Ein Raunen ging durch die Reihen der Versammelten, als der Tagesordnungspunkt 12 im gestrigen Gemeinderat angegangen wurde. Es wurde rasch deutlich, dass die übrigen Fraktionen kein Verständnis dafür aufbrachten, schließlich wäre dieses Thema bereits etliche Male durchgekaut worden. "Zeitverschwendung" lautete ein Zwischenruf. Trotzdem wurde Stadträtin Baitinger Raum gegeben, ihren Antrag vorzubringen.
Erschließung sei erforderlich
Die fehlende Einbindung des Wildparkstadions ins Karlsruher ÖPNV-Netz führe dazu, dass für Zuschauer nicht die Möglichkeit bestehe, mittels öffentlicher Verkehrsmittel zu einem Fußballspiel zu gelangen. Damit würden mit dem großen Zuschauerandrang auch starke Belastungen im Straßenverkehr einhergehen, so Doris Baitinger.
Außerdem würde die Ansiedlung der Hochschule in den brachliegenden Kasernen nördlich des Adenauerrings eine Erschließung dieses Gebiets durch den öffentlichen Personennahverkehr mittelfristig erforderlich machen, beendete die SPD-Fraktionsvorsitzende ihre Ausführungen.
"Ausreichende Anbindung ist gegeben"
Schon zu Beginn der Verhandlungen kristallisierte sich heraus, dass der Schwerpunkt dieses Antrags ganz klar darauf lag, wie gut letztendlich das Stadion zu erreichen wäre.
Sven Maier von der CDU warf ein, der Antrag erwecke die Begründung, dass es nahezu an einer Unmöglichkeit grenzte, anständig zum Wildpark zu gelangen. Er ging auf die vorhandenen Anbindungen zum Stadion und den Kasernengebäuden ein und kam zu dem Fazit, dass eine ausreichende gesamtverkehrliche Situation gegeben wäre.
Fokus auf Wildpark gelegt
Im Namen der Grünen ergriff Stadtradt Johannes Honné das Wort und holte aus, dass in Sachen Stadion vor allem der psychologische Effekt eine Rolle spiele. "Das eigentliche Ziel sieht man von den Haltestellen aus nicht, daher auch die Annahme, man wäre dorthin ewig unterwegs." Doch im Vergleich mit anderen Städten wäre der Wildpark sogar deutlich näher an den Haltestellen als manch anderes Stadion. Dieser Meinung schloss sich auch die Mehrheit der restlichen Fraktionen an.
Schließlich meldete sich noch einmal die Antragsstellerin zu Wort. Sie warf den Gemeinderatsmitgliedern vor, sich ausschließlich auf die Anbindung zum Stadion zu konzentrieren. Außerdem verteidigte sie den Antrag, es handle sich schließlich um eine Machbarkeits- keine Realisierungsstudie. Sinn und Zweck des Antrags sei es doch, Daten einzuholen und keine Entscheidungen auf Basis nicht vorhandener Fakten zu fällen.
"Das können wir den Bürgern nicht zumuten"
Oberbürgermeister Fenrich zog abschließend das Fazit, dass diese Trasse nur unter unglaublichem Waldopfer zustande käme. "Hier müssen wir eigentlich überhaupt nicht weiterdenken", gab er an. "So etwas können wir den Bürgern schlicht nicht zumuten."
Für eine Machbarkeitsstudie sieht die Verwaltung in einer Stellungnahme derzeit ohnehin keinen Handlungsbedarf, weder in verkehrlicher noch in zuschussrechtlicher Sicht.
Antrag wurde schließlich zurückgezogen
Am Schluss ging das letzte Wort von Doris Baitinger fast im Stimmengewirr der diskussionsfreudigen Stadträte unter. "Wir ziehen den Antrag zurück", ließ sie im Namen der SPD-Fraktion verlauten. Überraschte Gesichter, erleichtertes Ausatmen - damit war dieses Thema schneller vom Tisch als erwartet.