Zur Beruhigung aller Taubenfreunde sei gesagt: Keiner Taube wird ein Leid geschehen. Vielmehr werden die, nach Schätzung der Polizeibehörde, ungefähr 2.800 Tauben an vier Stellen im Stadtgebiet - etwa am Mühlburger Tor, am Friedrichsplatz, am Durlacher Tor und auf dem Gelände der Universität - von engagierten Tierschützern kontrolliert gefüttert. Eigens dafür hat die Stadt ihnen Sondergenehmigungen ausgestellt. Das ist nötig, da das Füttern von Tauben in Karlsruhe polizeilich verboten ist und mit bis zu 250 Euro Geldstrafe geahndet wird.
Das Konzept könnte der Stadt eine Menge Geld sparen
Das Konzept, welches eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Tierschutzorganisationen, engagierten Bürgern und Vertretern des Bürgerservice und Sicherheit (BuS) ausgearbeitet hat, sieht vor, in der Nähe der heutigen Futterplätze Taubenschläge einzurichten. Dort können die Tauben nisten und dies ermöglicht eine effektive "Geburtenkontrolle". Dann können die Gelege gegen Gipseier ausgetauscht und damit die Population verringert werden. Die Rechnung ist einfach: die Tauben in der Innenstadt sind meist auf Futtersuche. Werden sie gefüttert und haben einen Schlag, in den sie sich zurückziehen können, flattern sie den Bürgern nicht um die Ohren. Wird durch den Austausch der Gelege zusätzlich die Vermehrung verhindert, sinkt die Zahl der Tauben auf natürliche Weise. Der Kot, welcher sonst Fassaden und Gebäude verschmutzen würde, fällt nur noch im Taubenschlag an und kann von dort relativ einfach entsorgt werden.
Mit großem Erfolg wird dieses Modell bereits seit dem Jahr 2000 an der Universität Karlsruhe praktiziert. Seit dort ein Taubenschlag mit regelmäßiger Fütterung eingerichtet wurde, sanken die Reinigungskosten für die durch Taubenkot verursachten Verschmutzungen dramatisch. Außerdem entstanden keine weiteren Ausgaben für Taubenabwehrmaßnahmen. Welches Potential diese Maßnahme mit sich bringt, lässt sich erahnen, wenn man beachtet, dass die Stadt Karlsruhe jährlich allein 70.000 Euro Reinigungskosten für durch Tauben verursachte Verschmutzungen ausgibt. Dagegen seien die Fütterungskosten von 5.000 bis 6.000 Euro im Jahr vergleichsweise gering, so BuS-Leiter Dieter Behnle. Des Weiteren würden in dem Schlag auf dem Dach eines Uni-Gebäudes jeden Monat 40 bis 50 Eier entnommen und ausgetauscht, die ansonsten ausgebrütet würden.
Statt Strafe zu zahlen, können Taubenliebhaber offiziell füttern
Taubenfütterplätze, das hört sich für einige so an wie Rattennest. Das Gegenteil sei der Fall, klärt die Tierschützerin Frauke Miloloza auf. Als sie den Taubenfütterplatz am Durlacher Tor einrichtete, sei es tatsächlich der Fall gewesen, dass es dort ein Rattenproblem gab. In der Folge habe sie, unterstützt von freiwilligen Helfern, den Platz gesäubert und jetzt sei, trotz regelmäßiger Taubenfütterung, kaum mal eine Ratte zu entdecken. Das ist aber nicht zuletzt ihrem Einsatz zu verdanken. Denn die Tierschützerin versorgt die Tauben nicht nur mit Futter, sondern räumt auch das übrig gebliebene Futter weg, damit es keine anderen Tiere anlockt.
Die Aktion beruht größtenteils auf ehrenamtlichem Engagement. Die Helfer, welche die Tiere füttern und die Taubenschläge betreuen, bekommen keinen monetären Lohn für ihre Mühen, sie tun dies aus Liebe zu den Tieren. Doch falsch verstandene Tierliebe schadet dem Projekt. Deswegen will Bürgermeister Siegfried König "Taubenliebhaber, die bisher heimlich in aller Stille illegal Taubenfutter im Stadtgebiet abgelegt haben, mit ins Konzept einbinden". Ihr Engagement könne in legale Bahnen geleitet werden, wenn sie sich zur Betreuung von Futterplätzen bereit erklärten. Hausbesitzer seien ebenfalls eingeladen, über die Einrichtung eines Taubenschlags nachzudenken.
Wer sich engagieren will, der kann sich für Fragen oder Anregungen an das Amt für Bürgerservice und Sicherheit wenden. Wer das Konzept zur tierschutzgerechten Regulierung des Stadttaubenbestands finanziell unterstützen will, kann dies mit einer Spende auf ein eigens eingerichtetes Konto bei der Sparkasse Karlsruhe mit einer Einzahlung auf das Konto mit der Nummer 9000969 unter dem Stichwort "Spende für Stadttauben" tun. Mit diesen Spenden werden das Futter und die Taubenschläge finanziert.