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Karlsruhe: Köpfe im Profil: Florian Weingrüll - Karlsruher Galerist

Karlsruhe

Köpfe im Profil: Florian Weingrüll - Karlsruher Galerist

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    Florian Weingrüll
    Florian Weingrüll Foto: Fabian Rapp
    Ausstellungsansicht Otto D. Handschuh - Ein Ort an dem es Nichts zu tun gibt, 2011, Weingrüll Karlsruhe
    Icon Galerie
    3 Bilder

    "Die meiste Zeit fühle ich mich wie ein Hausmeister", lacht Florian Weingrüll und trägt zwei verpackte Bilder in einem Nebenraum seiner Galerie in der Nowackanlage. "Ich haue Nägel in die Wand, packe Sachen ein und packe andere aus." Das tut er vor allem, wenn er Ausstellungen eröffnet. So wie beispielsweise die des Künstlers Enrico Bach. Unter dem Titel "Infokill" zeigt dieser vom 21. Januar bis 25. Februar seine teilweise großformatigen Gemälde in den Räumlichkeiten in der Südstadt.

    "Unglamourösen Alltags"

    Den Großteil seines "unglamourösen Alltags" verbringt er damit, Dinge zu organisieren. "Ich organisiere Ausstellungen und Messeauftritte und die Fahrten dorthin." Gleichzeitig kümmert er sich um seine Kontakte zu Künstlern, anderen Galeristen und Sammlern. "Ich verbinge sehr viel Zeit damit, mein Netzwerk aufzubauen und zu erhalten."

    Der junge Galerist sieht sich als eine Art Agent für die Künstler, die bei ihm ausstellen. Er verkauft ihre Kunst nicht nur, sondern lagert ihre Kunstwerke und kümmert sich um den anfallenden Papierkram. "Als Agent sollte man sich natürlich mit dem Werk der Künstler auskennen und in der Lage sein, Interessierten Hinweise dazu zu geben", betont Weingrüll. Obwohl er noch nicht lange auf dem Kunstmarkt aktiv ist, hat er klare Vorstellungen davon, welche Künstler er in seiner Gallerie ausstellen lässt. "Kunst muss etwas zeigen können, was in Worten nicht beschrieben werden kann."

    Perfekter Beruf, der alles vereinigt, was ihm liegt

    Diese Definition setzt er eben auch bei seinen Künstlern an. Acht stellen derzeit regelmäßig bei ihm aus. "Meine Künstler treffe ich zum Beispiel bei Akademierundgängen", erklärt der 29-Jährige. Am liebsten erhalte er Tipps von anderen Künstlern oder Kollegen, die ihm Nachwuchstalente empfehlen. Darin sieht er die Aufgabe der Galerie: "Hier will ich Karrieren aufbauen und nicht nur mit Karrieren arbeiten, die es schon gibt." So sähen viele Leute, die seine Künstler auf Messen sehen, diese auch meist zum ersten Mal.

    Als Florian Weingrüll 2010 fast fertig war mit dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Religionswissenschaft in Tübingen, entschied er sich, eine eigene Galerie zu eröffnen. Zuvor hatte er verschiedene Praktika in Museen gemacht und festgestellt: "Das geht mir zu weit weg von dem, was eigentlich in der Kunst passiert." Nach einem Praktikum in einer Karlsruher Galerie stand für ihn fest, dass das der perfekte Beruf für ihn sei. "Er vereinigt alle Dinge, die mir liegen. Ich kann den ganzen Tag über Kunst reden, ich organisiere Ausstellungen und andere Dinge und habe sehr viel Kontakt zu Menschen."

    "Völlige Zufriedenheit ist Stillstand"

    Der Mann, der aus der Nähe von Pforzheim kommt, macht selbst keine Kunst mehr: "Das letzte Mal war im Kunst-Leistungskurs in der Schule." Das würde in seinem Job auch eher stören, ist er überzeugt. Er könne sich nicht für andere Leute und deren Kunst einsetzen, wenn er seine selbst am besten finde. So kümmert er sich stattdessen um die Nachwuchs-Künstler der Karlsruher Kunstszene. Diese sei erstaunlich gut für die Größe der Stadt und sehr gut international vernetzt. Das sei sehr wichtig, da der Kunstmarkt auf internationalem Parkett stattfindet.

    Deshalb wird sich Weingrüll in nächster Zeit wieder auf Reisen begeben, um sich und seine Künstler auf Messen zu präsentieren und seine Kontakte zu pflegen. São Paulo und Hongkong liegen auf der Reiseroute. Pausen gönnt er sich nur selten, ebenso wie er mit seiner Arbeit selten zufrieden ist. Für diese gilt das gleiche wie für den Gegenstand seiner Arbeit: "Kunst muss sich entwickeln", ist er überzeugt. Dieser Prozess dürfe nie aufhören, denn "völlige Zufriedenheit ist Stillstand".

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
    Offen, passioniert, rastlos

    Was ist Ihre größte Stärke, was Ihre größte Schwäche?
    Die Rastlosigkeit beziehungsweise der Ehrgeiz. Sowohl Stärke als auch Schwäche.

    Lerche oder Eule? Sind Sie Frühaufsteher oder Nachtmensch?
    Dann wohl eher Eule.

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Nein, das hat sich oft geändert und erst gegen Ende meines Studiums ergeben. Dann wurde es aber zu meinem Traumberuf. Vielleicht wurde mir da auch klar, dass er es ist.

    Wenn Sie in Ihrem Leben etwas noch einmal machen könnten, was wäre das?
    Da gibt es nichts. Es macht keinen Sinn zu bereuen - ob positiv oder negativ.

    Sie schlagen morgens die Zeitung auf. Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
    So lange sie positiv über mich, die Galerie oder meine Künstler ist, freue ich mich über jede.

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Den PC, weil er das Hauptwerkzeug für meine Arbeit ist.

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Da schweige ich besser.

    Wenn Sie Ihr eigener Mitarbeiter wären, was würde Ihnen besonders an sich auffallen?
    Hoffentlich meine Leidenschaft für den Job, vermutlich meine nach außen oft aufgeregt wirkende Art.

    Was würden Sie ändern, wenn Sie König von Deutschland wären?
    Ich würde mir alle Verantwortung nehmen und mich mit dem Geld zurückziehen. Vermutlich eine Galerie eröffnen.

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Die Lebensqualität und die kleine, lebhafte und international vernetzte und beachtete Kunstszene.

    Deutschland gilt auch als das Land der Nörgler und Perfektionisten – Warum würden Sie dennoch einwandern?
    Ich nörgle gerne und schätze Perfektionismus.

    Sekt oder Selters – welches Getränk geht bei Ihnen nie aus?
    Selters.

    Was bewegt Sie dazu, vom Sofa aufzustehen?
    Die Familie und der Job.

    Meer oder Berge – Action oder Entspannung im Urlaub?
    Die Option auf beides ist mir am liebsten.

    Welche Sprache würden Sie gerne noch lernen?
    Spanisch, Italienisch, Chinesisch

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    Bestenfalls weder noch.

    (sas)

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