Präzise Messungen der Atmosphäre sind für Vorhersagen des Klimawandels und seine Folgen, wie sie zurzeit auf der Weltklimakonferenz in Durban diskutiert werden, unentbehrlich. Wie die Pressestelle des KIT mitteilt, startet eine Forschergruppe aus Jülich und Karlsruhe ab dem 6. Dezember in Nordschweden ein einzigartiges Experiment: GLORIA steigt zunächst für vier Test- und Messflüge über der Arktis in den Himmel.
Messungen für Klimamodelle
Das im Rahmen einer Ausbauinvestition der Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam entwickelte Instrument fliegt erstmals mit dem russischen Forschungsflugzeug Geophysica. Es beobachtet klimarelevante Gase und atmosphärische Bewegungen. Diese Messungen sollen zu wesentlich verbesserten Klimamodellen beitragen.
GLORIA ist die Abkürzung für "Gimballed Limb Observer for Radiance Imaging of the Atmosphere". Hinter dem komplizierten Namen verbirgt sich eine neuartige Infrarot-Kamera. Sie zerlegt die von den atmosphärischen Gasen ausgesandte Wärmestrahlung in ihre Spektralfarben. Dadurch können diese Gase und ihre großräumigen Bewegungen genau abgebildet werden. Das neue Gerät wird diese Prozesse erstmals mit einer sehr hohen räumlichen Auflösung messen.
"GLORIA besser als bisherige Instrumente"
"Die horizontale Auflösung beträgt 30 Kilometer, und in der vertikalen Richtung 200 Meter. Damit ist GLORIA um eine ganze Größenordnung besser als bisherige Instrumente", so Felix Friedl-Vallon, Physiker am KIT. Der Jülicher Physiker Martin Kaufmann fügt an, dass die von GLORIA beobachtete Höhenregion für das Klima enorm wichtig sei. "Hier strahlt die Atmosphäre am meisten Wärme in den Weltraum ab, und deshalb sind in diesem Bereich Treibhausgase und Wolken besonders belastend für den Energiehaushalt der Erde", erklärt der Wissenschaftler.
Nach erfolgreichem Ersteinsatz auf dem Forschungsflugzeug Geophysica wird das Spektrometer ab Sommer 2012 an Bord des neuen deutschen Forschungsflugzeugs HALO installiert werden. Ab dem Jahr 2020, so die Hoffnung der Wissenschaftler, liefert eine weltraumtaugliche Version des Geräts wichtige Klimadaten, als Bestandteil der PREMIER-Mission an Bord eines ESA-Satelliten. Altersbedingt stellen in den kommenden Jahren mehrere europäische und amerikanische Umweltsatelliten ihre Arbeit ein. "GLORIA schließt eine Lücke, die hier für die Atmosphärenforschung entsteht", betont Hermann Oelhaf, Meteorologe am KIT.