Klar, Romantik ist subjektiv und eigentlich sollte jeder selbst entscheiden, wo er seine romantischen Momente verbringen möchte - deshalb ist die Top 5-Liste völlig wertfrei. Es gibt keinen ersten, keinen letzten Platz, keine eindeutige Definition von Romantik, lediglich eine ganz persönliche Zusammenstellung von Karlsruher Orten und Plätzen, die eine ganz besondere Wirkung haben.
Von wildromantisch bis kitschig, schön, idyllisch und ein bisschen magisch - subjektiv erlebt und vielleicht einfach eine Anregung, mal wieder mit "der besseren Hälfte" Hand in Hand spazieren zu gehen und selbst die Fächerstadt-Romantik zu erleben. Diese Top 5 ist aber gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an eine Stadt, die trotz aller Baustellen, trotz der ihr nachgesagten "trockenen Seriösität" viel Schönes, Historisches und Romantisches zu bieten hat.
Der Japangarten
Im Karlsruher Stadtgarten gibt es viele romantische Ecken, gerade im Sommer sind Farben- und Duftspiel geradezu einzigartig, eben ein Garten für die ganze Stadt, für die Bürger. Hier geht man spazieren, liest, trifft sich auf ein Schwätzchen oder genießt. Ein ganz besonderes Fleckchen ist der Japangarten: Wer es gerne exotisch, ruhig und meditativ mag, ist hier richtig. Aber der Gruß aus Nippon ist auch ein historischer, denn bereits 1913 wurde ein Teil des Stadtgartens im japanischen Stil umgebaut. 1927 bekommt die Stadt aus Nagoya einen Shintoschrein des Tempelbauers Jusiro Yamada und Steinlöwen. 1938 kommt eine 13-stöckige Pagode dazu. 1965 führte ein Shintopriester eine Erdbeschwichtigungsfeier durch. Der Japangarten wurde damals zur Bundesgartenschau 1967 um den Kare-Sansui, einen trockenen Zen-Garten, erweitert. Zusammen stellt der Garten heute eine Miniaturlandschaft vom Gebirge bis zum Meer dar.
So viel zur Historie, denn es soll ja um Romantik gehen. Und die strahlt der Japangarten auf eine ganz besondere Art aus: Es ist die Friedlichkeit, die innere Ruhe, die den Garten umgibt, die für eine ganz besondere Stimmung sorgt. Ein Hauch Exotik, kombiniert mit intimer, innerer Stille - eine hervorragende Voraussetzung für romantische Momente.
Der Durlacher Schlossgarten
Was könnte besser zur Romantik taugen, als ein ehemaliger Lustgarten? Der Schlossgarten hinter der Durlacher Karlsburg war einst ein ort amouröser Vergnügungen. Er wurde 1565 beim Umzug des Markgrafen Karl II von Pforzheim nach Durlach an der neuen Residenz angelegt. Die Gartenanlage umfasst zur Blütezeit der Durlacher Residenz ein Ballhaus, einen Küchengarten und eben jenen Lustgarten. Noch heute ist hier eine von Deutschlands ältesten Kastanienalleen zu finden. Auf der Anlage gab es ein "Lusthaus". Denkmale, römische Grab- und Gedenksteine ergänzten das Bild.
Auch heute können im "Lapidarium" noch römische Steine bestaunt werden. Unter den alten Bäumen, die, wenn sie denn sprechen könnten, wohl so manch prickelnde aber auch romantische Geschichte zu erzählen wüssten, kommen schnell romantische Gefühle auf. Man hört, so manches Fleckchen im Durlacher Schlossgarten, fernab von Kinderspielplatz und Spazierwegen, biete auch die notwendige Ruhe für ein "historisches Schäferstündchen".
Der Erlachsee
Ende der 1960er Jahre zur Kiesgewinnung für den Bau der Südtangente angelegt, inzwischen renaturiert und 1983 unter Naturschutz gestellt, präsentiert sich der Erlachsee im Oberwald, zwischen Durlach und Rüppurr gelegen, heute wildromantisch. Wegen der zahlreichen geschützen Tier- und Pflanzenarten, die sich dort inzwischen angesiedelt haben, ist der See nur noch über so genannte "Beobachtungsplattformen" zugänglich.
