Ob er nervös sei? Über diese Frage muss Nelson Demant erstmal nachdenken. "Noch nicht richtig", antwortet er schließlich. Allerdings spüre er schon, dass er langsam ein wenig aufgeregt werde. Mitte oder Ende August geht es los, das genaue Abflugdatum kennt er noch nicht. Auch nicht, wo es hingehen wird, das wird ihm die Agentur, mit der er den Austausch macht, noch mitteilen. "Am liebsten ist mir natürlich eine große Stadt", sagt Nelson. Aber das lasse er auf sich zukommen. Schließlich sei vielleicht gerade das Leben außerhalb der großen Städte interessant.
Besuch aus Deutschland? "Lieber nicht"
Im Juni ist Nelson 15 Jahre alt geworden. Er hat dunkle Haare und ist gut fünf Zentimeter größer als seine Patin, die Karlsruher Bundestagsabgeordnete und atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, die ihm bei dem Austausch zur Seite stehen wird. In seiner Freizeit spielt Nelson unter anderem Querflöte, außerdem boxt er und spielt Theater in einer Nachwuchstheatergruppe des Jubez. Hobbies, denen er nach Möglichkeit auch in den USA weiter nachgehen will. "Man hat mir empfohlen, möglichst direkt mit einem Sport anzufangen, weil man so schnell Anschluss findet und Leute kennenlernt."
Für Nelson ist es das erste Mal, dass er allein länger als zwei Wochen von zu Hause weg ist. Sorgen macht er sich deswegen aber keine. Auch seine Eltern seien ganz entspannt. "Die freuen sich für mich." Angst vor Heimweh habe er keine, obwohl er natürlich damit rechne, dass er zwischendurch mal welches bekomme. "An Weihnachten bestimmt." Dennoch habe er seine Freunde und auch seine Eltern gebeten, ihn nicht besuchen zu kommen. Wenn man sich gerade in einem neuen Land einlebe sei das schließlich eher kontraproduktiv.
USA? Burger - und Prism
In den USA war Nelson bisher noch nie. "Mit den Vereinigten Staaten verbinde ich zur Zeit noch vor allem das Klischeebild - Burger und so.", sagt er. Allerdings verfolge er natürlich auch die Diskussion um Datensicherheit und Prism. Die ganze Debatte von der amerikanischen Seite aus zu verfolgen, werde sicher interessant.
Das erste Mal ist es auch für Sylvia Kotting-Uhl: "Ich bin gefragt worden, ob ich das machen möchte und fand, es ist eine gute Sache - also habe ich zugesagt." Schwierig fand sie es, einen geeigneten Kandidaten auszuwählen. "Wenn ich dem einen 'ja' sage, sage ich ja ganz vielen anderen 'nein'." Für Nelson habe sie sich schließlich wegen dessen breiten sozialen und ökologischen Engagements, etwa bei Greenpeace, entschieden. "Außerdem fand ich gut, dass er Theater spielt." Wie genau die Patenschaft aussehen wird, wissen beide noch nicht. "Ich denke, Nelson wird mich über seine Erfahrungen auf dem Laufenden halten und ich bin schon sehr gespannt, wie er als Jugendlicher die USA wahrnehmen wird", sagt sie, während Nelson nickt. Auch wenn der Jugendliche auf den ersten Blick immer noch ganz ruhig wirkt, ein kleines bisschen aufgeregt sieht er jetzt doch aus.
Nelson will von seinen Erfahrungen in den USA bloggen. Sein Blog ist unter http://nelson-flies-away.tumblr.com schon jetzt erreichbar.
Jedes Jahr reisen rund 360 Schüler und junge Berufstätige für ein Jahr in die USA, etwa gleich viele junge Amerikaner kommen im Austausch dafür nach Deutschland. Weitere Infos rund um das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm und zur Bewerbung für den nächsten Austausch gibt es hier.