An insgesamt 28 Gräbern wurden der Polizei Diebstahl und Sachbeschädigungen gemeldet. Entwendet wurden unter anderem Schalen, Töpfe, Abdeckplatten, Figuren oder Grabverzierungen aus Bronze. Unter dem Diebesgut befinden sich zudem zwei 1,60 Meter große Engelsfiguren und ein 100 Zentimeter großes Künstler-Selbstbildnis. Ebenso wurde ein Elektrofahrrad aus einem Geräteschuppen gestohlen.
Der Gesamtschaden der Delikte wird bislang etwa auf 120.000 Euro geschätzt.

"Man beklaut jemanden, der sich nicht mehr wehren kann"
Auch eine ka-Reporterin ist betroffen – vom Grab Ihrer Mutter wurde eine Marienfigur aus Bronze geklaut. "Ich bin fassungslos und frage mich wirklich, wer so etwas Abgebrühtes tut. Nicht einmal vor den Toten haben sie Respekt", erzählt sie aufgebracht. Die Figur hatte für fast 30 Jahre ihren Platz auf dem Familiengrab.

Auch der Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts Matthäus Vogel verurteilt die Taten zutiefst: "Man beklaut jemanden, der sich nicht mehr wehren kann und trifft damit dessen Angehörigen – trauernde Menschen."
"Das ist eine sehr emotionale Angelegenheit und nochmal eine ganz andere Geschichte als ein gewöhnlicher Diebstahl. So etwas macht man einfach nicht", meint er.

Vermutlich kein Einzeltäter
Bisher habe die Polizei auf Anfrage der Redaktion noch keine Tatverdächtigen fassen können. Aussagen zu einem Strafmaß konnte zum derzeitigen Punkt nicht getroffen werden.
"Bei einem sogenannten 'einfachen' Diebstahl können Täter zu Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt werden. Handelt es sich um einen besonders schweren Fall oder einen Bandendiebstahl, liegen die Höchststrafen bei 10 Jahren", klärt der Pressesprecher der Polizei auf.
Konkrete Hinweise auf Bandenkriminalität gäbe es nicht. Da allerdings zeitgleich Gräber auf dem Heidelberger Friedhof verwüstet und bestohlen wurden (TAG24 berichtete), wird davon ausgegangen, dass mehrere Täter beteiligt sind. Die Kollegen stehen bei den Ermittlungen im gegenseitigen Austausch.

Besserer Schutz für Karlsruher Gräber
Da der Friedhof zum öffentlichen Bereich zählt und frei zugänglich ist, gestaltet sich ein Schadensersatz laut Vogel schwierig. "Die Gegenstände sind im Normalfall nicht versicherbar. Solche Vorkommnisse passieren hier zum Glück äußerst selten", so der Friedhofsleiter. Trotzdem werde derzeit besprochen, wie Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen auf dem Hauptfriedhof ausgeweitet und verschärft werden können.
Bei der ka-Reporterin ist der finanzielle Aspekt allerdings nur ein bitterer Nebengeschmack: "In erster Linie macht die Sache mich einfach nur traurig und wütend."