Nichtsdestotrotz lässt sich Natur hier wie nirgendwo sonst in Karlsruhe erleben. Natur und Romatik pur, besonders abends, wenn sich nur noch wenige Besucher dorthin verirren. Wer allein kommt, kann hier seltene Tierarten beobachten und geschützte Pflanzen studieren. Hier lässt es sich verweilen, bei Vogelgezwitscher die Natur genießen und Romantik erleben - am besten natürlich zu zweit.
Der Botanische Garten
Der Botanische Garten befindet sich am Rande des Schlossgartens westlich des Karlsruher Schlosses. Nach Plänen von Friedrich Weinbrenner wurde ab1808 der neue botanische Garten am Karlsruher Schloss mit Orangerie, Warm-, Kalt- und Anzuchthäusern und opulenten Freilandanlagen geschaffen. In den 1850er-Jahren gab es unter dem Baudirektor Heinrich Hübsch noch einmal eine komplette Umgestaltung und Modernisierung des Gartens und der Gewächshäuser: Der Botanische Garten bestand von da an unter anderem aus der rund 87 Meter langen Orangerie, dem Kamelien- und Blumenhaus, dem Palmenhaus, dem Wasserpflanzenhaus und dem Warmhaus. Ein Pavillon mit Durchgang zum Schlossgarten, eine bogenförmige erbaute Galerie mit davor liegendem Wintergarten schlossen sich an.
Der Botanische Garten des Karlsruher Schlosses ist nun genau das Gegenteil des wildromantischen Erlachsees. Hier geht es geordnet und gesittet zu. Feine Gartenanlagen, Wasserspiele, alte Bäume, Grünanlagen und exotische Pflanzen sorgen hier für romantische Stimmung. Denn was passt besser ins Klischee, als eine Bank unter schattigen Bäumen und Teiche voller Seerosen, ein idealer Ort für ein romantisches Rendezvous mit ausreichend städtischem Flair.
Die Großherzogliche Grabkapelle
Romantik der etwas anderen Art, vielleicht sogar kombiniert mit etwas Morbidität bietet die Großherzogliche Grabkapelle im Hardtwald an der Lärchenallee gelegen. Selten für Besucher geöffnet, aber immer einen Besuch wert, ist die Umgebung des Kapelle von einer ganz besonderen Stimmung beseelt. Fast schon melancholisch ausgeprägt ist die Romatik dieses ganze besonderen Karlsruher Bauwerks. Die Kapelle wurde 1889 bis 1896 gebaut. Auftraggeber waren der badische Großherzog Friedrich I. und seine Gemahlin Luise: Anlass für den Bau war der frühe Tod ihres jüngsten Sohnes Ludwig Wilhelm. Die Eltern wünschten sich, "seiner fern vom Lärm der Stadt, in der Abgeschiedenheit des tiefen Waldfriedens" gedenken zu können. Vorher wurden die badischen Herrscher in der Schlosskirche St. Michael in Pforzheim oder in der Gruft der Karlsruher Stadtkirche beigesetzt, beides Orte, die vom Großherzogspaar nicht ohne öffentliches Aufsehen besucht werden konnten.
Für viele Kenner ist die Grabkapelle eines der stimmungsvollsten Bauwerke der badischen Geschichte, die traurige Geschichte, die sie umgibt, sorgt für eine ruhige, fast schwermütige Stimmung und eine ausgesprochen dunkle, düstere Romantik. Sicherlich eine Geschmacksfrage, aber wer einen romantischen Ausflug zu zweit plant, sollte der Grabkapelle und ihrer nächsten Umgebung unbedingt einmal eine Chance geben. Gerade in den Abend- und ganz frühen Morgenstunden herrscht hier tiefe Ruhe und bei auf- oder untergehender Sonne im Sommer ein ganz wundervolles, magisches Licht.