Vor vier Monaten hat Jule im Café Cielo begonnen. Was zunächst unspektakulär klingt ist nicht selbstverständlich: Jule hat nämlich das Down-Syndrom. Ihre Behinderung war für Inhaber Alex Fuchs jedoch kein Grund, sie nicht einzustellen.

Jule kommt aus Durlach kennt das Cielo schon seit Kindheitstagen: "Das ist das Stammcafé meines Papas, er hat mich hier immer mitgenommen", meint sie im Gespräch mit ka-news.de. "Irgendwann äußerte sie den Wunsch, hier auch einmal zu kellnern", erzählt Papa Jakob Decressin.
"Jule lässt sich nicht aus der Ruhe bringen"
"Da dachte ich mir, probieren wir das doch mal gerne", so Fuchs. Die ersten drei Monate absolvierte Jule daraufhin zunächst ein Praktikum. Dieses meisterte sie erfolgreich, wie der Chef zufrieden anmerkt: "Jule lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie arbeitet sorgfältig und gründlich und ist insgesamt sehr zuverlässig."

Da Jule wie die anderen auch in den ganz normalen Betrieb mit eingebunden wird, hat sie immer die direkte Möglichkeit, ihre Tätigkeiten zu üben und sich stetig zu verbessern. Das "Learning by Doing" zahlt sich bei ihr aus: "Bis heute hat sie zum Beispiel noch nie etwas runterfallen lassen", wird sie von Fuchs gelobt.
So funktioniert richtige Inklusion
Dass ihr der Job großen Spaß bereitet, merkt man ihr an, wenn man sie darüber reden hört: "Ich finde es hier eigentlich nie anstrengend, die Arbeit fällt mir leicht und ich weiß genau was ich zu tun habe. Koffeinfreien Kaffee oder Kakao trinke ich auch selbst total gerne. Alle Kollegen und Gäste sind auch immer sehr freundlich zu mir!"

Den Kundenkontakt genießt sie sehr, mit dem ein- oder anderen Stammkunden ist sie schon bestens vertraut. "Hier wird ihr auch von allen Seiten eine große Akzeptanz und Offenheit entgegengebracht", freut sich ihr Vater. "Ich finde, das ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Inklusion."

Verbindung von Arbeit, Freizeit und Umweltbewusstsein
Derzeit kommt Jule jeden Donnerstag und Freitag zur Schicht. Die restlichen drei Tage packt sie in einer Großküche der Hagsfelder Werkstätten und Wohngemeinschaften Karlsruhe (HWK) mit an. Hier arbeitet sie schon seit zwei Jahren.

Doch auch sonst ist ihr Wochenplan ordentlich gefüllt: Jule ist Mitglied einer Theatergruppe, tanzt in einer Tanzschule und geht zweimal die Woche ins Fitnesstraining für Frauen.
"Jule bereichert das Cielo und das ist für alle ein Gewinn"
Außerdem ist sie aus eigener Initiative einmal die Woche mit Zange und Tüte ausgerüstet in ihrer Straße unterwegs und sammelt den anfallenden Müll ein, weil sie dieser stört. "Für diesen tollen Einsatz verdient sie sich von mir ein kleines Taschengeld", lacht ihr Papa.

Für die Zukunft ist geplant, das Beschäftigungsverhältnis als Kellnerin auf Dauer beizubehalten. Im Café ist man jedenfalls froh, dass es Jule gibt und alle Beteiligten sind glücklich.
Alex Fuchs findet abschließend die passenden Worte hierzu: "Jule ist keine Belastung für unser Team, im Gegenteil. Sie bereichert das Cielo und das ist für alle ein Gewinn!"