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Eine Meinung von Daniel Cornicius: Kommentar: Deutschland kann es besser - was denn genau?

Eine Meinung von Daniel Cornicius

Kommentar: Deutschland kann es besser - was denn genau?

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    Kommentar: Deutschland kann es besser - was denn genau?
    Kommentar: Deutschland kann es besser - was denn genau?

    Dabei zielt sie weniger darauf, wie Schwarz/Gelb passieren konnte, als viel mehr auf die Gesamtheit der vielen kleinen Fragen, die kaum begreiflich sind: Wie konnte die Wahlbeteiligung derart abrutschen? Wie konnte die Linke 11,9 Prozent bekommen? Wie konnten die Grünen die kleinste Partei im Parlament werden? Wie konnte eine Partei ohne Wahlprogramm wie die Piraten aus dem Stand zwei Prozent ergattern? Wie konnte die SPD nur so tief fallen?

    Was hat sich geändert? Sind die heutigen Politiker tatsächlich nur Lügner und Verbrecher, die sich einzig dem eigenen Machterhalt verpflichtet fühlen? Hört man die Menschen auf der Straße über die politische Klasse reden, bekommt man fast den Eindruck, Deutschland würde von einem Mafia-Clan beherrscht. Und häufig lautet die trotzige Konsequenz: Protestwählen oder Wahlboykott.

    Unkenntnis der politischen Verhältnisse

    Wer am Wahlabend das ZDF-Nachtstudio verfolgt hat, der konnte eine Runde von Talk-Gästen aus Kunst und Kultur erleben, die sich zum Wahlergebnis äußerte und größtenteils in den Tenor der Politik-Schelte einstimmte. Auffallend war, was häufig im Zusammenhang mit Politnörglern auffällt: Sie offenbarten eine frappierende Unkenntnis über die politischen Verhältnisse in Deutschland.

    Sehr deutlich wurde das, weil ein anwesender Journalist als Einziger imstande war, ernst zu nehmende Redebeiträge zum Thema abzugeben, wodurch die stellenweise fast schon peinlichen Äußerungen sowohl der übrigen Gäste als auch des Moderators besonders enttarnt wurden. Und das, obwohl fast alle Beteiligten einen akademischen Hintergrund haben – somit also nicht neu-deutsch als "bildungsfern" bezeichnet werden können.

    Vor der Komplexität kapituliert

    Dass Politik ein kompliziertes Fach ist, bestreitet kaum jemand. Es gibt auch keine Wissensnachweise, die man für politische Teilhabe (also die Wahlberechtigung) erbringen muss - auch wenn sich das mancher insgeheim wünschen mag. Doch wie kommen Menschen, die sich offenbar kaum für die politischen Angelegenheiten ihres Landes interessieren ungeachtet dessen zu einer derart klaren Ablehnungshaltung? ("Die wollen sich doch nur ihre Macht erhalten!")

    Optimistisch betrachtet ließe sich die einstudierte Blockadehaltung des Wählers als Mode deuten, wobei eine Mode im Allgemeinen dazu neigt, sich schnell zu überleben. Vielmehr scheint der Bürger angesichts der Komplexität von Politik schon seit langem kapituliert und sich in eine Dauerfrustration zurückgezogen zu haben, die sich wiederum im generellen "Dagegen" äußert. Nicht umsonst wird immer wieder moniert, die Parteien ließen sich kaum mehr voneinander unterscheiden.

    An Aussagelosigkeit kaum zu überbieten

    Was muss also getan werden? Die Bürger wollen einfache Antworten haben, auch wenn die wichtigen Themen alles andere als das sind. Die Parteien müssen sich damit abfinden, dass der Wähler sich nicht von selbst um das nötige Hintergrundwissen zu einer differenzierten und diskussionsfähigen Meinung bemühen wird. Das hat er noch nie getan.

    Die Politik muss lernen, ihre Botschaften wieder publikumswirksam aufzubereiten (freilich ohne  die Schwelle zum Populismus zu überschreiten). Dabei sollten Inhalte nicht ausgespart werden - "Parolen" wie "Deutschland kann es besser" oder "Unser Land kann mehr" sind an Aussage- und Profillosigkeit kaum zu überbieten.

    Die Parteien sind gut beraten, wenn sie ihre Außendarstellung künftig weniger PR-gerecht, dafür inhaltsschwerer gestalten würden. Auch wenn der 0815-Bürger auf einem Wahlplakat keine wissenschaftliche Abhandlung lesen möchte, so hätte er doch gerne gewusst, welche Ziele eine Partei konkret verfolgt – ohne die abgedroschenen Vokabeln, die alles und nichts bedeuten. "Wir haben die Kraft" heißt nicht viel mehr als "heiter bis wolkig".

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