Seit gestern läuft offiziell die erste Förderungsperiode der Exzellenzinitiative, im Rahmen derer die Karlsruher Universität zu einer von drei Eliteuniversitäten in Deutschland gekürt wurde. Diese Aufbruchstimmung soll auch dem Karlsruher Institut für Technologie besondere Schubkraft verleihen - ein idealer Anlass für FZK und Uni also, in einer gemeinsamen Pressekonferenz einen Ausblick auf die zukünftige Arbeit des KIT zu geben und die Schritte auf dem Weg dorthin aufzuzeigen.
Forschung und Lehre: Es soll zusammenwachsen, was zusammen gehört
Mit dem Karlsruher Institut für Technologie streben die beiden Partner eine "kohärente Verzahnung von Lehre und Forschung" an, wie sie bislang einzigartig in Deutschland ist: Statt des bisherigen Nebeneinanders soll künftig ein Miteinander des universitären Lehrauftrags und der staatlich beauftragten Großforschung, wie sie das FZK als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft betreibt, Synergieeffekte schaffen - das FZK könnte Wissen und Arbeitskraft der beteiligten Universitätsinstitute für die Helmholtz-Gemeinschaft erschließen und das Spektrum seiner Forschungen in Tiefe und Breite erweitern; und für die Universität tun sich neue Möglichkeiten praxisbezogener Forschung und eigener Profilierung auf. Ihre Forschungsfelder werden in Zukunft verstärkt auf das KIT ausgerichtet.
Eines der greifbarsten Beispiele für das Zusammenwachsen der beiden in Ausrichtung und Organisation so verschiedenen Einrichtungen nannte Professor Dr. Reinhard Maschuw, kommissarischer Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums: Die Schaffung eines Instituts für Angewandte Materialien (IAM), in dem Tätigkeitsfelder aus dem universitären Bereich und solche des FZK zusammengeführt werden sollen. Das KIT werde durch diese Verzahnungen zum "Großforschungszentrum der Zukunft", so Maschuw - während sein Pendant, Universitätsrektor Professor Dr. Horst Hippler, das KIT auf dem Weg zur "Universität der Zukunft" sieht. Die von beiden Seiten angestrebte Verflechtung könne indes nicht unbedingt als allgemeines Modell für das Zusammenführen von Forschungseinrichtungen und Universitäten gelten: Während die Voraussetzungen hierzu in Karlsruhe denkbar günstig seien - sowohl was die jeweilige Ausrichtung der Institutionen betrifft, aber auch hinsichtlich ihrer Größe und Lage -, seien andernorts die Strukturen zu wenig kompatibel.
Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen soll nicht zu kurz kommen
Das KIT wird zunächst über ein jährliches Budget von 600 Millionen Euro verfügen; in etwa fünf Jahren, so Hippler, wolle man in den Bereich jener 800 Millionen vorstoßen, den die amerikanischen Einrichtungen zur Verfügung haben, an denen man sich in Zukunft messen möchte: Klangvolle Namen wie Stanford oder Berkeley wurden genannt. Nicht von ungefähr bekam das gemeinsame Kind von Universität und Forschungszentrum einen Namen, der an eine berühmte Institution in den Vereinigten Staaten erinnert. Genau in dieser Liga will fortan das KIT mitspielen - und das geht nicht ohne eine engere Zusammenarbeit mit der Industrie. Auch hierin sind die Vereinigten Staaten ein Vorbild, und auch hier deuten sich erste Schritte in Karlsruhe bereits an: Der Energiekonzern EnBW zeigt sich an einem Engagement im zukunftsträchtigen Bereich der Energieforschung, etwa bei der Nutzung geothermischer Energiequellen oder der Gewinnung von Energie und Kraftstoffen aus Biomasse, stark interessiert. Insgesamt, so Maschuw, gebe es im Umgang zwischen Industrie und Forschung durchaus noch Möglichkeiten zur Verbesserung.
Nicht nur die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen möchte das KIT in stärkem Maße betreiben, als es in Deutschland bislang der Fall gewesen ist; auch im Verhältnis zu anderen Forschungseinrichtungen soll das Karlsruher Institut für Technologie kein Elfenbeinturm werden: Die bestehenden Kooperationen mit der Karlsruher FH, den ortsansässigen Fraunhofer-Instituten und den Universitäten in Heidelberg, Stuttgart, Darmstadt und Freiburg sollen weiterhin gepflegt werden. Personelle Überschneidungen sind bereits vorhanden, durchaus erwünscht und sollen ihren Teil zu Verflechtung und Synergieeffekten beitragen.
Der Blick geht nach vorn
Damit das KIT seine organisatorische Gestalt finden kann, muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen setzen. Hierzu werden am 21. November Bundesforschungsministerin Schavan und der zuständige Landesminister Frankenberg zusammentreffen, um etwa über die gemeinsame Verwaltungsstruktur und die Rechtsform zu beraten. Auch die bislang sechs Arbeitsfelder des KIT sind keine feste Größe: Je nach Entwicklung der Dinge sei es denkbar, neue einzuführen und solche, die sich als nicht genügend zukunftsträchtig erwiesen, abzuschaffen.
Wie das zukünftige Großinstitut im Innenverhältnis organisiert wird, kann daher noch nicht gesagt werden; sicher aber ist, dass die Integration auf allen Arbeitsebenen vollziehen muss. Es gilt, so etwas wie eine gemeinsame Unternehmenskultur zu schaffen; und diese könne nicht von oben verordnet werden, sondern müsse sich von unten her entwickeln. Universitätsrektor Hippler hat allerdings keinerlei Bedenken, dass eine solche Institutionalisierung gelingen wird: Nicht die Risiken, sondern die Chancen einer solchen Veflechtung sollten im Vordergrund der Betrachtungen stehen, wünscht er sich. Und man ist optmistisch: Die Unterschiede in dem Ausbildungsniveau, das deutsche Universitäten bieten, werden wachsen, heißt es. "Und wir wollen zu den Besten gehören."