Überall hängen bunte Lichter, manche blinken grell, andere tauchen die Stadt in ein warmes Licht - es ist die besinnliche, ruhige Zeit im Jahr, wenn Weihnachten naht. Dabei verlieren viele im Dickicht von Glühweinständen und "Black Friday"-Rabattschlachten den eigentlichen Sinn von Weihnachten aus den Augen: Nächstenliebe, Frieden und dass Gott durch die Geburt Jesu zum Mensch wurde.
Weihnachten hat eine Botschaft
Ein Trend, der auch den Kirchen in Karlsruhe nicht verborgen bleibt. "Ja, es blinkt überall, aber ich sehe das als Hinweis darauf, dass sich die Menschen freuen. Aber manchmal habe ich schon den Eindruck, dass es zu viel ist, zu laut und zu bunt", sagt Thomas Schalla, Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe, gegenüber ka-news.de.

Das habe in den letzten Jahren auch zugenommen, so der Dekan. "Es ist lauter und heller geworden, es gibt mehr Angebote - ich denke, das trifft mittlerweile einfach den Nerv der Menschen", so Schalla weiter.
"Da ist es umso wichtiger zu zeigen, dass es an Weihnachten auch eine andere Seite gibt: Es geht darum, menschlich zu sein, denn Gott wurde als Mensch wiedergeboren. Wir feiern das Fest der Freude und bestimmt ist es ein Ausdruck der Freude, wenn sie die Leute gegenseitig Geschenke machen. Aber wir müssen erklären, woher diese Freude kommt und nicht nur Konsum und Kommerz ist!"

Denn die Weihnachtsgeschichte ist auch eine Geschichte über Flucht und Vertreibung. "Es gibt Menschen, denen es auch heute nicht gut geht, und für diese Menschen müssen wir in dieser Zeit die Stimme sein", forder Dekan Schalla.
"Wir müssen für den Tiefgang sorgen"
Seiner Meinung nach wissen die Karlsruher noch, warum Weihnachten gefeiert wird. "Im Vergleich zu Norddeutschland gibt es bei uns im Süden noch viel Kirchlichkeit. Ich muss aber auch zugeben, dass es viele Traditionsabbrüche gibt, dem versuchen wir schon in der Kita entgegenzuwirken und zu vermitteln, dass Weihnachten nicht nur Kommerz ist!"
"Ich denke, das Weihnachtsfest ist der größte Marketingerfolg der Christen, aber die Frage ist, ob das oberflächliche Brimborium einen Tiefgang bekommen kann", so Dekan Hubert Streckert von der Katholischen Kirche. "Und das ist unser Job: In der Kirche St. Stephan haben wir dieses Jahr eine Baustellenkrippe, sinnbildlich für die Baustellen, die es im Leben gibt - so versuchen wir auch diesen Tiefgang zu erzeugen!"

Laut Streckert schaffe es die Kirche schon, auch die frohe Botschaft, die hinter dem Weihnachtsfest steht, zu verbreiten. "Zumindest für diejenigen, die ein Ohr dafür haben!" Die meisten Menschen würden aber in der Adventszeit schon merken, dass es oberflächlich wäre, alles nur "mit Geschenken und Kommerz abzufertigen".
Mehr Menschen in der Kirche
Dass sich das christliche Weihnachtsfest und der Kaufrausch, dem viele verfallen, gegenseitig den Rang ablaufen, daran glaubt der Dekan der Katholischen Kirche, Hubert Streckert, nicht. "Viele sehen zwar nicht mehr die ursprüngliche christliche Bedeutung dahinter, sondern es bleibt oftmals oberflächlich, wenn es Essen mit der Familie gibt - aber wenn man Zeit mit der Familie verbringt an Heiligabend, dann ist das in meinen Augen schon die christliche Botschaft, die sich verbreitet!"

Was Thomas Schalla und seine Kollegen beobachten: An Weihnachten strömen die Karlsruher in die Kirchen! "Vor allem an Heiligabend, da sind die Kirchen und Gottesdienste proppenvoll. Wer da einen Platz möchte, muss rechtzeitig da sein. Etwa 30.000 bis 40.000 Menschen gehen dann in die Kirche. Das ist schon eine Menge!", so Dekan Schalla gegenüber ka-news.de weiter. Am 1. Und 2. Weihnachtsfeiertag wird es erfahrungsgemäß etwas ruhiger in den Gottesdiensten, da sind die Leute eher bei ihren Familien.

"Aber auch in der Vorweihnachtszeit sind die Gottesdienste gut besucht, wenn es Musik gibt oder ein Krippenspiel, das lockt die Karlsruher in die Kirche. Das ist der Gegensatz zur Hektik und dem Trubel, der dann draußen auf den Straßen herrscht!", ist sich der Dekan sicher.
Dass die Kirchen gut besucht sind, bestätigt auch der Dekan der Katholischen Kirche, Hubert Streckert, nicht nur um Ruhe zu finden. "Der Weihnachtsgottesdienst ist der Gottesdienst, wo die meisten Menschen kommen, aber der Trend geht dazu, schon am Nachmittag in die Kirche zu gehen.
Die Christmette um Mitternacht entspricht einfach nicht mehr dem Lebensgefühl der Karlsruher, da ist der Gottesdienst um 22 Uhr etwas besser besucht", so Streckert im Gespräch mit ka-news.de. "Es gibt aber auf jeden Fall in der Weihnachtszeit eine höhere Frequenz in der Kirche!"
