"Komm, wir gehen kaputt": Statt einer Einladung zu einem gemütlichen Bierchen, einer Runde Tanzen im Club oder einem Geburtstag, reden viele der Jugendlichen mittlerweile nur noch von "Sauftouren" oder vom "Sich-mal-abschießen" - der Alkohol wird quasi zum Ausgangspunkt sämtlicher abendlicher Aktivitäten. Und: Mit dem steigenden Konsum sinkt das Alter.
BaWü: 10 Prozent der jugendlichen Alkohol-Patienten erst 14
Das belegen die Zahlen vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg: Im Jahr 2012 mussten 3.661 Teenager bis zu einem Alter von einschließlich 19 Jahren im Ländle wegen einer alkoholbedingten Erkrankung vollstationär behandelt werden. Drei von zehn Patienten hatten nicht mal das 16. Lebensjahr erreicht - rund zehn Prozent der betroffenen Jugendlichen waren erst 14 Jahre alt. Zwar seien das alles in allem etwa 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr, aber gegenüber der Statistik von vor zwölf Jahren, haben sich die Fälle mehr als verdoppelt - man spricht von einem schleichenden Trend.
Das kann auch das Städtische Klinikum Karlsruhe bestätigen: "Interne Erhebungen zeigen, dass die in diesem Zusammenhang von uns behandelten Jugendlichen im Schnitt 15,5 Jahre alt sind - darunter etwas mehr Jungen als Mädchen", so das Klinikum gegenüber ka-news. Im Durchschnitt hätten die Kids 1,7 Promille im Blut - 15 Prozent müssten sogar wegen gravierender Probleme wie Bewusstlosigkeit oder starkem Erbrechen auf der Intensivstation erstbehandelt werden. Pro Jahr habe man es mit etwa 100 Fällen zu tun.
Aber warum greifen Teenies immer früher zur Flasche? "Die Betroffenen selbst geben an, dass sie sich durch den Konsum von Alkohol mehr Spaß und aufregende Erlebnisse erhoffen - außerdem helfe das 'Komasaufen' gegen Stress", so heißt es seitens des Karlsruher Klinikums weiter. Dabei seien Kinder und Jugendliche wesentlich anfälliger für schwerwiegende gesundheitliche Schäden durch Alkohol als Erwachsene. Das Städtische Klinikum bestätigt: Je jünger das Kind, desto höher ist die Alkoholkonzentration im Blut - das liegt an der noch nicht ausgereiften Leber.
Trend hält an - Städtisches Klinikum rüstet sich für die Zukunft
Abgesehen von den direkten gesundheitlichen Gefahren, liege das Risiko von übermäßigem Alkoholkonsum auch ganz woanders: Gerade Mädchen seien potenziell gefährdet, Opfer von Vergewaltigungen oder Missbrauch zu werden. Darüber hinaus sinke aber auch die sexuelle Hemmschwelle, was in manchen Fällen ungewollte Schwangerschaften oder Sex-Infektionen durch fehlende Verhütung zur Folge haben könne. In seltenen Fällen trage der Alkoholkonsum auch zu Depressionen bei, die letztlich Suizid zur Folge haben können.
Die Zahlen schwanken - im Großen und Ganzen nimmt das Problem jedoch eher zu, als ab - das hat auch das Städtische Klinikum erkannt: "Die Verantwortlichen der Kinderklinik nehmen die anhaltend hohen Zahlen als gesamtgesellschaftlichen Trend wahr" - man sei gerüstet für die Zukunft. Die Klinik arbeitet eigenen Aussagen nach eng mit der Jugend- und Drogenberatung der Stadt Karlsruhe zusammen und empfiehlt einem großen Teil der Jugendlichen im Anschluss an die stationäre Behandlung eine Teilnahme an den so genannten Programmen "Reset A" und "FRED".