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Karlsruhe: KIT: Erbgut als "Biokleber"

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KIT: Erbgut als "Biokleber"

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    Im DNA-Synthesizer produzieren Professor Clemens Richert (li.) und Professor Stefan Bräse (re.) ihren "Klebstoff" für neue Materialien.
    Im DNA-Synthesizer produzieren Professor Clemens Richert (li.) und Professor Stefan Bräse (re.) ihren "Klebstoff" für neue Materialien. Foto: Gabi Zachmann/KIT

    Dieser Klebstoff hält winzige Partikel nicht nur zusammen, sondern bringt sie auch selbständig im richtigen Abstand in Kontakt. Ein Traum für jeden Ingenieur, der regelmäßig strukturierte Materialien mit kleinsten Poren benötigt.

    Um dreidimensionale Gitter mit Poren im Nanometer-Bereich (1 Nanometer = 1 Millionstel Millimeter) aufzubauen, knüpfen die Wissenschaftler am KIT extrem kurze Stücke von einsträngiger Desoxyribonukleinsäure (DNA), die von der Natur ursprünglich als Träger der genetischen Information entwickelt wurde, an ein sternförmiges Molekül. Wie im Erbgut der Lebewesen lagern sich jeweils zwei DNA-Einzelstränge, die sich aufgrund der Abfolge ihrer Bausteine ergänzen, zu einem Doppelstrang zusammen.

    An jedem Zentralmolekül sind vier dieser „klebrigen“ DNA-Enden wie die Ecken eines Tetraeders angeordnet. Sie können sich daher mit jeweils vier anderen Molekülen verbinden. Durch Selbstorganisation entsteht so eine komplexe räumliche Gitterstruktur mit neuen Eigenschaften.

    Dynamische Auf - und Abbauprozesse möglich

    Poröse Materialien spielen als Katalysatoren, Speichermedien und strukturgebende Komponenten, beispielsweise in der Technik oder der Medizin, eine wichtige Rolle. „Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass mit Hilfe kurzer DNA-Schnipsel quasi-unendliche Strukturen für solche Anwendungen aufgebaut werden können“, beschreibt Richert die Arbeit, die am Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) des KIT in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen Bräse (Chemie), Wenzel (Physik) und Puchta (Biologie) entstand.

    Die extrem kurzen DNA-Doppelstränge haben den Vorteil, dass eine relativ geringe Aktivierungsenergie benötigt wird, um fehlerhafte Strukturen wieder aufzubrechen. "Dies ermöglicht einen dynamischen Auf- und Abbauprozess", so Richert, der auch nach seinem kürzlichen Wechsel an die Universität Stuttgart das Projekt in Zusammenarbeit mit seinen Karlsruher Kollegen weiterführen wird. „Ein großer Vorteil dabei ist, dass wir mit rein synthetischem Material große Gitter erhalten können.“

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