Alle vier Jahre werden die World Games veranstaltet. Ein internationales Sport-Event, die Sportler aus der ganzen Welt zusammenbringt. Etwa 5.000 Athleten und Athletinnen werden bei 35 nicht-olympischen Sportarten gegeneinander antreten.

Nachdem Karlsruhe von der Internationalen World Games Association (IWGA) 2024 den Zuschlag für die World Games erhielt, geht es nun um die Finanzierung - und die werden wohl deutlich teurer ausfallen als gedacht.
Die Stimmen aus dem Gemeinderat findet ihr unten im Text
Karlsruhes Eigenanteil liegt bei etwa 22,6 Millionen
Insgesamt 120,18 Millionen Euro werden aktuell für die Spiele einkalkuliert. Vor einem Jahr lagen die geschätzten Gesamtkosten bei etwa 100 Millionen.
Karlsruhe müsste laut Beschlussvorlage etwa 22,6 Millionen Euro selbst zahlen. Damit hat sich der Eigenanteil mehr als verdoppelt. Als Gründe nennt die Stadtverwaltung unter anderem die Inflation und höhere Austragungsgebühren.

Die 22 Millionen sollen durch Umschichtungen im städtischen Haushalt gedeckt werden. Einen weiteren Vorschlag zur Kostendeckelung bringt Friedemann Kalmbach (FÜR Karlsruhe) mittels Ergänzungsantrag ein: Die geplante Übernachtungssteuer. Die Stadtverwaltung kommentierte das nicht. (Stand: 24. März, 15 Uhr).
Zudem plant die Stadt noch 2024 eine Summe von 381.280 Euro für "nicht eingeplante Aufwendungen" für die World Games aufzubringen. Diese könnten durch "einmalige Mehreinnahmen im Jahr 2024 aufgrund Landeszuwendungen für das Administratorenprogramm an den Schulen" gedeckt werden.
Finanzspritzen noch nicht zu 100 Prozent sicher
Den Großteil der Kosten sollen jedoch der Bund (55 Millionen Euro) und das Land Baden-Württemberg (33 Millionen Euro) tragen. Allerdings hat der Bund seinem Anteil noch nicht verbindlich zugestimmt. Grünes Licht hierzu gibt es voraussichtlich im November 2025, teilt die Verwaltung in der Beschlussvorlage mit.

"Sollte es letztlich nicht zur Gewährung der Zuschüsse von Bund und Land kommen, trägt die Stadt die Kosten der im Jahr 2025 begonnenen Maßnahmen alleine", heißt es in dem Schreiben weiter. Das bedeutet, die Stadt trägt das finanzielle Risiko und müsste die Kosten zunächst selbst übernehmen.
Wer übernimmt die Organisation der World Games?
Stimmt der Gemeinderat zu, verpflichtet sich die Stadt zudem, ein lokales Organisationskomitee (LOC) zu gründen, die "The World Games 2029 Karlsruhe GmbH" (TWG 2029 GmbH). Auch dieser Schritt ist mit Kosten verbunden.
Ziel der GmbH ist es, die organisatorischen Anforderungen der TWG 2029 zu koordinieren und umzusetzen. Durch eine klare Strukturierung, die Einbindung von Experten und Beiräten sowie enge Zusammenarbeit mit der IWGA, soll der Erfolg der Veranstaltung gesichert werden.

Neben der Stadt Karlsruhe sollen auch die Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK), die Karlsruhe Tourismus GmbH (KTG) sowie die Karlsruhe Marketing und Event GmbH (KME) ihre Expertise einbringen.
Da eine GmbH-Gründung rechtlich nicht ohne Geschäftsführung zulässig ist, wird Torsten Dollinger, sofern der Gemeinderat zustimmt, vorerst diesen Part übernehmen.
Was sind die Vorteile der World Games?
Trotz der finanziellen Umschichtungen hält die Stadtverwaltung weiter an den positiven Aspekten der World Games fest.
"Über die Veranstaltung hinaus setzt Karlsruhe langfristige Impulse: Verbesserung der Barrierefreiheit, Förderung einer aktiven Lebensweise und die Integration nachhaltiger Konzepte prägen nicht nur die Spiele, sondern auch die zukünftige Stadtentwicklung", heißt es in der Beschlussvorlage.

Vorteile World Games laut Stadtverwaltung im Überblick:
- Tourismusboom: Gäste bringen Einnahmen für Hotels, Gastronomie und Handel.
- Internationale Sichtbarkeit: Karlsruhe positioniert sich als Sport- und Eventstadt.
- Infrastruktur-Boost: Verbesserungen bei Sportstätten und öffentlichem Raum.
- Wirtschaftlicher Impuls: Mehr Jobs und Aufträge.
- Nachhaltige Stadtentwicklung: Förderung von Barrierefreiheit und umweltfreundlichen Konzepten.
- Sportförderung: Mehr Aufmerksamkeit für nicht-olympische Sportarten.
- Soziale Wirkung: Gemeinschaftsgefühl und internationales Flair für die Stadt.
Aktualisierung, 25. März, 16.36 Uhr: Gemeinderat stimmt zu
"Schweren Herzens, aber konsequent, nein", sagt Anne-Kathrin Berghoff (Linke). Unter diesen Worten lässt sich die Stimmung der ersten Diskussionsrunde zu den World Games im Karlsruher Gemeinderat zusammenfassen.
Die Reaktionen der Stadträte fallen am Dienstagnachmittag - im Vergleich zur Sitzung im April 2024 - eher verhalten aus. Denn "man plant keine Party, wenn das Haus brennt", sagt Berghoff.
Sorgen um gestiegene Kosten
Mit "Haus" spielt Berghoff auf die miese Haushaltslage in Karlsruhe an. Die World Games würden, so Stadträtin Petra Lorenz, zwar "in die Welt hinausscheinen", doch 22, 6 Millionen Euro seien sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Positive Rückmeldungen gibt es unter anderem von der CDU. Vor allem aufgrund der geplanten Finanzspritzen. "Es gibt kein Projekt, was eine bessere Rendite verspricht", argumentiert Detlef Hofmann.
OB betont Bedeutung der Spiele für die Gesellschaft
Oberbürgermeister Frank Mentrup erinnerte in seiner Rede jedoch daran, dass Kosten gegebenenfalls auch reduziert werden könnten. Zudem macht der Rathaus-Chef nochmal deutlich, welche Bedeutung das Projekt auf die Gesellschaft hätte.
Mit 25 Ja, 16 Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gab der Gemeinderat schlussendlich doch grünes Licht für die Finanzierung der World Games.