten Bereich hinter dem Stadion, wo sich bis zu 500 teilweise vermummte Fans versammelten und ihren Unmut zum Ausdruck brachten. Hier gelang es 150 Karlsruhern, in den gesicherten Bereich zu gelangen, wo sie offenbar die KSC-Geschäftsstelle und die Stadionwache stürmen wollten. Wie am Osteingang, musste die Polizei auch hier Pfefferspray und Hiebwaffen einsetzen. Nachdem es gelungen war, die Eindringlinge zurückzudrängen, trat eine gewisse Entspannung dadurch ein, dass Verantwortliche und Spieler des KSC das Gespräch mit den Wartenden suchten. Gegen 23.40 Uhr konnten schließlich die Gäste-Busse mit Polizeibegleitung über den Adenauerring und das Durlacher Tor den Heimweg antreten.

    Unterdessen kam es am "Nackten Mann", also am Westeingang des Wildparkstadions, zu einem Angriff von rund 50 Randalierern gegen drei szenekundige Beamte – auch hier kamen schließlich Hiebwaffen und Pfefferspray zum Einsatz. In direkter Nachbarschaft suchten über hundert sogenannter Fans die Auseinandersetzung mit der Polizei. Insgesamt 109 Personen wurden daraufhin von den Beamten eingeschlossen und in Gewahrsam genommen. In der Folge wurden bei diesen die Personalien einzeln erhoben, die Personen videografiert und Platzverweise ausgesprochen, denen letztlich auch Folge geleistet wurde. Diese Videoaufnahmen werden nun zu den weiteren strafrechtlichen Ermittlungen herangezogen.

    Acht Personen wurden wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher und "einfacher" Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung festgenommen; diese erwarten entsprechende Strafanzeigen, teilt die Polizei zudem mit. Gegen 1 Uhr entspannte sich die Lage zusehends, so dass die Sicherheitskräfte nach und nach entlassen werden konnten. Gegen 3 Uhr war der Einsatz schließlich beendet. Insgesamt hatte die Polizei 210 Beamte im Einsatz; dazu kamen 350 Ordner, so dass rund 560 Sicherheitskräfte eingesetzt waren. Der Kräfteansatz, bei dem auch der Abstieg des KSC berücksichtigt war, richtete sich unter anderem am neutralen Verhältnis der Heim- und der geringen Anzahl von Gästefans aus. Mit einem derartigen Gewaltausbruch war trotz verantwortungsvoller Planung nicht zu rechnen gewesen, so die Polizei abschließend.

    Der KSC hat sich am Dienstagnachmittag von den Krawallen distanziert. "Dieses Verhalten ist bei aller Enttäuschung über den Abstieg nicht akzeptabel", erklärte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther in einer Pressemitteilung. Der Verein habe bereits mit dem Innenministerium des Landes und der Polizei Kontakt aufgenommen.

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