Es ist acht Uhr morgens, als sich die Hallentore des Lackcenters in Karlsruhe öffnen. Der Geruch von Farbe steigt einem direkt in die Nase. Spätestens jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, wo man gelandet ist.
Bei einer Tasse Kaffee wird zuerst der Tagesablauf besprochen. Dazu versammeln sich die Mitarbeiter um Geschäftsleiter Markus Krahl. Unter ihnen sind Blechner- und Lackierermeister sowie gelernte Lackierer. Einer von ihnen ist Kazim Demir. Seit der Eröffnung im Mai 2015 arbeitet er im Lackcenter Karlsruhe. "Wir sind ein junges Team und verstehen uns gut", so der 29-Jährige.
Von Oldtimern und Unfallwagen
Das Interesse an Autos war ausschlaggebend bei Kazims Berufswahl. Autos sieht der gelernte Lackierer inzwischen reichlich in großer Variation, denn die unterschiedlichsten Fahrzeuge tummeln sich hier. "Wir bereiten oft die Lacke von hochwertigen Oldtimern auf, die auf Shows und Ausstellungen ausgestellt werden", verrät der Lackierer.
Den Großteil der Aufträge machen aber Unfallwagen mit Blechschaden, Kratzern, Dellen und Beulen aus. Mit solchen Wagen beschäftigt sich Kazim auch heute. Während eines der Autos tatsächlich nur einen kleinen, unauffälligen Kratzer aufweist, muss ein anderes Fahrzeug zuerst zum Blechnermeister zur Ausbeulung.

(Keine seltenen Gäste: Der Lack von Oldtimern muss mit den Jahren aufgefrischt werden.)
Zauberwort: "Untergrundaufbereitung"
"Bei solchen Fällen muss mein Kollege zuerst die Dellen rausbekommen", so Kazim. Bei dem Auto mit dem kleinen Kratzer kann er dagegen direkt beginnen. "Untergrundaufbereitung" lautet hier das Zauberwort, denn bevor es an das Lackieren geht, stehen Schleifen, Spachteln, Grundieren und Abkleben auf dem Plan.
"Nur das Lackieren dauert nicht solange. Für eine Auto-Komplett-Lackierung braucht man oft nicht länger als eine Stunde", so Kazim. Es ist die Untergrundaufbereitung die am meisten Zeit in Anspruch nimmt. Bei diesem Arbeitsschritt ist Geduld gefragt, denn je nach Schaden oder Kundenwunsch kann diese Vorarbeit gerne fünf bis zehn Stunden dauern. Den kleinen Kratzer hat Kazim allerdings zügig aufbereitet. Anders sieht es bei Kazims Kollege aus, er bearbeitet nebenan eine größere Fläche mit der Schleifmaschine.

(Vorarbeit ist gefragt: Bevor der neue Lack kommt muss die Schleifmaschine ran.)
Ehe die Lackierpistole gezückt wird, überprüft Kazim die zuvor gemischte Lackfarbe. "Wir mischen alle Farben hier vor Ort. Das dauert oft nicht lange und ist in fünf Minuten gemacht. Es ist natürlich wichtig, dass wir genau den gleichen Farbton mischen, den das Auto hat", erklärt er. Stimmen Farblack und Untergrundbearbeitung, darf endlich die Lackierpistole ran. Mit ruhiger Hand führt Kazim die Lackierpistole über die zu behandelnde Stelle. So ist der kleine Kratzer im Auto schnell verschwunden.
"Das Ergebnis immer ist das Schönste", stellt Kazim zufrieden fest. An diesem Satz scheint tatsächlich etwas Wahres zu stecken, denn auch in der großen Lackierkabine nebenan legt ein Lackierermeister seine Lackierpistole zur Seite und betrachtet zufrieden sein Werk. Kazim erklärt: "Das Auto hier wurde gerade komplett frisch lackiert. Dazu benötigt man durchschnittlich fünf bis sechs Liter Lackfarbe." Doch wie lange dauert es, bis ein kompletter Lack getrocknet ist? "Bei 60 Grad trocknet der Lack in rund einer halbe Stunde. Tatsächlich ausgehärtet ist der Lack allerdings erst in 24 bis 48 Stunden", so der 29-Jährige.
In der Werkstatt gibt es immer etwas zu tun
Bevor es zum Blechnermeister geht, um nach dem Dellen-Auto zu sehen, spricht Kazim über aktuelle Farbtrends und Lackarten. "Vor einiger Zeit schwappte der Trend mit den weiß lackierten Autos von den USA zu uns hinüber. Meiner Meinung nach ist dieser Trend allerdings wieder rückläufig." Doch welche Trends kann der Lackierer erkennen? "Die Tendenz geht zurück zu dunkeln Tönen, besonders schwarze Metall-Lackierungen sind beliebt und immer angesagt", ist sich Kazim sicher. "Perlmuttartige Lackierungen, die dank einer Drei-Schicht-Lackierung möglich sind sowie Effektlackierungen werden ebenfalls mehr."
Drei bis vier Autos lackiert Kazim durchschnittlich an einem Tag: "Es gibt immer etwas zu tun." Langeweile gibt es beim Lackieren nicht, denn jedes Fahrzeug hat andere Dellen oder Kratzer. Außerdem kommen im Lackcenter Karlsruhe auch gelegentlich Fahrzeuge ohne Räder an. "Einmal hatten wir Jet-Skis im Lackcenter, auch Boote werden ab und zu zum lackieren vorbeigebracht." Auf die Frage, welche Eigenschaften ein guter Lackierer haben sollte, antwortet er: "Eine ruhige Hand, Farbsicherheit und ein künstlerisches Auge sind durchaus von Vorteil."

(Der Eingang des Lackcenter Karlsruhe.)
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