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Karlsruhe: Kommentar: Lieber Herr Wulff, was haben Sie sich da eingebrockt?

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Kommentar: Lieber Herr Wulff, was haben Sie sich da eingebrockt?

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    Bis vor wenigen Wochen schien Bundespräsident Christian Wulff ein unbeschriebenes Blatt zu sein - seither hagelt es einen peinlichen Vorwurf nach dem nächsten.
    Bis vor wenigen Wochen schien Bundespräsident Christian Wulff ein unbeschriebenes Blatt zu sein - seither hagelt es einen peinlichen Vorwurf nach dem nächsten. Foto: Michael Kappeler/Archiv

    Lieber Herr Wulff,

    was haben Sie sich da nur eingebrockt? Seit Wochen heizt ihr Privatkredit zu vergünstigten Konditionen die mediale Schlammschlacht an. Und Sie stehen seither mit der Holzkohleschaufel am Brenner und sorgen für genügend Nachschub. Ihr nicht-existentes Krisenmanagement überflügelt sogar Ferieneinladungen bei Unternehmerfreunden und Spekulationen um Ihre Mithilfe bei der Porscherettung.

    Und jetzt auch noch das: Ein desaströser Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Angeblich wollten Sie ihn davon abhalten, diese "unglaubliche Geschichte" über Ihren Privatkredit beim befreundeten Unternehmer-Ehepaar Geerkens zu veröffentlichen. Sie sollen ihm sogar den "endgültigen Bruch" mit dem Springer-Verlag angedroht und dabei gehörig in die Erpresser-Trickkiste gegriffen haben: Von "Krieg führen" war da die Rede.

    Das hätte Ihnen vor eineinhalb Jahren gar niemand zugetraut! Bei Ihrer Ernennung zum Bundespräsidenten hat man sich in Deutschland die Finger darüber wund geschrieben, ob Sie überhaupt einer Maus etwas zuleide tun könnten. Das haben Sie nun allen gezeigt.

    Noch zu Weihnachten haben wir abgewiegelt, ob ihre Affäre tatsächlich genau so verheerend sein kann wie der erschlichene Doktortitel ihres gefallenen glamourösen Kollegen Karl Theodor zu Guttenberg. Vielleicht haben Sie diese Vorteile sogar darüber hinweg getröstet, dass Ihnen der adlige Star zeitweise die Sonne und die Sympathien stahl.

    Nun wundert man sich über Ihren Anruf bei Kai Diekmann doch sehr. Hätten Sie nicht vielleicht zunächst Ihr Krisenmanagement von Kuwait aus sortieren sollen, anstatt sich mit einem Vorschlaghammer hinters Telefon zu klemmen? Dass so etwas in Journalistenkreisen ans Licht kommt, müssten Sie als Medienprofi doch eigentlich wissen!

    Und nun lesen wir, dass Sie noch im Weihnachtsstress versucht haben, den Kredit-Fauxpas auszubügeln. Klammheimlich sozusagen? Dem Aufruhr um Ihre Person hilft das nun wirklich nicht - aber zum Glück haben Sie ja bereits Ihren Berater entlassen. Ja, wir suchen doch alle zunächst nach einem Sündenbock.

    Leider haben sich die Journalisten jetzt allerdings erst so richtig warm recherchiert. Bisher waren Sie sicherlich eine angenehmere Behandlung von der Zeitung mit den vier großen Buchstaben gewohnt - nun können wir uns wohl noch auf das ein oder andere pikante Detail gefasst machen in den nächsten Tagen. Jetzt bekommen Sie vermutlich auch dort keine vergünstigten Konditionen mehr.

    Herzlichst, Ihre Tabea Rueß

    Mehr zum Thema:

    Chronologie: Die Kreditaffäre

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