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Karlsruhe: Kombilösung: Das passiert, wenn ein Bagger die Gasleitung trifft

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Kombilösung: Das passiert, wenn ein Bagger die Gasleitung trifft

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    Bei Bauarbeiten am Durlacher Tor wurde am 10. Februar eine Gasleitung beschädigt.
    Bei Bauarbeiten am Durlacher Tor wurde am 10. Februar eine Gasleitung beschädigt. Foto: DaLa

    Der Schreck war groß am 10. Februar: Nachdem der Verkehr zunächst wegen einer ausgefallenen Ampel zum Erliegen gekommen war, wurde die Kreuzung am Durlacher Tor nur wenig später wegen einer beschädigten Gasleitung gesperrt. Bauarbeiter der Arge Stadtbahntunnel hatten eine Gas-Transportleitung angebohrt.

    Leitungen im Untergrund sind aufgezeichnet

    Weil Gas ausströmte, sperrten Polizei und Feuerwehr das Gebiet ab; Trams wurden umgeleitet, damit sich rund um das Leck nichts entzünden konnte. Vielleicht erinnerte sich der ein oder andere Karlsruher in diesem Moment an einen spektakulären Unfall im Jahr 2001, als etwa 200 Meter weiter in der Kaiserstraße ebenfalls eine Erdgasleitung verletzt wurde. Allerdings mit größerem Ausmaß: Durch die Horizontalbohrung einer Tiefbaufirma, die Telekommunikationsleitungen verlegte, wurde eine Haupttransportleitung schwer beschädigt. Offenbar hatte die Firma die genehmigte Bautrasse verlassen und so den Unfall verursacht. Denn jede Leitung im Karlsruher Untergrund ist in Plänen der Stadtwerke vermerkt - die Aufzeichnungen werden beim Genehmigungsverfahren abgeglichen.

    "Jeder, der Arbeiten im Untergrund plant, muss zunächst die Stadtwerke kontaktieren", erläutert Schneider. Denn im öffentlichen Raum müsse man überall mit Leitungen rechnen: Telekommunikation, Mittelspannung, Gas, Abwasser oder Strom. "Alles ist auf unseren Plänen eingezeichnet." Werden die Arbeiten genehmigt, geht dies meist mit Verpflichtungen einher: An bestimmten Stellen dürfen beispielsweise nur Hand- statt Baggerarbeiten durchgeführt werden. Werden diese Auflagen verletzt, tragen die Reparaturkosten die jeweiligen Baufirmen - so geschehen am Durlacher Tor. Die Kosten liegen dort im fünfstelligen Euro Bereich und sind bereits an die Versicherung der Baufirma gemeldet.

    Baufirma trägt bei Verstoß die Reparaturkosten

    Gehen die Bauarbeiten also einmal "daneben", gibt es einen Notfallplan: Die Stadtwerke haben hierfür einen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr, der durch ein ausgeklügeltes System gestaffelt ist. "Am Anfang steht ein Notfallteam, das je nach Schaden auch außerhalb der Arbeitszeiten die Meister und Ingenieure vom Dienst oder schließlich die Geschäftsleitung mobilisieren kann", so Markus Schneider von den Stadtwerken. Der Dienst ist in etwa vergleichbar mit einer Werksfeuerwehr. Die Anrufer werden gefragt, ob sie Gasgeruch wahrnehmen. "Das kann erstmal auch ein kleines Problem sein", erklärt Schneider. Ist das ausströmende Gas zusätzlich hörbar, dann handelt es sich meist um einen größeren Einsatz.

    Dann kommt auch die Feurewehr zum Zug. "Wir sichern gemeinsam mit der Polizei zunächst einmal die Umgebung ab und evakuieren bei Bedarf auch Gebäude und Personen", erläutert Florian Geldner von der Berufsfeuerwehr Karlsruhe. Anhand erster Messungen im Schutzanzug bestimmen die Feuerwehrleute Menge und Konzentration des Gases und können so die Explosionsgefahr einschätzen.

    "Wenn Gas ausströmt besteht nicht immer Explosionsgefahr"

    "Wenn beispielsweise ein Leck geschlagen wurde und Gas ausströmt, führt das nicht grundsätzlich zu einer Explosion. Selbst wenn es sich entzündet, gibt es lediglich eine Stichflamme, die dann auch weiter brennen kann", fügt Markus Schneider an. Gefährlich werde es erst in geschlossenen Räumen, sobald sich Gas dort ansammelt und mit Feuerfunken in Berührung kommt. So befürchtet im Februar: Damals hatten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei umgehend das Botanische Institut am KIT geräumt. Falls sich das Gas unterirdisch einen Weg ins nur fünf bis sechs Meter von der Unfallstelle entfernte Unigebäude gesucht hätte, hätte es durch einen winzigen Funken zur Explosion kommen können.

    Direkt nach dem Unfall hatte der Baggerfahrer am Durlacher Tor selbst das Notfallteam bei den Energieversorgern alarmiert. "Die Fahrer werden für genau solche Fälle geschult, sie haben in der Regel auch die Notfallnummern mit im Cockpit", so Schneider.

    Während die Reparatur der Gasleitung noch am Nachmittag erledigt werden konnte, gestaltete sich dies 2001 nicht ganz so einfach: Die Leitung war auf einer Länge über einem Meter beschädigt und verfügte über viele Querverbindungen. Experten mussten sich zunächst auf die Suche nach mehreren Hähnen machen, um den Gastransport abzuschneiden. Kurz nach 23 Uhr wurde der Gasgeruch bei der Feuerwehr gemeldet und zusammen mit der Polizei die Kaiserstraße abgesperrt.

    Zur weiteren Sicherheit musste links und rechts des Lecks aufgegraben und in die Gasleitung zusätzliche Absperrblasen eingebracht werden. Gegen 10 Uhr am nächsten Morgen war die Schadensstelle dann abgedichtet und nach Sicherung der Unfallstelle konnte der Verkehr teilweise wieder fließen. Betroffen waren etwa 150 Häuser mit 500 Wohnungen.

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