Eigenlob stinkt, sagt ein altes Sprichwort. Für Parteitage gilt das nur sehr bedingt, denn Parteitage sind immer auch Nabelschauen, bei denen es gilt, die Partei publikumswirksam auf eine Linie einzuschwören. Das ist an sich auch völlig legitim. Verdächtig wird es aber, wenn das Eigenlob zu überschwänglich wird und die Kritik am politischen Gegner nicht mehr sachlich ist, sondern mit der Gießkanne verteilt wird.
Die Grünen seien ohnehin "vor allem und ständig immer dagegen", die SPD fliehe aus der Verantwortung und überhaupt: "Die Opposition macht Mist", wetterte Angela Merkel unter dem donnernden Applaus der rund 1000 Delegierten. Die Union dagegen habe es nicht nur geschafft, Deutschland erfolgreich aus der bislang schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte zu manövrieren. Auch dass die Zahl der Arbeitslosen von fünf auf unter drei Millionen gesunken sei, wertete die CDU-Vorsitzende als klaren Unionserfolg.
Beflissentlich ignoriert Angela Merkel dabei, dass die Weichen für diese Entwicklung nicht allein von der CDU gestellt wurden, sondern der Grundstein dafür schon zu Zeiten der großen Koalition und von der rot-grünen Regierung unter Schröder gelegt wurde. Doch das Wegschauen ist bei diesem Parteitag anscheinend ohnehin Programm: "Werft die Prognosen in den Papierkorb", forderte Merkel die Delegierten auf. "Am 27. März wird man sehen, wer zuletzt lacht - also jetzt nicht lachen, sondern kämpfen."
Im März wird sich zeigen, ob das blinde Kämpfen gelohnt hat
Das soll aufmunternd klingen, heißt aber indirekt auch, dass mit den schlechten Umfragewerten gleich die Gründe dafür mit in die Tonne wandern könnten. Statt sich mit den Sorgen derer auseinanderzusetzen, die sich vor einer Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke fürchten, redet die Union sich ihre Zahlen schön. Statt sich mit den Stuttgart 21-Gegnern auseinander zu setzen, werden diese als Fortschrittsverweigerer abgetan.
Das mag eine Weile funktionieren. Spätestens bei der Landtagswahl am 27. März 2011 wird sich das Hinschauen aber nicht mehr vermeiden lassen. Und dann wird die CDU sehen, ob sich das blinde Kämpfen gelohnt hat.